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Was wird nach Castro kommen? (Gelesen: 1154 mal)
23. Dezember 2004 um 11:17
errue   Ex-Mitglied

 
Was wird nach Castro kommen?

Kubaner zwischen Sehnsucht und Bangen


In Marianao, einem Randbezirk der kubanischen Hauptstadt Havanna, geschahen kürzlich unerhörte Dinge. Früh am Morgen tauchten Schmähplakate oder Wandschmierereien gegen Staats- und Parteichef Fidel Castro auf, die von der Polizei oder den Komitees zur Verteidigung der Revolution (CDR) nach Tagesanbruch in aller Eile entfernt wurden. Einige der Parolen machten den "Máximo líder" für die jüngste Energiekrise verantwortlich. Eine andere spielte auf Castros Unfall und seinen Spitznamen "El Caballo" - das Pferd - an: "Wenn sich das Pferd einen Fuß bricht, muss man es schlachten."

Noch sind solche öffentlichen Schmähungen Einzelfälle, und viele Kubaner waren ehrlich betroffen, als sich Castro bei einem Sturz am 20. Oktober die Kniescheibe brach. Doch während es der Staatschef eilig hatte, sich nach der Operation schnell wieder seinem Volk zu zeigen, Führung zu demonstrieren und beim Kongress der Jungkommunisten einmal mehr die "Schlacht der Ideen" zu propagieren, fragen sich immer mehr seiner Landsleute, was einmal nach ihm kommen wird. Manche sehnen den Tod des 78-Jährigen herbei, andere befürchten Chaos und Unruhen, sollte der Mann, der die Karibikinsel seit fast 46 Jahren mit eiserner Hand regiert, nicht mehr da sein. Es überwiegt die Angst vor Veränderungen.

Bruder Raúl Castro als Nachfolger Fidels?

Auffallend häufig tritt derzeit Fidel Castros fünf Jahre jüngerer Bruder Raúl Castro in die Öffentlichkeit. Der Erste Vizepräsident würde im Todesfall automatisch die Nachfolge Fidels als Staatschef antreten. Als Verteidigungsminister kontrolliert Raúl Castro bedeutende Teile der kubanischen Wirtschaft, denn wichtige Staatsunternehmen im Tourismus, dem Nickelbergbau und der Zuckerindustrie gehören der Armee. Er gilt als ideologischer Hardliner, der gegen den Wirtschaftreformer Carlos Lage in den vergangenen Jahren die Re-Zentralisierung der kubanischen Wirtschaft durchsetzte. Nach Meinung von Diplomaten, Dissidenten und Kubaforschern fehlt ihm aber das nötige Charisma, um dem kubanischen Volk in schweren Zeiten immer neue Opfer abzuverlangen.

Schon jetzt zeigen sich im kubanischen Sozialismus, der mit Mühe den Zusammenbruch des Ostblocks überstand, neue Krisensymptome. Das viel gelobte kubanische Gesundheits- und Bildungswesen leidet an akutem Personalmangel. Zum einen hat Castro mehr als 13.000 Ärzte und medizinisches Personal als Gegenleistung für Öllieferungen nach Venezuela geschickt. Zum anderen ist der Lehrerberuf wenig attraktiv, weil dort, anders als im Tourismus, keine Deviseneinkünfte winken.


Schlecht ausgebildete Lehrer und Ärzte - Akuter Polizistenmangel

So müssen sich Patienten und Schüler von schlecht ausgebildeten und blutjungen "Not-Sanitätern" oder "Not-Lehrern" behandeln oder unterrichten lassen. Kubanische Ökonomen klagen, dass Arbeitsplätze auf dem Bau oder in der Landwirtschaft wegen schlechter Bezahlung nicht angenommen würden. Kürzlich hob die Regierung die Gehälter bei der Polizei kräftig an, weil niemand mehr Polizist werden wollte.

Nach Ansicht des Oppositionellen Eloy Gutiérrez Menoyo steht Castro in der historischen Verantwortung, zu Lebzeiten eine politische Öffnung einzuleiten, Oppositionsparteien zuzulassen und freie Wahlen abzuhalten. Andernfalls drohe nach seinem Tod politisches Chaos. "Es liegt an ihm, seinem Lebenswerk einen krönenden Abschluss zu geben", sagt Gutiérrez Menoyo.

(N24.de, dpa)
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