Auch wenn es für Deutschland ein historisches Ereignis ist: Dass zum ersten Mal ein Bundesaußenminister anreist, lässt die Kubaner unbeeindruckt. Thema Nummer eins hier sind die Beziehungen zu den USA und der historische Termin: Kommende Woche beginnen offizielle diplomatische Beziehungen - nach einem halben Jahrhundert Eiszeit. Das stellt alles andere in den Schatten. Dennoch sieht der EU-Botschafter in Kuba Herman Portocarero deutliche Vorteile für die Europäische Union, mit der das sozialistische Land noch in diesem Jahr ein Kooperationsabkommen unterzeichnen will.

"Die USA haben einen riesigen Abstand, haben die ganze Zeit das Land, die Leute, die Kultur und die Wirtschaft nicht gekannt", so der Diplomat. "Dieses neue Verhältnis zu den USA gibt Kuba eine andere Dynamik für alle anderen Beziehungen. Und wir können nicht zurückbleiben. Wir müssen unseren Vorsprung nutzen, und Kuba besser kennenlernen. Wir sollten unsere Präsenz ausweiten. Außerdem liegt es im Interesse Kubas viele verschiedene Partner zu haben - nicht nur die USA."

Kuba ist sich seiner gestärkten Position bewusst. Wegen der Annäherung an die USA im Dezember beeilen sich die Europäer nun: Die EU-Außenbeauftragte war in diesem Jahr schon zu Besuch, Frankreichs Präsident, Italiens Außen- und Spaniens Wirtschaftsminister. Deutschland ist spät dran.