Was ist los ELA?? Ich bin ja rausschmissen vom Stendi und kann deswegen deinen Bericht nicht lesen dort! Da hilft auch kein Link wenn ich entrechtet bin vom Henkermetzger:-) Deswegen habe ich ihm mir mal schicken lassen! Danke für Dein Verständnis!
[color=Brown][i]Kurzbericht Kuba/Playas del Este September 2005
Geld
Daß für uns seit April der Peso Convertible teurer zu erstehen ist als noch vor wenigen Monaten, davon nimmt der Kubaner ebensoviel Notiz wie von einer Wasserstandsmeldung an Oder und Havel. Sein Lebensunterhalt hat sich ohnedies auch verteuert, nicht nur wegen der immensen zusätzlichen Ausgaben für Trinkwasser, die er bis vor kurzem nur aus unseren Erzählungen kannte und für Schauermärchen aus Europa hielt.
Die Banken haben die Sparbücher nicht automatisch umgestellt. Wer ein USD-Sparbuch bereits vor der Abkoppelung des USD-Kurses vom CUC besaß, kann wahlweise in USD oder 1:1 in CUC sein Guthaben abheben. Einzahlungen sind auf solchen Büchern seit April nicht mehr möglich. Man muß dafür ein neues CUC- Sparbuch eröffnen.
Nach wie vor ist Bargeld in Euro die günstigste Variante für Touristen, wenn auch nicht gerade die sicherste. Zumal ein deutlicher Anstieg an Kleinkriminalität zu verzeichnen ist. Dank meiner Vorsichtsmaßnahmen und eines Wandeinbautresors im separaten Haus kam von uns niemand zu größerem Schaden. Wenn man von einem geklauten 50-Peso-Schein, diversen Kosmetikartikeln, CDs, Duschbad, Rasierwasser usw. mal absieht, was die eine oder andere Eingeladene ohne Zustimmung des Eigentümers in einem Moment der Unachtsamkeit hat mitgehen lassen und was der Betreffende leider nicht am selben Tag bemerkte. Da half es auch nicht, daß ich sämtliche Carnets der Chicas unserer Gruppe immer vor dem Schlafengehen eingezogen habe und erst wieder zum Frühstück ausgegeben hab, wenn nichts fehlte.
Disco / Ausgehen
So wenig Touristen habe ich überhaupt noch nie in „meinem“ Revier erlebt wie jetzt. Meist waren wir vier die einzigen Ausländer. Im Titty-Twister, der ab und zu tatsächlich wieder mal bis 3 Uhr nachts geöffnet war, tauchte noch Stamm-Italiener Alfredo auf, aber der zählt genau so wenig zu den Touristen wie ich. Er wohnt 9 Monate des Jahres auf mehrere Stücke verteilt im selben Dorf.
Dementsprechend offensiv gingen die Damen zum Geschäft. Preisansagen bereits nach wenigen Sekunden der Konversation und Nichteinhaltung von getroffenen Absprachen bis einschließlich oben geschilderter „Mitnahme-Effekte“ sind jetzt an der Tagesordnung. Also Zeit, den Laden zu wechseln.
Im „Mirador Bellomonte“ hat man sich endlich entschlossen, die Terrasse wieder für die Gäste freizugeben. Der Laden brechend voll, aber kein Ausländer, außer uns. Wir mittendrin in der Löwenhöhle. Sämtliche finsteren kleinkriminellen Chulos aus San Miguel del Padrón und deren Jineteras tummeln sich dort. Aggressives Baggern seitens der Chicas wäre zu harmlos ausgedrückt. Vielleicht läßt es sich besser so formulieren: Wir kamen uns vor, wie ein paar Wäschestücke in der Wühlkiste bei Karstadt zum Sommerschlußverkauf. Am liebsten hätte man mit einer Fliegenklatsche diese andauernde nervige Bettelei beendet. Also nach dem ersten Drink schnell verschwinden, bevor hier die Luft brennt, das war die beste Entscheidung.
Die Disco im Las Terrazas hat nun endgültig dicht gemacht. Wozu auch offen halten. Die Hotels an den PdE beherbergen ohnehin keine zahlungskräftigen Touristen mehr. Außer dem AI Club Atlántico sind die Hotels bis auf weiteres fast ausschließlich mit Comemierdas aus Venezuela belegt. Deretwegen herrschen auch höhere Sicherheitsbestimmungen bei der Einfahrt nach Marina Tarrara.
Ohne Aussicht auf zahlungskräftigen Ausländer bemühen sich auch weniger Chicas in die Discos und zum Strand. Deshalb sieht man wiederum deutlich weniger Polizei in der Touristenzone, trotz der neckischen neuen Stranduniformen, die ich leider nicht fotografieren durfte. Alles hat irgendwie doch seine Logik.
