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nie mehr mit Yacht (Gelesen: 3603 mal)
17. September 2005 um 01:26

uwe   Offline
Administrator

Geschlecht: male
Beiträge: 1895
*****
 
Cuba Si???? Surealismo tropical!

Waren Sie schon mal in Kuba? Dem Land des Buena Vista Social Clubs, den freundlichen Menschen, der niedrigen Kriminalität, der kostenlosen medizinischen Versorgung, der excellenten Schulbildung? Dem letzten sozialistischen Paradies in der Karibik?
Wenn ja, dann sicher mit einem Flugzeug von LTU, CONDOR oder auch IBERIA.
Nie, aber wirklich nie, sollten Sie mit dem Segelschiff nach Kuba fahren. Und auf gar keinen Fall Einhand.
Es sei denn, Sie haben nostalgische Sehnsucht nach den legendären Kontrollen auf den Transitstrecken der ehemaligen DDR.
Es sei denn, Sie sind masochistisch veranlagt, stehen auf Uniformen, Demütigung, Erniedrigung und dem Gefühl rechtlos und ausgeliefert zu sein.
Dann sollten Sie Einhand nach Kuba segeln. Leicht können Sie dort ihre Bedürfnisse befriedigen. Garantiert kommen Sie auf ihre Kosten! Nein, nicht in Guantanamo, der berüchtigten US - Enklave, in CUBA!
Zum Beispiel: Sie segeln von Puerto Plata - nomen non est omen - Dominikanische Republik, in einem weiten Bogen um Haiti herum, Sie wollen ja nicht unbedingt mit den Nachfahren Henry Morgans Bekanntschaft machen... Kommen dann nach Tagen und Nächten auf See in Baracoa an - ja, dem herrlichen Baracoa, wo einst Christoph Kolumbus anlandete und dürfen dort nicht an Land!
Baracoa ist kein Einklarierungshafen mehr. Macht nichts, als Einhandsegler kommt es auf eine Nachtfahrt mehr auch nicht mehr an, also zum nächsten Einklarierungshafen, der Bahia Vita, wo Sie die verwirrende Betonnung einer kilometerlangen Hafeneinfahrt nach dem IALA-System B kennenlernen.
Aber das ist noch das kleinste Problem: Schon mal in Kuba einklariert? Mit dem vollen Programm? Mit Arzt, Zoll, Drogenhund, Immigration, Tierarzt, Vertreter des Landwirtschaftministeriums???? Sie haben zunächst die Wahl zwischen Militärstiefeln auf Ihrem Teakdeck oder Schweißfußgeruch im Salon. Außerdem etwas Geduld bitte, Sie sind ja in der Karibik, mit sieben Stunden einklarieren sollten Sie schon rechnen, und mit ca. 100 CUC Kosten. (Das ist die neue Kubanische Währung, die sich der Commandante en Jeffe Fidel Castro Ruiz hat einfallen lassen um den Devisenverlust durch den sinkenden Dollar zu umgehen. Ein CUC entspricht etwa einem Euro).
Also bezahlt und dann nichts wie weg, denn außer Moskitos gibt es in der Marina Vita nichts. Da haben Sie aber Pech, weil es mittlerweile so spät ist, daß Sie die nächste Ankerbucht an der menschenleeren Nordküste nicht mehr erreichen können. Und wer will schon nachts durch den schmalen 'Canal Viejo de Bahama' fahren? Bitte nochmal 15.- CUC an die Capitaneria abdrücken und schnell die Luken mit Moskitonetzen verschließen.-
Viele Kontrollen später rufen Sie auf VHF 16 den Hafen von Havana, weil die Frente Frio, die eklige Kaltfront mit Windböen um die 40 Knoten und einer kurzen, steilen Welle um die 4 m die Weiterfahrt ein wenig erschwert und weil Sie hoffen im kommerziellen Hafen für eine Nacht sicher unterzukommen. Versuchen Sie es erst gar nicht mit 'Capitaneria de Puerto Havana' - niemand wird Ihnen antworten. Sprechen Sie 'Control del Puerto Havana' ins Mikro, möglichst im Kommandoton und sofort kriegen Sie Antwort! Das Zauberwort auf Kuba heißt 'Control'! Alles und jedes wird kontrolliert, dokumentiert, aufgeschrieben. Und wenn gerade mal wieder Papier fehlt, tun es auch die leeren Rückseiten eines Hafenführers aus den Arabischen Emiraten. Wird ja nicht mehr benötigt, weil die Frachtschiffe Kubas mangels Ersatzteilen in der Bahia Honda verrotten.
