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Von Santiago de Cuba nach Miami (Gelesen: 8041 mal)
09. Januar 2005 um 04:06

uwe   Offline
Administrator

Geschlecht: male
Beiträge: 1895
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gefunden im forum von ralf (wurde da leider fast nicht gelesen)

Törn vom 05.04. bis 18.04.2003
Santiago de Cuba/Guantanamo/Baitiquiri/Baracoa/Cayo Coco/Cayo Guillermo/Varadero/Habana/Miami
1010 sm

Crew:

Rendtel, Dr. Frithjof (Skipper, on board)/ Hamburg
Habekost, Dr. Rainer (Rainiér) / Sibirien
Quentin, Robert (Röbbing) / Böhnhusen
Rendtel, Dr. Andreas (Kurzer) / Kempten
Schlicke, Frithjof (Schlickischlumpf) / Templin
Volquards, Veronik (Vero) / Hamburg
Wernicke, Jochen (Knochen namens J)/ Neustadt
Westpfahl, Oliver (Prickilein) / Hamburg

Technische Daten:

Maschinenstunden gesamt 41 h
Boot Charteryacht Sonate Ovni 43 „ Leon de Mar“
Flag Certificate: German Nr. 010313 Sail Yacht „Leon de Mar“
type of vessel: Sail yacht „Leon de Mar“
home port: Hooksiel
manufacturer: Sonata Ovni 43
serial-no.: 4332/4835
material: Aluminium
year: 1991
Iength of hull: 13,40m
breadth: 4,30m
draught: 0,80/2,50m
displacement: 9,0 m3
type of motor: inboard
manufacturer: Yanmar
serial-type: 4JH2E
engine-no.: 5718
output: 36 kw
year: 1991

1. Tag 05.04.2003 (Sonnabend)

Die Taxifahrt in die Stadt war ein besonderes Abenteuer. Wir waren zwar schon mal in einer Schwarztaxe, einem alten Chevi, in die Stadt gefahren. Jetzt aber war in der Marina ja Weltmeisterschaft im Jesuscar fahren. Eine Menge Kubaner wollen das sehen; wir nicht. Taxen gibt es nicht mehr, wir brauchen aber dringend eine. Die ist aber nicht aufzutreiben.
„Bitte Rolando. Wir machen jetzt die kubanische Nummer!“ Rolando spricht am besten Spanisch. D.h. : „Treibe ein Schwarztaxi auf!“ Es kommt auch eins, wir müssen ganz rapido rein, weil hinten die Polizei steht und kontrolliert (wer als Schwarztaxe erwischt wird, bekommt superharte Strafen). Wir werden zu Familienmitgliedern ernannt und landen in der Kontrolle. Wir dürfen wir aber weiter.

Rolando fragt: „Wieviel kostet die Taxe?“ Wir saßen zu sechst drin. Also 5-6 Dollar schwarz und cash auf die Kralle. Da zetert die dumme Fahrerin rum: „Ja, das kostet 26 Dollar. Das ist ja alles so risikoreich. Die Polizei...“. Ich sage: „Seid ruhig. Sagt nichts. Hoffentlich kommen wir mit der Schüssel an.“ Sie hat Schwierigkeiten, den Berg raufzukommen. Der Gang springt raus. An einem Berg verröchelt der Motor und springt in Rückwärtsfahrt auch nicht an. Wir rollen rückwärts den Berg runter. Wir fliehen entsetzt aus dem Auto und sind heilfroh, mit der Fahrerin nicht weiter über den Preis diskutieren zu müssen.

Dann hält ein Lada. der will uns für 3 Pesos in die noch weite Innenstadt mitnehmen. Rolando ist nun ganz schnell. „3 Pesos sind ca. 30 Cent. Das ist ja toll.” Das es so billig nicht sein konnte, war eigentlich klar. Er meinte nämlich „Pesos convertibiles.“ Das entspricht exakt dem US$. Schließlich nahm er 6 originale davon. Immerhin, diese Aktion bleibt in der Erinnerung.

Die Verproviantierung in Kuba ist nicht ganz so einfach wie gewöhnlich. Rainer, Jochen und ich machen nach der Taxiarie zum Einkauf:. „Ach Gott, wo findet man denn in diesem pseudosozialistischen Mangelwirtschaftsland nun das, was man braucht?“ Die Antwort ist ganz einfach. Wir krallen uns eine schwarze Mami, die auch gleich versteht, worum es geht.

