Erst einmal ein Hallo an alle hier.Ich heiße Kerstin, bin aus Dresden und war vor mehr als 20 Jahren unsterblich in einen Kubaner namens Juan verliebt. Kennengelernt haben wir uns in der Disko.
Erst war es nur eine Wette zwischen ihm und seinen Freunden, wer mich zum tanzen kriegt, denn ich habe damals prinzipiell mit keinem der Ausländer dort getanzt. Nette Gespräche oder mal scherzen habe ich allerdings nicht abgelehnt.
Nun ja, er stolzierte zu mir an den Tisch und forderte mich zum tanzen auf und ich sagte natürlich wieder ganz nett nein. Daraufhin schaute er mir in die Augen und schwor Stein und Bein, daß seinen Augen niemand widerstehen könne ...
Da hab ich ihn ausgelacht. Kurze Zeit später kam sein bester Freund Emilio, setzte sich zu mir an den Tisch und erzählte mir von der Wette, woraufhin mir klar war, warum die letzte Zeit sehr viele Kubaner mit mir tanzen wollten. Emilio sagte mir auch, daß er mich eigentlich auch fragen wollte, aber nun für Juan sprechen will, der offensichtlich an mehr interessiert war, als nur die Wette zu gewinnen. Ich habe wieder dankend abgelehnt.
Ein paar Wochen später hatte ich eine Auseinandersetzung mit einem Deutschen, der der Meinung war, wenn ich mich mit Ausländern abgebe, dürfe ich ihn als Deutschen auch nicht ablehnen. Der war mir aber sowas von unsympatisch ... Als ich ablehnte, riß er mich an meinen Haaren hoch und beschimpfte mich. Ich hab ihm rechts und links eine reingehauen da zog er von dannen.
Man was war ich stolz auf mich ... ich dreh mich um und renne fast in einen Schwarzen rein. Ein Kerl wie ein Schrank. Der hatte sich hinter mir aufgebaut und vor dem ist der Deutsche abgezogen, nicht wegen meiner Maulschellen
Der Schwarze stellte sich mir vor, er hieß Pedro und nannte sich immer Sunnyboy. Pedro, Juan und Emilio haben mir angeboten, mich nach der Disko zu begleiten.Sie hatten ein weites Stück den gleichen Weg wie ich und der Deutsche hatte nach dem Zwischenfall randaliert und mich verbal bedroht.
Tja, so fing das Ganze an. Es dauerte zwar noch eine ganze Weile bis ich mich auf Juan eingelassen hatte, denn eigentlich war ich ja nicht wirklich auf Männersuche. Und er hat mich auch nicht gedrängt, im Gegenteil, er hat alles vermieden, was so aussehen könnte, als wollte er was von mir. Aber in einem hatte er recht. Seinen Augen konnte ich letztendlich doch nicht widerstehen
Irgendwann war er dann mehr bei mir als im Wohnheim und in mir reifte der Gedanke, ihn zu heiraten. Dem hatte er aber erst nach einigen Wochen zugestimmt. Juan wollte erst probieren, ob wir wirklich zusammenpassen. Er sagte, wir beide wären noch sehr jung und man solle nicht unüberlegt in eine Ehe gehen.
Irgendwann sagte Juan zu mir er MUSS nach Kuba zurück. Das kam mir schon komisch vor, so plötzlich, aber Juan hat meine diesbezüglichen Fragen nicht beantwortet. Ein paar Tage später kamen zwei kubanische Herren in grauen Anzügen und haben ihn abgeholt. Ich durfte ihn nicht mal zum Flughafen begleiten.
Dann ging das Prozedere los. Papiere besorgen. Was ich wie eine blöde immer nach Berlin ins Konsulat gefahren bin und was das alles gekostet hat ... man man man.
Wir haben uns viel geschrieben und ich habe weiterhin versucht die erforderlichen Papiere zusammenzubekommen.
Dann kam die Wende und es hieß plötzlich im Konsulat, wir wären ja nun nicht mehr sozialistisches Ausland und es wäre nun nicht mehr so einfach usw.
Nun kam immer mehr Post von ihm, wo er fragte, warum ich nicht mehr schreibe. Dabei habe ich jede Woche einen Brief oder mehrere geschrieben. Irgendwann lag dann ein Bündel meiner Briefe bei mir im Briefkasten. Geöffnet und mit einem Gummi zusammengehalten. Ohne Kommentar, nur die Briefe sonst nichts.
Im Konsulat hieß es plötzlich, ich darf ihn nur heiraten, wenn ich mit nach Kuba ziehe. Das wollte ich aber nicht. Juan hatte auch mal zu mir gesagt, egal, was passiert, ich solle auf keinen Fall mit nach Kuba ziehen. Wirklich begründet hat er das aber nicht.
Tja, seit dem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Ich habe auch versucht, in Berlin über die Freundin/Frau seines Bruders Kontakt aufzunehmen, aber die hatte auch keinen Kontakt mehr zum Bruder. Sie ist dann nach unbekannt verzogen und ich weiß nicht, wie das bei den beiden ausgegangen ist.
Ich habe lange versucht hier in der Stadt Leute zu finden, die mir sagen können, was da passiert ist. Aber entweder konnten die nicht oder sie wollten nicht.
Irgendwann habe ich mich damit abgefunden. Habe geheiratet, 3 Kinder bekommen und mich wieder scheiden lassen. Aber vergessen habe ich ihn nie. Ich hatte sein Bild immer in der Geldbörse bei mir.
Vor einigen Wochen bin ich, warum auch immer, ganz spontan in ein kubanisches Cafe reinmarschiert und habe den Mann hinterm Tresen gefragt, was man anstellen muß um jemanden nach so langer Zeit in Kuba zu finden.
Der verwies mich an einen anderen Herren, der ganz gut deutsch kann. Der hat sich meine Geschichte angehört und wortgewaltig, wie Kubaner so sind hat er mich in Grund und Boden geredet. Das wichtigste, was ich mitbekommen habe ist, daß es schwierig wird, daß ich Juan mit meinem Anliegen evtl. in Schwierigkeiten bringe und wie schlimm die Zustände in Kuba sind. Ich glaube, er nahm mir übel, daß ich Juan nicht herholen will, sondern erst mal nur wissen will, wie es ihm in all den Jahren ergangen ist. Er wird ja sicher inzwischen auch eine Familie haben.
Irgendwas von einem Anwalt oder irgendwem, den man bezahlen muß hat er auch noch erzählt. Alles habe ich nicht verstanden. Zum Schluß haben wir Telefonnummern getauscht und er rief dann auch an.
Was mich irritiert hat, er wollte sich unbedingt in meiner Wohnung mit mir treffen. Das Ganze kam mir komisch vor und ich lehnte das ab. Von mir angebotene Ausweichmöglichkeiten akzeptierte er nicht. Seit dem hat er sich nicht mehr gemeldet.
Meine Fragen sind nun:
1. Ist es möglich nach mehr als 20 Jahren jemanden zu finden?
Ich habe seinen vollständigen Namen. Seine damalige Adresse bekomme ich auch noch halbwegs zusammen und ich weiß den Vornamen seines Bruders.
2. Bringe ich ihn damit in Schwierigkeiten ?
3. Was soll ich von dem Typen aus dem Cafe halten?
Ich hoffe mein Text ist euch nicht zu lang, aber ich denke, ohne die Zusammenhänge kann man sich kein wahres Bild machen.