Blieb nur noch das längst tot geglaubte „Playa Hermosa“ in Guanabo. Ab 23 Uhr beginnt dort wie schon seit Jahren das spärlich besuchte Spektakel „Pasión Caribe“ mit Tanz, Gesang, Tombola und Show. Punkt fünf nach eins werden die Gäste vertrieben, hinaus ins absolute Nichts von Guanabo. Ein Pollo am Rumbo an der Ecke gegenüber vom Cupet und dann ab ins Casa. Mehr Alternativen gibt es nicht an diesem Ort zu dieser Zeit. Wo sind sie hin, die guten alten Zeiten mit Party bis in den Morgen?
Was wäre wohl geworden, hätte es nicht wenigstens die hübschen Bailarinas aus der Show gegeben. Die bekommen für ihre allabendliche Arbeit und die täglichen Trainingsstunden ohne einen einzigen Ruhetag gerade mal umgerechnet 15 Euro im Monat, haben davon ihre vielfältige Bühnengarderobe selbst zu bezahlen und bei Verschleiß für neues zu sorgen. Unmöglich zu realisieren, ohne reichlich Devisen. Die ca. 50 anwesenden Kubaner haben bei der Kollekte zum Ende der Show auch bloß keine Reichtümer gespendet. Also haben wir uns dann verstärkt dieser Problematik angenommen. Man hilft ja, wo man kann.
Havanna
Einmal auf den Spuren von “Havanna auf allen Vieren” wollten meine Leute unbedingt mit dem im Buch beschriebenen Zug und der Fähre nach Havanna fahren. Das haben wir auch realisiert, etwas komfortabler als ich es mir seinerzeit leisten konnte. Habe die Gruppe zum Bahnhof bei uns im Dorf gefahren und mit dem Wagen gewartet. Der Zug kam natürlich erwartungsgemäß unpünktlich. Das heißt, keiner wußte wann und ob er überhaupt kommt. Deshalb bin ich noch mal schnell ins Casa gefahren, um eine Cuba-Libre Mischung fertig zu machen zwecks Erleichterung der Wartezeit.
Als ich wenige Minuten später zurückkam, war die Gruppe bereits unterwegs. Bis auf eine Cubana, die ohnehin nicht nach Havanna, sondern nach Cojimar in ihre Bleibe wollte und den deutschen Freund meiner Schwester, der es affig fand, mit diesem Zug zu fahren. Die Gruppe im Zug war mit mir am anderen Ufer am Ausgang der Fährstation verabredet. Also blieb genügend Zeit, die Cubana noch nach hause zu fahren.
Am Kontrollpunkt vor Alamar wollte ich das Risiko minimieren, herausgezerrt zu werden. Deshalb fuhr ich seitlich versetzt ziemlich dicht hinter einem Wasserwagen her, sodaß mich die Bullen am Straßenrand nicht sehen konnten. Dennoch sprang mir einer direkt vor die Karre und wir mußten anhalten. Kontrolle aller Papiere. Die Cubana und ich mußten aussteigen. Der Anruf in der Zentrale wurde mit „positivo“ beantwortet, was alles andere als positiv war. Zumindest für die 27-jährige. Sie stammte aus Holguin, die Aufenthaltserlaubnis für Havanna war abgelaufen und sie hatte bereits eine „Carta de advertencia“ und durfte somit in keinem Touristen- Auto mehr mitfahren und auch in keinem Taxi zusammen mit Touristen erwischt werden. Darauf stehen in so einem Fall 4 Jahre Knast. Mir wollte der Bulle anfangs zu dichtes auffahren anhängen und sprach von 30 CUC Bußgeld. Ich konnte ihn aber davon überzeugen, daß der Abstand bei dieser niedrigen Geschwindigkeit ausreichend war. Wovon ich ihn aber nicht überzeugen konnte, war dieses Mädchen laufen zu lassen. Sie hat es probiert mit der Ansage von unterschiedlichen Geldbeträgen, ohne ersichtlichen Erfolg.
Der Bulle meinte zu mir, ich könne jetzt weiterfahren, aber sie dürfe in keinen TUR mehr einsteigen. Nebenbei hörte ich noch, wie er ziemlich schnell und sehr leise zu ihr irgend etwas sagte im Zusammenhang mit mir, wenn ich dann weg wäre oder so. Funktioniert also doch, dachte ich mir. Ich gab ihr deutlich sichtbar vor den Augen des Polizisten 20 CUC „Taxigeld“, da ich sie ja nun leider nicht mehr nach hause fahren konnte und versprach, sie abends anzurufen. Dann mußte ich tatsächlich weiter. Meine Leute waren bestimmt schon in Casablanca auf der Fähre und ich noch vor Alamar.