Und dann geht es los: 1. Laden das und das, 2. das etc. Mami weiß genau, wo es was gibt. Dann sammelt man es in Tüten, bezahlt und stellt sie ab. Und dann folgt der Gang auf den intrakubanischen Agromarkt. Dort zahlt man gemeinhin in kubanischen Pesos. Aber wir zahlen in Dollar. Und das Prinzip geht so: „Wieviel Pesos kostet das!“ meist irgendwelche Kleckerbeträge. „So, und wir bezahlen jetzt in Dollar. Was bekommen wir für einen?“ Und es wurde immer mehr: 16 Bananen, Rainer schrie: „Halt, nicht so viel!“.

Er hatte glückseligerweise einem rußlanderfahrenen Instinkt folgend Kartons mitgenommen. Die wurden voll und voller; für 20 US$ hätten wir in der Marigot Bay nicht mal eine Obstschale vollgekriegt. Hier wurden es mehrere Kartons.
Wir mußten uns nur noch beeilen, um unsere Depots noch vor Ladenschluß abzuholen. Aber es klappte. Der Rückweg geht durch Tausende von Kubanern: Sie wollen alle eine Fahrgelegenheit, weg von der Weltmeisterschaft. Das klappt aber nicht so einfach wegen des bekannten Mangels von Verkehrsmitteln.

Und natürlich ist auch die neue Mannschaft abends wieder beim Son gewesen; nur Rolando und Röbbing ließen sich das entgehen.

2. Tag 06.04.2003 (Sonntag)

Nun ist es endgültig bestätigt: Schlickischlumpf kommt abends an; er erscheint um 19.00h. Wir machen davor einen Ausflug nach El Cobre, der Wallfahrtskirche Kubas, und in die Sierra Maestra. Die Taxifahrt ist abenteuerlich. Hätte der Fahrer gewußt, wie schlecht die Straße ist, dann wäre er vermutlich nicht gefahren. Aber wir kommen durch.

Die Gegend ist eindrucksvoll: Wer in Südamerika ein erfolgreicher Revolutionär sein will, muß seine Waffen durch so beschissenes Unterholz schleppen, eine Reihe Leute umbringen und hinterher verkünden: „Die Große Sache hat gesiegt!“

Das glauben die Eingeborenen durchaus. Überall Gedenksteine für einen dahingeschiedenen Revolutionär. Im Stile katholischer Votivtafel ehrt die Bevölkerung Fidel, Patria o Muerte („Solo muerte e seguro,“ sage ich, und der Taxifahrer lacht), die „Bewegung des 26. Juli“, Antonio Maceo – den alten Mulattengeneral und Haudegen aus den Unabhängigkeitsdkriegen, aber auch die Freundlichkeit, Mitmenschlichkeit und was sonst noch alles. Eben alles tief katholisch.

Nicht unsympathisch das alles, aber was man an großer Sache erreicht hat: In Kuba dürfen Kubaner in viele Örtlichkeiten nicht rein, nur die dollarzahlenden Touristen. Besonders witzig erscheinen einem die überall zu findenden Büros: „Komitee zur Verteidigung der Revolution“. Ob die Opas da wohl sagen: „Früher haben wir aber anders revoluzzt!“?

Ans Ablegen ist nach Schlumpfis Ankunft nicht zu denken. Der Hafenmeister vom Ministerio del Interior ist mit der Ausgabe des Cruising Permits überfordert. Wir müssen bis zum nächsten Morgen warten. Die Weltmeisterschaft...

3. Tag 07.04.2003 (Montag)

Start in Santiago um 09.30h, nachdem wir endlich das Papier und fehlenden Diesel haben. Der Wind kommt in 22 kn – in Böen 28 – aus E bei E-Kurs. Schauer an Land und eine schauerlich kurze Welle lassen uns über Grund aufs Ziel vielleicht 2,5-3 kn gutmachen.

Aber wir sind entschlossen, zu segeln und tun das auch. Wir wollen nach Guantanamo Bay auf die kubanische Seite nach Caimanera. Uns fehlen noch 33sm bis Guantanamo. Das wird knapp bei Tageslicht. Und da dürfen wir eigentlich nur bei Helligkeit durch.

