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Zuflucht in Graz gefunden (Gelesen: 2056 mal)
22. Juli 2003 um 10:46

uwe   Offline
Administrator

Geschlecht: male
Beiträge: 1895
*****
 
Zehn Monate hat es gedauert, bis er aus Kuba ausreisen durfte - jetzt kann er nicht mehr zurück: der aus Havanna stammende Autor Carlos A. Aguilera (geb. 1970), der nun in der Kulturhauptstadt Graz als "Writer in Residence" zumindest bis März 2004 Zuflucht gefunden hat. Der Lyriker und Essayist hat in Havanna die - heute nicht mehr existierende - kritische Literaturzeitschrift "Diaspora(s)" herausgegeben - und darin den Kubanern u. a. Texte von Thomas Bernhard vorgestellt.
1997 hat Aguilera mit vier Freunden die Untergrund-Zeitschrift gegründet, in der Literaten und Intellektuelle, die sich nicht in den Dienst der staatlichen Schriftsteller- und Künstlervereinigung UNEAC stellen wollten, publizieren konnten. "Wir haben über die Situation in Kuba nachgedacht und Literatur, die man in Kuba nicht bekommt, übersetzt und darüber kritisch reflektiert", so der heute 33-Jährige.
Aguilera nimmt in seinen Essays immer wieder auf Elias Canetti, Primo Levi, Victor Klemperer oder Joseph Brodsky Bezug. Diese Autoren wurden von dem Schriftstellerzirkel für die "Diaspora(s)" in Auszügen übersetzt. Und neben Texten von Franz Kafka oder Milan Kundera und Schriften von Kulturphilosophen wie Gilles Deleuze und Felix Guttari fanden sich auch immer wieder Texte von Thomas Bernhard. Insbesondere imponiere ihn die kritische Haltung Bernhards gegenüber totalitären Regierungsformen: "Wenn man in Bernhards Texten anstatt ,Österreich' das Wort ,Kuba' einsetzt, dann gibt das exakt die Situation in Kuba wieder." Vervielfältigt wurde die Zeitschrift privat, "auf Kopien, für die wir in Dollar zahlen mussten", verteilt im Geheimen, "unter der Hand, im Samisdat sozusagen", so Aguilera.
"Aber eine Schriftstellergruppe, die nicht von Seiten der Regierung gegründet und verwaltet wird, erweckt in Kuba Misstrauen", so der Autor. Der noch 1995 mit einem Literaturpreis der UNEAC ausgezeichnete Lyriker wurde quasi über Nacht zur persona non grata. "Ich bekam Besuch von fremden Personen, die mir eindringlich rieten, die Zeitschrift nicht weiter zu produzieren", erzählt Aguilera im Gespräch im Cerrini-Schlössl am Grazer Schlossberg, wo das Kulturamt der Stadt Graz eine Wohnung für Exilschriftsteller eingerichtet hat.
Im Frühjahr 2002 ist die letzte Ausgabe der Zeitschrift (Nr. 7/8) erschienen. Danach konnte Aguilera gemeinsam mit seiner Frau - einer Kunsthistorikerin - und seinem kleinen Sohn Milos mit einem einjährigen Schriftstellerstipendium des deutschen P.E.N. nach Bonn reisen. In seinem neuen Reisepass, um den Aguilera nun angesucht hat, wird ihm die Rückkehr nach Kuba verweigert. Wie es nach dem März 2004 weitergeht, ist zur Zeit ungewiss. "Ich weiß nicht, was passieren wird, aber ich habe ein Motto: Zigeuner haben kein Haus, sie sind ihr eigenes", so der junge Mann.
Derzeit arbeitet Aguilera an einer Anthologie über junge kubanische Schriftsteller. Daneben soll ein Band über die Beziehung der kubanischen Intellektuellen zur Revolution mit Essays junger kubanischer Autoren erscheinen. Im Herbst wird es in Graz die erste Lesung des Autors geben. Parallel dazu wird ein Dossier-Band über Aguiliera in der Steirischen Verlagsgesellschaft vorbereitet.
 
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Antwort #1 - 22. Juli 2003 um 12:35
Kubanito1000   Ex-Mitglied

 
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