In Havanna dann das übliche Programm, diesmal das offizielle Havanna, also die sauberen Straßen und rekonstruierten Plätze, Hausbrauerei „Taberna Muralla“ an der Plaza Vieja, Bier aus dem Riesenzylinder trinken usw. Abendessen im „El Coñejo“ und das volle Touriprogramm. Auf dem Rückweg bin ich dann doch noch bei dem Mädel vorbeigefahren. Sie war nicht zuhause. Aber ihre Tante berichtete mir freudestrahlend, daß die Sache mit Hilfe meines 20-er Scheines ausgestanden sei. Na noch mal Schwein gehabt, die gute.
Das schmutzige, wirkliche, reale Havanna hatten wir anderen Tags schon ausgiebig besucht. Das war ein regnerischer Tag gewesen gleich in der ersten Woche. Ausgangspunkt war das Inglaterra, weil man dort am besten das Auto sicher abstellen kann. Kaum angekommen begann ein fürchterlicher Schauer und wir flüchteten unter die Arkaden ins Café Francesa, gleich neben dem Hotel.
Nach ein paar Bier ließ der Regen nach. Gerade als wir uns aufmachen wollten, kam ein Mann vom Nebentisch direkt auf mich zu und fragte: „Entschuldigung, sind sie Johnnie Mieth, der Autor von ‚Havanna auf allen vieren’?“ Meine Mitreisenden verstanden plötzlich die Welt nicht mehr. Zufällig hatte ich auch ein gleich aussehendes T-Shirt an wie auf dem Foto von der Buchrückseite. Dieser Mann ist ein Deutscher, der sich gut auskennt in Havanna, hier im Forum liest, aber nicht schreibt. Und er bat um ein Autogramm, verschwand kurz um sein Exemplar aus der nahe liegenden Casa zu holen, nicht ohne eine Runde Bier „anzudrohen“. Nach einigen weiteren Runden tauchte dann noch seine kubanische Frau auf und es war eine gute Unterhaltung.
Erst danach konnte unser Rundgang durch die finsteren Gassen beginnen. Habe meinen Leuten auch das Innere eines Hochhauses gezeigt, weil ich da eine Familie gut kenne, die zu dritt in einem Raum haust. Ein offener Durchbruch verbindet diesen mit einem schmalen Kämmerlein, was gleichzeitig als Küche sowie Toilette dient. Da waren sie reichlich schockiert. Viel mehr noch als bei der Fahrt mit dem klapprigen lebensgefährlichen Fahrstuhl nach oben.
Essen
Gleich nach dem ersten Tag stand für meine Mitreisenden fest: „Diesen Reis- und Bohnenmist essen wir nicht noch mal“. Das ließ sich auch umgehen in den verbleibenden 12 Tagen. Frühstück gab es in der Casa gegen 3 CUC. Jeden Tag das gleiche. 2 Spiegel- oder Rühreier, dazu 2 Scheibchen so einer Art Schinkenwurst, 2 Scheibchen Käse, muffiges Weißbrot vom Vortag und gewöhnungsbedürftiger Kaffee. Einziger Lichtblick war die reichliche Obstschale und der täglich wechselnde, frisch gepreßte Saft. Soweit also irgendwie o.k. aber keineswegs wirklich gut.
Am Strand bei Raoulito, dem besten Pizzabäcker, dann ab und zu eine „Quattro Estaciones“ und des nachts ein Pollo Frito, sofern vorhanden. Dazu Pommes a lo cubano und auch mal so wie man sie hier kennt, je nachdem.
Richtig gut speisen waren wir insgesamt 3 mal in einem Restaurant, einmal Rindersteak in Taramar oberhalb des Titty-Twister und 2 mal in La Habana. Im Reparto Chino in der Gesellschaft der chinesisch-kubanischen Sozialisten schienen die Preise fast subventioniert zu sein. Languste für 6 CUC.
Ein andermal im „El Coñejo“ Vedado, Nähe La Rampa. Natürlich Kaninchen, wenn es denn schon so ein Spezialitätenrestaurant sein soll. Ich hatte Glück mit meiner Auswahl „a la Bourgoñe“, andere Pech mit einem Menü nach Nummern. Bezieht man die Portionsgröße mit in die Kalkulation ein, landet man allerdings schon auf deutschem Preisniveau.