So nehmen wir den Motor zu Hilfe. Gegen Sonnenuntergang erreichen wir Guantanamo. Die kubanische Küstenwache funkt uns an. Wir antworten, indem wir „US-Coast-Guard Guantanamo Bay“ rufen. Die Kubaner schweigen. Die Amis antworten aber auch nicht. Als wir ihre Grenze erreicht haben, fragen sie, was wir wollen.

„Pass to Caimanera“. “Go on.” Und neutrale Freundlichkeit: “Ein Begleitboot wird Ihnen den Weg zeigen.” Dann ein anderer: “Wer sind sie denn? .... Und was wollen sie?“ „Pass to Caimanera”. „Please wait“. Wir warten. „“Please, go outside of US and wait.“ “Sir, that are 4 miles”. “Go out! And wait!”

Und dann geht ein Riesenaffentheater hin und her; 3 verschiedne amerikanische Stellen scheinen unterschiedlicher Meinung zu sein. Ein Kanonenboot kommt näher. Nach 1 œ Stunden ist der Zirkus beendet: 21.00h.

„Sie haben keine Erlaubnis zum Passieren der US-Gewässer. Verlassen sie die!“ Wir fahren los. Da bölkt eine besonders armselige Gestalt: „Sie befinden sich immer noch auf amerikanischem Gebiet. Sie haben das sofort zu verlassen.“ Einer vom Begleitschiff weist ihn darauf hin:“ Sir, its a little bit rough outside!“ Der: „No, it goes sluppy.“

Uns erscheint das Ganze so blöd, daß wir nicht mehr darauf antworten. Längere Zeit werden wir noch über Funk beschimpft, sofort die amerikanischen ..... Am liebsten hätte ich ihm gesagt: „Passen Sie bitte auf. In Ihrem nächsten Leben stehen Sie vielleicht auf der anderen Seite des kubanischen Zauns von Guantanamo und müssen aufpassen, daß die Amis keinen Blödsinn machen.“

Dabei stand im Cruising Guide to Cuba: Da kann man auf Antrag immer passieren. Da regt sich sonst kein Mensch auf. Vielleicht bei uns alten Irakkriegsgenern schon...

4. Tag 08.04.2003 (Dienstag)

Schließlich erreichen wir nach Mitternacht hundemüde und erschlagen die letzte Ankermöglichkeit vor Baracoa: Baitiquiri. Zeichen von Seekrankheit gibt es auch an Bord.

Für läppische 55sm Zielkurs mußten wir 130 sm kreuzen. Die Einfahrt in die Lagune durch ein Korallenriff ist mit 15m besonders eng, stellt aber kein Problem dar. Wir ankern in Ruhe, machen Essen und schlafen aus.

Am nächsten Morgen erscheint die kubanische Kontrolle im Ruderboot. Alles freundlich und einigermaßen analphabetisch. Schließlich finden diese Hiopis auch noch was: „Woanders ankern.“ Als einiges Schiff müssen wir ebenso sinnlos in der Bucht unseren Liegeplatz um 200m verlagern..

Start um 10.30h auf E-Kurs immer der Küste entlang, die wirklich sehr schön ist. Wind immer 22kn bei grober Hackesee. Wir segeln aufrecht mit Motorunterstützung, Bis 15.00h machen wir 13 sm über Grund gut. Das reicht uns jetzt. Segel runter und unter Motor vierkant gegen an, weil der Weg nach Baracoa noch 80 sm weit ist.

Um 21.30 h haben wir Punta Maisi querab. Um 22.00h können wir endlich abfallen, Maschine aus und Kurs 330° auf Baracoa. Wir flitzen mit 9 kn Fahrt. Endlich hat sich eine Anstrengung auch mal gelohnt.

5. Tag 09.04.2003 (Mittwoch)

Um 02.30h geht in der Bucht von Baracoa der Anker nieder. Wir haben bislang eine 226 sm lange Reise.

Die Kubaner haben nichts besseres zu tun: Sie kontrollieren. 5 Mann hoch erscheinen an Bord. 3 Leute von uns gehen an Land, um Brot zu kaufen. Mehr gibt es auch nicht; nur eine Kunstausstellung in der Stadt: Thema – Cuba: karibische Naturschönheit hinter Stacheldraht. Sicher eine zutreffende Analyse und nur verwunderlich, daß so etwas ausgestellt werden darf.