Wenn Sie dann endlich nach vielen Rückfragen (...dies ist ein Hafen für die kommerzielle Schifffahrt... wir haben keinen Platz für eine 10,50 m lange Segelyacht..., der Hafenmeister ist gerade nicht da.... wieviele tripulantes sind denn an Bord....Bitte wiederholen: Kein einziges Crewmitglied???....Warten Sie!....) die Erlaubnis bekommen haben, wegen der Wetterverhältnisse in den sicheren Hafen von Havana einzufahren, dann seien Sie bitte nicht überrascht, wenn Sie das einzige Schiff im riesigen Hafenbecken B sind, abgesehen von dem Boot der Guardia Frontera, und wenn am Kai ca. 20 Uniformierte auf Sie warten.
Sie sind schon einklariert? Macht nichts, muß alles nochmal kontrolliert werden und dann kommt auch noch der Drogenhund und wehe Sie sind nicht besonders kooperativ. "Was ist denn das da, ganz unten rechts in der Backkiste? Eine leere Segeltasche? Das wollen wir doch mal genau sehen! Ausräumen!"
Das muß man verstehen. Als Einhandsegler sind Sie ja ganz besonders verdächtig Drogen- oder noch schlimmer Menschen zu schmuggeln. Zumindest aber wollen Sie Ihre amerikanische Spielfilme auf DVD in Kuba verschenken oder sogar ihren DVD - Player????
'Warum führen Sie eigentlich Mehl, Obst und Wurst mit? In Kuba haben wir doch alles. Können Sie zu den gleichen Preisen kaufen wie bei Ihnen in Europa, vielleicht ein wenig teurer aber immer noch billiger als in anderen Ländern in der Karibik?'. Welche anderen Ländern gemeint sind? Sie sind gerade durch die Karibik gesegelt und haben festgestellt, daß sogar das angeblich so teure Martinique viel billiger als Kuba ist. So was hören die Uniformierten aber nicht gerne, ist kapitalistische Propaganda....
Sie aber, haben nun genug vom schmutzigsten Hafen der Welt und freuen sich auf die berühmte Internationale Marina Hemingway. Nur ein kleiner Törn vom Puerto Havana aus, knapp 7 Seemeilen, also abmelden, auf das Despacho warten, das nach der üblichen Durchsuchung - der Drogenhund fehlt diesmal - ausgehändigt wird.
Die Markierungstonne der Marinaeinfahrt ist fast schon vom Malecon aus zu sehen, die Einfahrt eng, aber unproblematisch, die Offiziellen der Marina sind seit vielen Jahren an Yachties aus den USA, Kanada und Europa gewöhnt. Sie aber haben nun leider eine gewaltige Hürde zu überwinden: Senor Yamil Garcia Marquez, den Chef des Zolls der Marina Hemingway. Er hätte es längst verdient, Chef des Zolls vom Flughafen Marti, Havana zu sein, oder zumindest von Varadero, aber ungerecht, wie die sozialistische Welt nun mal ist, hat er nur den Posten des Chefs der kleinen Marina Hemingway erhalten. Den aber füllt er nun mit einer peinlichen Gewissenhaftigkeit aus, wenn Sie verstehen was damit gemeint ist.... Wenn Sie aber nicht verstehen, bzw. nicht verstehen wollen was damit gemeint ist, eventuell auch noch ein Ersatzteil aus Deutschland per Flugzeug einführen, dann lernen Sie El Jeffe Yamil Garcia Marquez kennen. 'Was, das Ersatzteil ist bereits durch den Zoll von Varadero gekommen?' Für diese freche Antwort stehen Sie jetzt erstmal 30 Minuten in der glühenden Sonne vor Yamils Büro Strafe und warten bis es El Senor beliebt, Sie zu empfangen. Für 50.- CUC will er dann die Sache vergessen..... Sie haben aber noch nichts gelernt in Cuba und fragen: 'Weshalb, wofür und vor allem für wen?'
Solche Fragen sollten Sie Senor Garcia besser nicht stellen, die mag er nämlich überhaupt nicht. In Kuba werden Uniformierte nämlich nicht gefragt, sondern man nähert sich Ihnen unterwürfig: '...Bitte Senor! Eine kleine Süßigkeit gefällig? Oh, Sie möchten das nicht? Aber ich bitte sie, Senor, ist doch nur für ihre Kinder und ich würde mich sehr freuen, wenn Sie es annehmen und den kleinen Umschlag vielleicht auch noch? Danke! Darf ich vielleicht nach dem werten Befinden Ihrer Frau Gemahlin fragen? Ob ihr vielleicht dieses kleine Flakon von Dior gefallen würde? Aber ich bitte Sie, das sind doch keine Umstände... .' So geht man in Kuba mit Staatsdienern um!
Dann können Sie auch Ihr nagelneues rotes Porsche Cabrio in Kuba einführen. Was? Das geht nun wirklich nicht! Nicht in Havana, nicht in Varadero und nicht mal im liberalen Santiago? Stimmt nicht! So was kann man nach obiger Verfahrensweise in der Marina Hemingway organisieren. Fragen Sie Dauerlieger Bruno, Canale B, Platz 2229....
