Wenn jemand Big Bands liebt sollte er mal am Sonntag in Santiago in den Parque Cespedes pilgern um diese Band mitzuerleben. Jetzt sind sie allerdings auf Tournée in Europa und im Mai nochmals ein paar Wochen.




Im 1898, am Ende des Unabhängigkeitskriegs, kommt eine kleine Gruppe von Musikern in Santiago de Cuba zusammen um eine Blechmusik zu gründen. Genau ein Jahrhundert später kommt eine erste CD-Rom der immer noch bestehenden Band heraus...
Die ganze Entwicklungsgeschichte der cubanischen Musik durch die Jahrzehnte lässt sich aus dem Repertoire der Banda ablesen, von den sogenannten Danzones über die Conga, die charakteristische Polonaise der Santiagueros bis zum Son aus dem musikalischen Schatzkistchen des cubanischen Osten, Wiege der Geburt der heute so populären Salsa.

Die Banda Municipal de Santiago gibt ihr erstes offizielles Konzert am 19. September 1900 unter dem Dirigenten Calixto Varona. Schon damals war sie in der Lage, ein breites Repertoire von spanischen Kompositionen, Walzer oder Polkas und nicht zuletzt die Nationalhymne zu präsentieren. Die Banda Municipal ist die zweitälteste Blechmusik Cubas, nach der von Havanna. Aber im 1908 war es sie es die den ersten Preis bei einem nationalen Wettbewerb gewann. In ihrer aktuellen Struktur ist sie immer noch fast identisch mit der der Gründerzeit vor einem guten Jahrhundert. Auch in ihren Harmonien und teils ihr Repertoire ist sie nahe bei der Art Blechmusik, die die Freiheitskriege mit ihren animierenden Tönen anführten.

Seit 1974 führt der begabte Dirigent Alcides Castillo Penaver das Orchester. Viele wichtige Persönlichkeiten der cubanischen Musik starteten ihre Karriere in der Banda Municipal oder waren während kürzerer oder längerer Zeit Mitglied der Banda. So auch der legendäre Compay Segundo, der im 1929 als Klarinettisten seine ersten Schritte in die Musikwelt Cubas machte. Heutzutage ist die Banda bei allen wichtigen musikalischen Ereignissen in Santiago mit von der Partie, sei es bei den diversen Festivals de la Trova oder beim berühmten Carnaval ihrer Heimatstadt wo sie jeweils die Congas anführt. Inzwischen werden die Stücke internationaler, spanische, brasilianische oder europäische Elemente kommen hinzu. So wurde kurz nach ihrem Tod am 10. Dezember 1997 die "Petite Cantate" der berühmten französischen Sängerin Barbara bearbeitet und dem Repertoire hinzugefügt. Die "Engel mit ihren Trompeten" liebten Barbara und wollten ihren Beitrag leisten damit sie unvergessen bleibt.