Das Brot schmeckt ausgezeichnet. Man wird nur nicht satt davon. Ganz offenbar hat man nur unheimlich viel Luft in Mais-Brotteig eingeschlossen.

Um 12.00h kommen wir los. Erst rennt die Kiste auf Halbwind mit 8 Knoten. Dann können wir Spi fahren, immer so nach 290°. Um Mitternacht sind wir in der Höhe von Bahia de Nipe, also 78 sm weiter, so daß wir jetzt 304 sm hinter uns haben.

6. Tag 10.04.2003 (Donnerstag)

Wir setzen die Nachtfahrt fort, entweder mit ausgebaumter Genua oder Motor, wenn nichts mehr weht. Dann kann ab 02.00h wieder gesegelt werden. Der Wind wird erst wieder um 09.30h aus West schwach. Motor wieder an. 13.00h kurzer fetter Regenschauer. Kein Wind. Wir beschließen: Die Fahrt an der kubanischen Südküste hat so viel Treibstoff gekostet, daß wir dringend wieder tanken müssen.

Wir fahren bis Cayo Coco durch; gelegentlich können wir auch wieder segeln. Insgesamt sind das immerhin 244 sm.

7. Tag 11.04.2003 (Freitag)

Gegen 10.00h kommen wir fast ohne Treibstoff in Cayo Coco an. Die Gegend ist wunderschön. Laut Simon Charles und Nigel Calder erwartet uns da ein extrem unfreundliche Truppe von der Immigration. Wir haben nun 548 sm hinter uns.

Nix davon: Keine Marina, keine Immigration. Wir wollen anlegen: „Haut ab“, schreit einer von „Cuba Rumbos“ und den Affenfelsenkatamaranen. Und jede Menge uniformierter Vollidioten winken auch, daß wir verschwinden sollen.
„Wir haben keinen Treibstoff!“ „Das ist nicht unser Problem!“

Ich werde sehr laut: Ob diese Trottel wohl verstehen könnten, daß man ohne Treibstoff nicht ablegen kann? Die Cubanos – die von den Katamaranen sind in der Regel ausstudierte arbeitslose Ingenieure und träumen eigentlich von einem besseren Leben in den USA (so kenne ich das aus Varadero) – schalten im Stile besserer Leute erst mal auf stur.

Wir provozieren einen Landungsversuch mit der Gummisau und haben Erfolg. Alle schönen Verbote sind plötzlich im Eimer. Wir dürfen an einem Schnellboot der Küstenwacht festmachen und unser Problem erklären.

Es geht ein lebhafter Austausch zwischen Militär und Zivilbehörden hin und her: „Hier hat sich eine Segelyacht verlaufen, die Treibstoff braucht.“ Schließlich bekommen wir eine Notmenge Treibstoff, damit wir nach Cayo Guillermo kommen können.

Und woher? Aus den Tanks von „Cuba Rumbos“, die uns so unfreundlich wegjagen wollten. Im Container entdecke ich noch, als sie sich jeder mit 3 Rumflaschen für ihre Sonderaktion belohnen, große Konservendosen mit Grünen Bohnen.

Gegen 17.25h kommen wir los und wollen die Marina Cayo Guillermo noch in früher Nacht erreichen. Ein des Englischen nicht ganz so Mächtiger erzählt uns was von Mooring Boy und: „Nicht in den Hafen kommen!“ Das haben wir auch nicht vor.

Wir haben eine Skizze aus Simon Charles und Nigel Calder: Da gibt es von einem definierten GPS-Punkt eine Einfahrt durch die schmalste Stelle der Sandbank. Wir fahren mehrfach an der Außenkante entlang und bestätigen den GPS-Punkt doppelt. Die Peilung auf den Steg stimmt. Tiefgang: ausreichend: „Pump bitte das Schwert halb an!“ Es geht los. Wir sitzen. „Pump höher!“ Es geht nicht, weil einer im Übereifer das Schwert schon ganz hochgepumpt hat. Zwei große Wellen haben ein Einsehen und heben uns über die Sandbank in tieferes Wasser. Wir ankern da.