Aber widersprechen? Argumentieren? Sich beschweren? Und dann auch noch laut auf Deutsch schimpfen? Nicht mit Yamil Garcia Marquez, dem Jeffe de la Aduana de la Marina Hemingway! Er versteht zwar kein Deutsch, aber das tut nichts zur Sache: Sie zahlen 500.- CUC Strafe, das ist sein Tarif für mangelnden Respekt an seiner Person!
Ach, Sie wollen nicht zahlen? Sehr gut! Sie haben 72 Stunden, dann verdoppelt sich die Strafe!
Rechtsbeschwerde? In Kuba? Frau Greiner von der Deutschen Botschaft rät ab. Diese Fälle würden sich in letzter Zeit häufen und klar, man können einen Anwalt nehmen, aber der sei Kubaner und verlange einen US-amerikanischen Vorschuß, aber herauskommen würde dabei ohnehin nichts.
Also zahlen Sie und wollen schnellstmöglich Kuba verlassen, weil Sie am Abend ein freundlicher Bootsnachbar besucht hat und Ihnen dringend eine Abreise nahelegt, möglichst nach USA oder zumindest nach Mexico und direkt..... Sie haben nämlich leider einen weiteren schweren Fehler gemacht, weil Sie auf einer Quittung bestanden! Sowas macht man nicht in Kuba, erst recht nicht im Hoheitsgebiet des 'Jeffe de la Aduana de la Marina Hemingway'.
Gleich am nächsten Morgen, ausgestattet mit der 'offiziellen' Quittung, ausgestellt auf einem Schmierzettel. Papier ist - wie Sie ja schon wissen - rar auf Kuba, fahren Sie mit Ihrer Yacht zum Zollanleger. 5 übelgelaunte Uniformierte warten bereits und keiner rührt einen Finger wenn Sie Einhand in der frischen ablandigen Brise anlegen.....
Sie warten erstmal....aus 15 Minuten werden 30, aus 30 Minuten eine Stunde. Mindestens 7 andere Yachten passieren in der Zwischenzeit den Zollableger und verlassen die Marina.
Sie sind schon froh, als endlich die Durchsuchung ihrer Yacht beginnt. Nach einer weiteren Stunde sollen Sie Ihr Fahrziel angeben. 'Bahia Honda' geben Sie wahrheitsgemäß an. 'Geht nicht, ist gesperrt' teilt man Ihnen mit. 'Bueno, dann eben die näher gelegene Bahia del Mariel' antworten Sie, weil Sie immer noch nicht kapiert haben....'Auch gesperrt'. Endlich Kapiert?
Ein wenig Schikane muß schon sein. Warum haben Sie denn auch überall diese Geschichte rumerzählt? Sowas macht man doch nicht. Schließlich sind 500.- CUC ein kleines Vermögen für einen Beamten der nur 12.- CUC im Monat verdient.....
Wetten, daß Ihr Vertrauen in Rechtstaatlichkeit auf Cuba zu diesem Zeitpunkt auf dem Nullpunkt angekommen ist?
Alte DDR-Geschichten schießen Ihnen durch das Hirn. Eine Yacht ist schnell beschlagnahmt. Sie erinnern sich dass Guantanamo auch auf Kuba liegt...... Aber soweit kommen Sie ja nicht.
Sie dürfen die Marina Hemingway nicht verlassen, außer Sie würden nach Key West fahren..... Das wollen Sie aber 'noch' nicht und Sie fahren zurück zum Anleger und reden mit beim verständnisvollen Marinamanager, der Ihnen dann die Marinagebühr für eine Nacht erläßt. Und auch noch mit dem achselzuckenden Repräsentanten des TO, Senor Jose Miguel Diaz Escrich und tatsächlich am nächsten Morgen können Sie die Marina Hemingway verlassen.
Dankbar beschließen Sie: Cuba Sí aber beim nächsten Mal mit Condor, LTU und vielleicht auch mit IBERIA.....aber nie mehr mit Ihrer Yacht.....

http://www.sailing-the-world.com/Cuba.htm
 
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Antwort #1 - 17. September 2005 um 10:09

TomSchneider   Offline
Junior Member
I love YaBB 1G - SP1!
x0||||||

Beiträge: 28
**
 
Uwe,

wie oft fährst DU, oder andere Forumsteilnehmer mit der Yacht nach Kuba?

Gruss
 
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Antwort #2 - 17. September 2005 um 12:31

Alex   Offline
Administrator
Cubalibre
Harderwijk

Geschlecht: male
Beiträge: 206
*****
 
Zitat:


Toller Bericht! Genau das ist es was mich auch so nervt auf Cuba! Diese Behördenwillkür, Schmiergeld und heuchlerische Genossen die man bestechen muß bzw. den Ar*** lecken.....Griesgrämig Lippen versiegelt

"Leider" ist es noch immer ein sehr schönes Land mit sehr lieben Menschen auch.Smiley
 
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