Tote bei gescheiterter Schiffsentführung auf Kuba Havanna (dpa) - Kuba hat zwei neue Schiffsentführungen durch mutmaßliche Regimegegner bekannt gegeben. Nachdem ein Kaperversuch am Montag im Anfangsstadium vereitelt und drei mutmaßliche Entführer in einem kubanischen Hafen getötet worden waren, wurde am Dienstag ein Schiff der staatlichen Firma "Geocuba" entführt. Das mit insgesamt 27 Menschen besetzte Schiff sei um vier Uhr morgens im Hafen von Camagüey, 530 Kilometer östlich von Havanna, entführt und bis Dienstagabend in die Gewässer der Bahamas gefahren, teilte das Innenministerium mit.
Havanna machte Washington für die beide Zwischenfälle verantwortlich. Die Umstände der zunächst geglückten Entführung blieben zunächst unbekannt. Man habe zum Zeitpunkt der Entführung in Camagüey lediglich "sieben Männer außerhalb des Schiffes und etwa 20 Menschen auf dem Schiff gesichtet", hieß es im offiziellen Kommuniqué. Eine Erstürmung des entführten Schiffs schloss Havanna aus. Das Risiko von Unfällen oder eines Verlustes von Menschenleben sei zu groß. Auch die Küstenwache der USA wolle nicht intervenieren, hieß es in Havanna.
Bei der am Montag im nordwestlichen Fischerhafen La Coloma vereitelten Entführung war auch ein zehnjähriger Junge durch einen Kopfschuss schwer verletzt worden. Drei mit Revolvern bewaffnete Männer hatten den Angaben zufolge frühmorgens in Begleitung einer Frau und von zwei Kindern einen Wachmann des Hafens verletzt und ein Fischereischiff gestürmt. Mehrere Fischer und Sicherheitskräfte hätten jedoch die Abfahrt des Schiffes verhindert.
Bei einer Schießerei, deren Umstände noch nicht geklärt seien, seien die drei männlichen Entführer getötet und der zehnjährige Junge schwer verletzt worden. Das Innenministerium deutete an, dass es zwischen den Entführern Meinungsverschiedenheiten und einen Kampf gegeben habe. Zur Klärung der Vorfälle müsse noch die Frau verhört werden. Unklar sei, ob sie und ihre beiden Söhne an der Entführung beteiligt gewesen oder aber als Geiseln genommen worden seien.
Die kubanische Behörden machten die USA für die "widerlichen Vorfälle" verantwortlich. Sie seien eine direkte Folge der US- Gesetze, die den illegal ausgereisten Kubanern das Privileg des Asyls und sofortiges Arbeitsrecht gewährten, hieß es. "Das Ziel dieser Verbrecher ist die Ausreise in die Vereinigten Staaten." Kuba erwarte nun, dass die USA die bilateralen Migrationsabkommen respektierten und das Schiff samt Entführern nach Kuba zurückschickten. Nach den genannten Abkommen bekommen nur jene Kubaner Asyl, die das US-Territorium erreichen.
Entführungen von Schiffen oder Flugzeugen durch Gegner des sozialistischen Regimes sind in Kuba keine Seltenheit. Für großes Aufsehen und Empörung hatte erst im April die Hinrichtung von drei Männern gesorgt, die die Entführung einer mit 40 Passagieren besetzten Fähre angeführt hatten. Die Entführer wollten mit dem gekaperten Schiff nach Florida gelangen, waren aber wegen Treibstoffmangels nicht weit gekommen.
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