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Hurricane Ike in Camagüey (Gelesen: 4028 mal)
05. Oktober 2008 um 15:10

Laurel   Offline
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Glauben heißt nicht wissen.

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Beiträge: 182
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Zumindest in der Region Camagüey, allerdings ganz im Süden der Region am Meer in Santa Cruz del Sur. Die Nachrichten sprachen davon, dass die ersten Ausläufer gegen 01:00 Uhr und der richtige Sturm ab 05:00 Uhr losbrechen sollte. Gegen 23:00 Uhr war dann der Strom weg und der Wind frischte ein kleines bisschen auf. Da dies mein erster Cyclon war, war ich sehr neugierig und bin alle paar Stunden aufgestanden und habe vor die Tür geguckt. Gegen 05:00 Uhr hatte dann der Wind merklich aufgefrischt und es sind ordentliche Regenmengen heruntergekommen. Beim ersten Tageslicht ist dann sichtbar geworden, daß etliche Teile – zumeist von den Bäumen – herumgeflogen sind. Das vergessene Regenzeug und die Sorge der Pensioninhaber hatten dafür gesorgt, dass ich draußen nicht herumgelaufen bin. Ich hätte gerne mal versucht herauszufinden wie sehr der Sturm an einem zerrt. Um diese Zeit war auch die Familie des Nachbarhauses in meine Betoncasa geflüchtet, nachdem der Wind deren Dach mitgenommen hatte. Der Sturm ist dann 18 Std. geblieben. Eigentlich kam er mir gar nicht so heftig vor und hatte mich an unsere Herbststürme erinnert, aber die schiere Dauer hatte wohl dazu geführt, dass so viele Schäden auftraten. Riesige Bäume mit Stammdurchmesser von locker 1,50 bis 3m hatte es entwurzelt und alles unter sich zerschmettert. Das Meer ist auf der sturmabgewanten Seite noch auf 6m Welle angestiegen und bis 1 km ins Land geschwappt. Ich habe Fotos von den Häusern am Meer gemacht, von denen so gut wie keines von den Kräften des Meeres verschont wurde. Jedes zweite Haus hatte kein Dach mehr, von einigen blieben nur noch ein paar Wände übrig.

2 Tage nach dem Sturm war ich in Camagüey. Dort hatte es über eine Woche gedauert (oder waren es 2?) bis der Strom wieder da war. In den Parks waren viele uralte Bäume entwurzelt, Hausmauern umgestürzt und etliche Dächer zerstört. Überall in den Straßen waren meterhohe Haufen zusammengetragenes Grünzeug. Die Spritpreise hatten sich verdreifacht und die Lebensmittelpreise auf dem Schwarzmarkt sind explodiert. Schlagartig war kaum noch Obst und Gemüse mehr erhältlich, was sich die kommenden Tage aber wieder gebessert hatte.  Am 4ten Tag nach Ike bin ich nach St. Lucia zum Strand gefahren. Alle Hotels waren geschlossen mit etlichen Schäden bei deren Bäumen (hauptsächlich Palmen) und einigen Bungalows und Fenstern. Die dort lebenden Kubaner und deren Häuser hatte es heftiger Erwischt. Nahezu jedes dortige Haus wurde zerstört, ein Großteil der Bäume entwurzelt.

Bemerkenswert war aber auch der unerschütterliche Optimismus und die Lebensfreude der Kubaner, die – kaum war der Strom wieder da und die gröbsten Aufräumarbeiten erledigt – die Anlage auspackten und Reggaeton aus dem Boxen erdröhnen ließen.

Erschreckend empfinde ich das Wissen, dass dort auf Cuba wohl 90% der Ernte vernichtet sein soll. Cuba schon vor dem Sturm Nahrungsmittel importieren musste, diese inzwischen auch im Preis gestiegen sind und nun auch die eigene Ernte zur Gänze verloren hat. Die Kubaner wurden lediglich von linken lateinamerikanischen Ländern, Vietnam und China unterstützt. Außer Spanien hatte sich die EU dezent zurückgehalten und in der deutschen Presse ist darüber so gut wie nichts zu lesen.

