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Kuba glaubt an solide Perspektiven (Gelesen: 1124 mal)
04. Januar 2005 um 00:38
errue   Ex-Mitglied

 
Kuba glaubt an solide Perspektiven
Trotz empfindlicher Schläge: Havanna setzt auf sein »menschliches Kapital«

Von Leo Burghardt, Havanna

Kuba beging am 1. Januar den 46. Jahrestag des Sieges der Revolution – nach einem durchaus turbulenten Jahr 2004.

»Es hätte kaum schlimmer kommen können, aber auch kaum besser.« Das sagte Fidel Castro, der seinen Unfall erstaunlich gut überstanden hat, am 17. Dezember zum Abschluss eines Handelsforums, an dem 343 Manager von 165 USA-Firmen teilnahmen und in dessen Ergebnis ein 125 Millionen-Dollar-Vertrag über kubanische Lebensmittelimporte unterzeichnet wurde. Die haben damit innerhalb von drei Jahren einen Wert von 1,058 Milliarden Dollar erreicht.
Zwei Hurrikans und die folgenschwerste Dürre seit 75 Jahren in den Ostprovinzen haben den Staatshaushalt mit mehr als zwei Milliarden Dollar belastet, so dass die bleischweren Probleme im Wohnungsbau, der staatlichen Agrarproduktion und im öffentlichen Personentransport nicht gelindert werden konnten. Sie aus der Welt zu schaffen wird selbst unter normalen Bedingungen Jahre dauern. Die Energiekrise im Sommer, die durch eine Havarie im modernsten Kraftwerk des Landes und die darauf folgende Kettenreaktion von Ausfällen durch Überbelastung der anderen Stromproduzenten hervorgerufen wurde, riss weitere Löcher auf, denn für einen Monat mussten 118 Fabriken, darunter das größte Stahlwerk, die Zement- und die Papiererzeuger dicht machen. Aber die Nickelexporte erbrachten beträchtliche Einkünfte, die Erdöl- und Erdgasproduktion legte zu, obgleich sie das Planziel von vier Millionen Tonnen knapp verfehlte, und am 25. Dezember flog der zweimillionste Tourist ein. Es ist die bisherige Rekordzahl.
Doch Tourismus hin, Exporte her – Kuba setzt seine Hoffnung in erster Linie auf sein »menschliches Kapital«. Die Bereiche Kultur, Volksbildung und Volksgesundheit wurden und werden großzügig gefördert und Kuba hat heute 310 000 Lehrer und Professoren, 69 000 Ärzte, 150 000 Krankenpfleger und 78 000 Wissenschaftler. Die guten Ergebnisse genießen schon längst nicht mehr nur die Anerkennung internationaler Organisationen, auch renommierte ausländische Forschungsinstitute und Pharmakonzerne strecken ihre Fühler aus, wie die US-amerikanische Firma CANCERVAX. Sie gelangte mit dem kubanischen Zentrum für Molekularimmunologie zu einer Vereinbarung über Entwicklung und Produktion von Impfstoffen gegen Krebs. Auf dem Gebiet der Biotechnologie gehört Kuba zur Weltspitze.
Auch 2004 versetzte Washington Kuba empfindliche Schläge: Es schraubte die Genehmigungen sowohl für Kubareisen seiner Bürger und Residenten als auch den Grenzwert für Geldüberweisungen weiter herunter. Zugleich wurde der Druck auf ausländische Banken verstärkt, um zu verhindern, dass Kuba Dollars, die es aus dem Tourismus, den Exporten, den Verkäufen in den Devisenläden und eben den Überweisungen der kubanischen Emigranten bezieht, im Ausland anlegt und diese Depots zur Begleichung der Zahlungsverpflichtungen für seine Importe nutzt. Die Union Schweizer Banken wurde deswegen im Mai von einer Unterabteilung des USA-Außenministeriums mit einer Sanktion von 100 Millionen Dollar belegt. Kuba hielt dagegen und entthronte den Dollar als potente Parallelwährung. Binnen dreier Wochen war er aus dem Verkehr gezogen und durch den konvertiblen Peso ersetzt.
Zu Weihnachten sorgte der Chef der US-amerikanischen Interessenvertretung (SINA), James Cason, der laut kubanischer Presse »alles Mögliche ist, nur kein Diplomat«, für eine weitere Eskalation des ohnehin äußerst gespannten Verhältnisses seiner CIA-Außenstelle zur kubanischen Regierung. Außer ein paar Weihnachtsbäumen ließ er auf dem Gelände eine große Leuchttafel mit der Zahl 75 aufstellen, unter Anspielung auf die im vergangenen Jahr zu langjährigen Haftstrafen verurteilten 75 Dissidenten (14 sind bereits auf freiem Fuß), die in der SINA ihr Hauptquartier hatten. Die Kubaner empfanden das als »nicht akzeptable Provokation« und kreisten die Interessenvertretung mit Plakatwänden ein, auf denen Fotos von US-amerikanischen Gräueltaten in Irak und in Guantanamo reproduziert sind.
Von den Staatsbesuchen waren zwei von herausragendem Gewicht: Der Präsident der Volksrepublik China, Hu Jintao, und der Präsident Venezuelas, Hugo Chávez, haben offenkundig, obgleich das offiziell so nicht genannt wird, mit Kuba einen Dreierpakt geschlossen, der Milliardeninvestitionen und Millionenkredite auch für die Insel vorsieht. Gerechte Gesellschaften, neue Förder- und Verarbeitungsanlagen für Nickel, ein Kohlekraftwerk werden zum Beispiel entstehen. Die Kooperation umfasst die Häfen, die Eisenbahn, Telekommunikation und Erdöl. Die staatliche venezolanische Holding PDVSA erwägt, sich in Teile der Erdölraffinerie in Cienfuegos und den Hafen für Supertanker in Matanzas einzukaufen und bei ihrer Fertigstellung und Inbetriebnahme zu helfen. Es sind etwa 20 Projekte, die Kuba solide Perspektiven bieten.
Ebenso gilt das für »die gute Nachricht« (Fidel Castro), dass die kanadische Sherritt, die schon seit Jahren in Kuba tätig ist, an der Nordküste der Insel drei neue Vorkommen mit endlich leichtem Erdöl entdeckt hat, die ein rasches Wachstum der nationalen Produktion garantieren. Sherritt hat zugleich Interesse angemeldet, die Nickelförderanlage in Moa, die sie gemeinsam mit der kubanischen Cubaniquel betreibt, zu modernisieren und auszubauen. Investitionen: eine Milliarde Dollar. Und Brasilien, dies zum Schluss, gewährte Kuba einen generösen Kredit mit langer Laufzeit und nur 2,5 Prozent Zinsen, um brasilianische Lebensmittel einzukaufen.

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