Das absolut beste waren die Fiestas in unseren beiden direkt nebeneinander angemieteten Casas bei uns im Dorf. Meine Schwester hatte eine junge Ziege organisiert und einen Viehdoktor als Hobbykoch, der das Fleisch perfekt in einem riesigen Topf zubereitet fertig geliefert hat. In köstlicher Sauce mit Tomaten, Zwiebeln und allerlei Gewürzen. Das Fleisch war so zart, daß sich die kleinen Knochen von selbst lösten. Dazu hat Schwesterherz Yucca zubereitet mit reichlich Knoblauch und in Butter angeschwenkt. Als Beilage lediglich Salat und Brot. Selbst die anwesenden Kubanerinnen haben weder Reis noch Bohnen vermißt.
Anderen Tags hat einer aus unserer Gruppe einen Grüne Bohnen Eintopf gekocht, „Caldoza Alemána“ haben wir es genannt. Auch diesmal war der kubanische Teil vollauf begeistert.
Schulanfang
Am Montag, 5.9. war Schulanfang. Meine Tochter begann die „Pre-Escuela“. Dieser Zeremonie wollten ursprünglich alle beiwohnen, doch nur einer außer mir hat es geschafft, sich in so frühen Morgenstunden von Bett und Chica zu trennen.
Erstaunlich wie viele Kinder eingeschult werden bei relativ wenig Einwohnern. Der Schulhof war voll. Von den Eltern waren meist nur die Mütter anwesend. Die Väter haben sich entweder meist schon vor einiger Zeit über alle Berge aus dem Staub gemacht oder hegen anscheinend kein großes Interesse. Einige wenige waren bestimmt auch auf Arbeit, obwohl die paar anwesenden Väter auch Arbeit haben und sich dafür extra frei genommen hatten.
Forsch ging es dann zur Sache. Mit Fahnenappell, Heil Fidel und Viva la Revolución. Dann folgte die Einweisung der Eltern und der Kinder in die Klassenzimmer. Meine war die einzige, die es genervt hatte, so daß sie am liebsten sofort wieder nachhause wollte. Als sie zu heulen anfing, konnten auch 3 Lehrerinnen sie nicht beruhigen. Ich konnte mir denken, wieso. Ihre gleichaltrige Cousine saß in einem anderen Klassenzimmer. Und sie durfte nicht mit dort dabei sein. Mittlerweile sitzen sie nun doch zusammen und es macht ihr inzwischen Spaß in die Schule zu gehen. Hab das alles auf Video, aber leider noch nicht digital.
Abschlußparty
Der Höhepunkt war das Grillfest am letzten Abend. Ein komplettes Schweinebein ergab an die 50 Steaks, die nach guter deutscher Grillsommerart eingelegt wurden. Selbst ein Bucanero war dafür nicht zu schade. Mit Benzin wurde der Grill entfacht, Holzkohle gab es reichlich im Dorf. Zu den Steaks gab es dann Ketchup, Senf, Brot und Salat. Alle waren satt und höchst zufrieden. Auch unsere Freunde, die Bademeister, welche diesmal mit eingeladen waren.
Um es so richtig krachen zu lassen, haben wir noch 4 Bailarinas von „Pasión Caribe“ und deren Producer eingeladen. Gegen einen gewissen Obolus haben die eine fast einstündige Show nur für uns privat auf dem Portal der Casa dargeboten. Die insgesamt anwesenden ca. 15 Gäste waren begeistert. Mindestens ebenso wie die Bailarinas von den Künsten unseres Chefkochs. Insgesamt ein schöner Abschluß unserer Reise.
Bis auf einen kleinen Wermutstropfen. Alle waren ziemlich nett zurecht gemacht durch die Mengen an Getränken. Irgend eine von den Tänzerinnen die alleine im Wohnzimmer geschlafen haben, hatte dann in den frühen Morgenstunden wohl noch Musik hören wollen und den Casa- eigenen Recorder in die falsche 220-Volt Dose gestöpselt. Natürlich war es dann keine gewesen und wir hatten am Mittag etwas Ärger mit den Vermietern. Wegen Mangel an Zeit kurz vor Abflug haben wir dann zähneknirschend 160 CUC hingelegt. Dafür durften wir das Teil mitsamt Kaufbeleg (8 Monate alt) dann auch mitnehmen. Das soll sich meine Schwester nun reparieren lassen und verscheuern. Kann sie wenigstens an ihrem Haus ein Stückchen weiterbauen von dem Geld.
Wasser
Es gibt in der gesamten Region seit nunmehr fast 2 Jahren kein Wasser mehr aus der Leitung, bis auf ganz wenige Tage als die absolute Ausnahme. Deshalb schickt Vater Staat regelmäßig Wasserwagen vorbei, um die Haushalte auch auf dem Lande mit frischem Trinkwasser zu versorgen.