Demnächst wird auf der Insel vermutlich Hunger herrschen.

Saludos,

Laurel
 

Salu2,
Laurel Lorenzo Aitken
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Antwort #1 - 05. Oktober 2008 um 17:42

Esperanto   Offline
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Beiträge: 3149
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Laurel schrieb am 05. Oktober 2008 um 15:10:
Außer Spanien hatte sich die EU dezent zurückgehalten und in der deutschen Presse ist darüber so gut wie nichts zu lesen.
Demnächst wird auf der Insel vermutlich Hunger herrschen.

Heute ist die Situation in Kuba der FAS doch eine kleinere Randnotiz wert, in welcher sie die Schäden mit mehr als 3,6 Milliarden Dollar beziffern und das Durchschnittseinkommen der 11,5 Millionen Kubaner in Höhe von 12 Euro monatlich dem gegenüberstellen. Die Ernte vernichtet sei, die Lebensmittelvorräte zur Neige gehen und der Nachbar in Florida schon eine Welle kubanischer Hungerflüchtlinge befürchtet.

Anteilnahme gibt es nicht. Nur Häme. So verkünde der greise Fidel, der vom Krankenbett aus die Granma mit Durchhalteparolen und Welterklärungsformeln versorge: „Die Revolution ist stärker als Mutter Natur!“ Dazu der Kommentar der FAS: „Na, dann alles Gute zum 50. Geburtstag der Revolution am 1. Januar! Und eine schöne Bescherung für die 11,5 Millionen Partygäste“.
 

Saludos Esperanto
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Antwort #2 - 05. Oktober 2008 um 20:57

Laurel   Offline
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Glauben heißt nicht wissen.

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Ich hatte dazu nur in der TAZ folgendes gefunden:

http://www.taz.de/1/politik/amerika/artikel/1/kuba-bittet-um-embargo-lockerung/

Ausführlicher, wenn auch nicht in der Presse veröffentlicht bei Cuba Si:

http://www.cuba-si.de/kuba-direkt/kub-reg/2008/schaden-gus-ike-15-09-2008.html

Ich empfinde es als ziemlich miesen Stil unserer westlichen freien Presse, den ehemaligen Klassenfeind, wo er doch bereits am Boden liegt, durch Ignoranz und Totschweigen nachzutreten.

Saludos,

Laurel
 

Salu2,
Laurel Lorenzo Aitken
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Antwort #3 - 08. Oktober 2008 um 21:41

Mojiton   Offline
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Avisame, dímelo!
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Beiträge: 220
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Ich weiss nicht ob die westlichen ("kapitalistischen") Nationen Cuba jemals als Klassenfeind gesehen haben. Das "Klassendenken" ist da nicht so sehr verbreitet ...

Das in Cuba die Situation kritisch ist, liegt nicht an irgendwelchen Blockaden, sondern an weltfremder, ideologisch ausgerichteter Politik, die gewohnheitsmäßig immer die Schuld auf andere schiebt. Solange die Bürger daran glauben wird sich daran auch nichts ändern und solange werden auch die Krisen vorhersehbar immer wieder auftauchen.

 

Con la guardia en alto
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Antwort #4 - 09. Oktober 2008 um 14:42

Laurel   Offline
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Beiträge: 182
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Ich denke, das ist in diesem Fall anders. Eine solche Katastrophe ist nicht planbar und eine solche Zerstörung der Ernte ist seit über 20 Jahren nicht mehr so schlimm gewesen. Die Nachteile einer sozialistischen Planwirtschaft mögen für vieles Herhalten, aber diese Katastrophe ist eindeutig eine Ausnahme.
 

Salu2,
Laurel Lorenzo Aitken
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