8. Tag 12.04.2003 (Sonnabend)

Eine Mooring Boy gab es in der ganzen Bucht nicht. Nur eine unbeleuchtet Boje vor der Einfahrt, die wir aber trotz heller Mondnacht und mehrfachem Vorbeifahren nicht entdeckt haben.(Natürlich sollte die eigentlich auch beleuchtet sein...).

Wir laufen in die Marina ein. Der Jinetero rennt die ganze Zeit an Land neben unserem Schiff her. Wir bekommen fast alles, was wir haben wollen. Es dauert nur etwas länger. „Schinken?“ „Ja, mein Schwager arbeitet in einem Hotel!“ Und so bekommen wir auch echten deutschen Emmentaler.
Und dann will ich noch Grüne Bohnen haben. Bekommen wir: Man holt sie von Cayo Coco mit dem Auto von „Cuba Rumbos“.

Um 17.00h starten wir in Richtung Varadero. Die Nacht wird unter Segel und Motor durchgefahren.

9. Tag 13.04.2003 (Sonntag)

10.00h Badestop auf einem Riff vor Cayo Marisma – das Wasser ist uns mit 26°C reichlich kalt. Es handelt sich um ein hübsches Flachriff auf einer ausgedehnten Sandbank. Man kann gut darauf spazieren.

Vor Sonnenuntergang erreichen wir Varadero. Die Halbinsel Hicacos wird immer weiter mit Hotels zugebaut; aber die architektonischen Bausünden liegen weiter am Inselanfang. Wir ankern vor der Villa Dupont – jetzt Zentrum des kubanischen Golfverbandes – und baden. Schlicki und ich schwimmen an Land. Da zieht bereits die staatliche Strandwache auf. Sie plaudert mit uns ganz freundlich, obwohl Schlicki nackt ist. Wir schwimmen durch eine hohe Dünung wieder zum Schiff zurück.

Wir setzen die Nachtfahrt auf Habana ab. Vor der Marina von Varadero werden wir durch Wasserschutzpolizei angehalten. Wir sollen in den Hafen kommen. Eine etwas unübliche Kundenwerbung.

10. Tag 14.04.2003 (Montag)

In der Nacht folgt uns hinter Matanzas eine Menge Licht. Wir werden angerufen, weil ein Schleppzug Raum fordert. Wir weichen aus; aber es war gar nicht nötig, weil wir schneller sind. Um 07.00h stehen wir vor Habana; die Sonne macht sich gerade zum Aufgang fertig. Wir haben eine wunderschöne Skyline an El Morro vorbei.

Wir wissen natürlich, daß wir nicht in den alten Stadthafen dürfen. Das machen wir trotzdem. An der Ansteuerung kommen uns Angler im Autoreifen entgegen und bieten Fische feil. Über Funk werden wir laufend angemeckert. „Leon de Mar, Leon de Mar...“. Wir halten uns jenseits des Tonnenstrichs frei, melden uns dann stark verspätet und sagen: „Beruhigen Sie sich! Unsere Photosession ist vorbei!“ Wir machen eine Spazierfahrt den ganzen Malecon entlang. Einklarieren um 10.00h in der Marina Hemingway und auf Liegeplatz 116 fest. Wir haben jetzt 798 sm auf der Uhr.

Wir suchen einen Mietbus – der nicht zu kriegen ist, Karten für das Tropicana und eine Stadtrundfahrt. Wir treffen als Vermittlerin Anna – angeblich ein Mitglied des Tropicana. Sie flirtet mit uns rum; wir beschlie ßen, sie als hübsches mulattisches Maskottchen mitzunehmen und ihr ein paar Dollar dafür zu geben. Und das wird teuer. Hinterher, nachdem sie mit uns in alle möglichen Lokalitäten gekommen war, war mit 25 US$ absolut nicht zufrieden.

Obwohl ihr keiner an die Wäsche wollte – sie durchaus – kostete die Bordkasse 150,-US$. Für ein Tropicanamitglied hielt sie sich für was Besonderes. Es gibt eben viele Formen der Korruption.

Wir machen eine Stadtrundfahrt durch die Altstadt mit Rummuseum, Son-Kapelle (aber nur als Touristenquark), Hemingways Saufstellen, Dachgarten im „International“ , Kapitol usf. Schließlich gehen wir essen und fahren nachts noch mal in die Stadt in das „Meridian Cuba“ – Montag ist gemeinhin Ruhetag für alle künstlerischen Aktivitäten; aber da lief noch eine Show.