Diese Regelmäßigkeit beschränkt sich allerdings zum Leidwesen der Bevölkerung auf einmal aller 6 Wochen. Dann werden die Tanks befüllt und der Vorrat reicht für etwa 3 Tage. Dementsprechend ist die allgemeine Stimmung. Der Zorn wächst deutlicher und offener als je zuvor. Viele meinen, diese eine Lieferung aller 45 Tage aus rein ideologischen Gründen könne sich La Barba auch noch selber in den Hintern gießen. Denn für die dazwischen liegende Zeit muß sich jeder anderweitig behelfen. Und das geht nur „links herum“ und gegen Cash in Devisen. Und woher haben die Kubaner wohl diese zusätzlichen Devisen?
Tankwagen sieht man genügend herumfahren, welche die Vorratsbehälter auf den Dächern vollpumpen. Pro 200 Liter kostet das kostbare Naß auf diese Weise dann allerdings einen CUC. Somit ist der Kubikmeter Wasser in zweifelhafter Qualität am Ende genau so teuer wie das kontrollierte Trinkwasser in Deutschland inklusive Abwasser. Ohne Wasser kann schließlich kein Mensch leben. Also wird größerer Druck auf die verbleibenden immer weniger werdenden Einnahmequellen ausgeübt. Das war diesmal ebenfalls deutlicher denn je zu spüren.
Stimmung allgemein
Es herrscht irgendwie eine Art Endzeitstimmung. Im April ist wieder eine Gruppe junger Männer aus dem Dorf nach Mexiko abgehauen. Es vergeht keine Woche, wo nicht ein junge Frau von ihrem dreimonatigen Auslandsbesuch, meist aus Italien, zurückkommt und von der Welt außerhalb der Insel berichtet. Das weckt Begierde und erzeugt eine Sogwirkung.
Etliche sind bereits ausländisch verheiratet und warten nur noch auf die Ausreise. Viele vertraute Gesichter gibt es nicht mehr im Dorf. Wenn ich danach frage, bekomme ich allzuoft die Antwort, daß der oder die jetzt seit ein paar Monaten auch im Ausland lebt. Wer unter 30 ist sieht zu, daß er nur irgendwie da raus kommt. Wie, ist letztendlich egal, Hauptsache nur raus. Ähnlich wie in der DDR Anfang 1989 nur unter viel schlimmeren Vorzeichen. Politische Interessen, Meinungsfreiheit und Reformwille spielen dabei eher keine Rolle. Es ist die völlige Perspektivlosigkeit, was die Leute zum Verzweifeln bringt. Verstärkt noch durch die katastrophale Versorgungslage und den permanenten Mangel an Strom, Wasser und neuerdings auch durch das fast völlige Wegbrechen der gelegentlichen Einnahmen durch Touristen.
Dabei macht auch „meine“ Familie keine Ausnahme. Meine Ex ist inzwischen mit einem Italiener liiert, deren Schwester bereits mit einem verheiratet. Selbst meine Schwester plant im nächsten Jahr nach Deutschland zu heiraten. Es wird wohl nur noch eine Frage von Wochen oder Monaten sein, bis ich in „meinem“ Dorf lediglich noch die alten Leute kenne.
Die Poliklinik ist nur noch zur Hälfte besetzt, Medikamente waren eh schon immer Mangelware. Es geht schlicht und ergreifend in voller Breite bergab. Der offiziellen Propaganda glaubt von den Leuten, die ich kenne, eh keiner mehr. Immer weniger scheren sich darum, was passieren könnte, wenn sie darüber reden. Sie tun es. Zwar noch nicht laut aber dennoch deutlich. Doch letztendlich versuchen die wenigsten das System zu verändern. Jeder sucht sein persönliches Glück durch Flucht in eine Beziehung mit einem Ausländer. Hauptsache erst mal raus und zwar so schnell wie möglich. Alles andere später. Das ist mein Eindruck während dieser Reise.
Hinweis an alle, die in anderen Kubaforen Schreibrechte haben:
Ich gestatte ausdrücklich, in anderen Foren einen Link auf diesen Reisebericht hier zu setzen. Einer Veröffentlichung in anderen Foren, auch auszugsweise, stimme ich deshalb nicht zu, weil ich dort nicht persönlich auf die eventuell eingehenden Kommentare antworten kann.
Danke für eurer Verständnis.
e-l-a [/i][/color]
Quelle: http://2001662.homepagemodules.de/t509328f3430-Bericht-Kuba-Playas-del-Este-September.html
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