11. Tag 15.04.2003 (Dienstag)

Wir bestellen ein „Panataxi“ – das kostet die 1. Stunde 20 US$ und jede weitere 10. Damit wird für Gruppen in Habana das Taxifahren bezahlbar. Wir fahren zur Villa Hemingway. Die ist leider zu. Wir fahren nach Cojimar, um wenigstens den Originalschauplatz vom „Alten Mann und das Meer“ zu sehen. Aber Antonio Fuentes hat auch vor ca. 2 Jahren die letzte Angelschnur abgegeben.

Wir sehen uns die Altstadt von anderen Seiten an; die Villa de los Capitanes, da wurde die erste Republik konstituiert, ist schon zu. Wir machen uns die Mühe und gehen in das Revolutionsmuseum. Rainer hat spontan dieselbe Idee, die ich schon seit Jahren habe: Wenn man solches militärisches Brimborium ausstellt, wie Panzer, das Waffenschmugglerauto, Granma u.a. Käse, dann verdient es diese Revolution, nicht zu überleben. Eine erfolgreiche Revolution setzt ein neues Prinzip der Gesellschaft in Gang.

Schlimm, wenn das mit Waffen passieren muß – manchmal, und in Kuba ja, mußte das so sein. Aber wenn man diesen Mythos als Krücke braucht, ist man ein armes Würstchen und hat schon verloren. Dabei w ünscht eigentlich jeder, der Kuba etwas näher kennt: „Hoffentlich schaffen die Kubaner es, noch möglichst lange USA-unabhängig zu bleiben.“

Abends fahren wir ins „Tropicana“; ohne das ist ein Kubabesuch nie vollst ändig,. Selbst wenn ich die Geschichte von „Babalu Aye“ im letzten Jahr schon mal gehört habe. Einhellige Begeisterung bei der Crew.

12. Tag 16.04.2003 (Mittwoch)

Um 10.00h klarieren wir aus und um 12.00h fahren wir unter Motor und Segel los in Richtung 53°, weil der Wind direkt mit 9-11kn direkt aus der Zielrichtung kommt. Um 17.00h dreht der Wind auf 14-18 kn aus Nord, so daß wir nur noch segeln können.

Um 18.00h beginnt das, was man in zivilisierten Ländern nicht mehr für möglich hält. In freien internationalen Gewässern 30sm vor Habana kommt zu einem Übergriff der US-Coast-Guard. Sie rufen uns per Funk an und fragen nach Woher und Wohin. Kuba wollen wir auch gar nicht verschweigen (schließlich werden die uns schon auf dem Radar gesehen haben.).

Und wir sagen ihnen wahrheitsgemäß, daß wir nach Miami wollen. Sie fragen gar nicht, ob sie an Bord kommen dürfen. Sie sagen einfach: „Lets have party!“ Und es bleibt uns gar nichts anderes übrig als zu sagen: „Wenn Sie denn wollen, dann kommen sie mal.“

Schließlich würden, wir gedenken Guantanamo, noch andere Machtmittel gegen uns in Stellung gebracht werden können. Das Coast-Guard-Schiff „Nantucket“ hat sichtlich Probleme, sein Gummiboot in den Bach zu bringen (schlechter Ausbildungsstand bei den US-Marinaden). Es dauert und dauert, während wir beigedreht warten.

Schließlich sind sie da, kommen wie selbstverständlich an Bord, visitieren das Schiff bis unter die Bodenbretter, machen ein reichlich unsinniges Protokoll – ich bin der angebliche Schiffseigner, aber nicht an Bord – und verschwinden wieder. Wir fragen uns, wo die „Freiheit der Meere“ im US-K üstenhinterhof geblieben ist? Jedenfalls scheinen die noch nicht zu massakrieren.

Der Unsinn kostet uns eine Stunde.

13. Tag 17.04.2003 (Donnerstag)

Wir können bis 06.00h durchsegeln auf dem Zielkurs Miami. Dann baut der Wind ab, kommt direkt von vorn, und wir haben keine andere Wahl mehr, als den Motor anzumachen.
Um 18.00h kommen in „Miamarina“ Bayside Miami an – erstaunlicherweise ist mit 50,00 US$ der Stegplatz sogar bezahlbar.

Wir müssen einklarieren. Aber wo? „Da ruft man an!“ sagt die Hafenmeisterei. Das geht über Handy und man landet in einer schweineteuren Endlosschleife: „Thanks for your patience...“.

Schließlich fahren wir per Taxe in den Hafen. Wir bekommen eine Polizeieskorte zur Immigration. Es geht alles ganz relaxt. Und Kuba interessiert die auch nicht. Nur am nächsten Tag muß die ganze Crew in Einzelnasen sich noch einmal vorstellen. „Wenn das nicht passiert, wird der Skipper“ – und das ist nicht witzig gemeint – „sofort aus den USA rausgeschmissen!“

Der Kurze muß sich noch vom Immigrations-Offizier anhören:“Na, war es denn schön für Euch in Cuba? Ganz Cuba ist doch ein Puff.“ Eigentlich hätte er antworten müssen, daß Miami dann mindestens ein halber Puff sein müsse, bei den vielen Cubanos dorten.

14. Tag 18.04.2003 (Freitag)

Wir klarieren das Schiff zur Übergabe an den Nachfolger Klaus und besorgen einen Mietbus für eine Stadtrundfahrt. In der Miami Beach Marina entdeckt im Vorbeifahren Rainer die „HASPA Hamburg“ und begrüßen kurz unseren alten Freund Volker Linzer and his crew. Wir fahren den Ocean Drive von Miami Beach bis nach Fort Lauderdale. Wir baden auch noch in Miami, weil es einige unter uns gibt, die das mal gemacht haben müssen.

Die Hotel- und Altenheimkolosse langweilen einen zu Tode oder regen einen wegen ihrer Geschmacklosigkeit auf. Der Kurze hat eine interessante Theorie: „Das sind die Windbrecher bei Hurricans für die dahinter liegenden Einfamilienhäuser!“ Das hatte ich auch noch nicht so gesehen.

In Fort Lauderdale, Hafen, werden wir rausgeschmissen: „Was wollen Sie denn hier?“ „We are visitors!“ “Sprechen Sie englisch?” “Ja, aber nicht immer gut. War das eben keins?” „Geben Sie mal Ihren Führerschein.“ „?“. „Machen Sie bitte eine Drehung!“.

Da drückt mir ein Polizeioffizier das Papier wieder in die Hand. Und wir dürfen Lauderdale verlassen.

Wir wollen dann in die 5.th Avenue/Washington zu „Joes“ – da soll es feine Stonecrabbs geben. Das ist nicht ganz billig. Aber schlie ßlich scheitert das daran, daß wir vor 2 Stunden keinen Tisch kriegen. So essen wir sicher preiswerter am Ocean Drive und können alle Verrücktheiten der amerikanischen Seele im Original an uns vorbeirauschen sehen: Trucks mit übergro ßen Rädern, Straßenkreuzer mit fast aufsitzender Karosserie und Stretchlimousinen, eine länger als die andere. Und abgefuckte Knallchargen die Menge, wie sie durch die Agora wuseln.

15. Tag 18.04.2003 (Sonnabend)

Mit dem Mietbus werden – bis auf den Kurzen – alle am Flughafen abgeliefert. Damit ist die Reise fast zuende. Der Kurze und ich sind immer noch auf dem Schiff und können – auch ein Evergreen beim Segeln - die Verrücktheiten der Nachfolger bestaunen.

Die Nachfolgemannschaft trudelt ein. Klaus weigert sich, ein Übernahmeprotokoll für den Eigner zu machen, womit sich der Verdacht aufdrängt, daß wir für die unverschuldeten Schiffsschäden haftbar gemacht werden sollen; so war das später dann auch.

Dann muß die Anweisung des Eigners Brenner an den Klaus aber reichlich dumm sein: Nicht protokollgerecht benannte Schäden gibt es auch gar nicht. Der dr öhnt nur immer mit dem Habitus des „erfahrenen Regattaseglers“, wir müßten eigentlich „alles falsch gemacht“ haben. Er kriege das Ruder schon wieder hin. Und in der Tat: Er weiß, wie man neue Überdruckplättchen einlegt. Das ist aber auch alles.

Fabian, ein deutschsprechender Argentinier aus St. Maarten und Sonata Ovni-Vertreter, kommt an Bord und sagt ganz knapp nach Besichtigung: „Die Ruderachse ist hin. Das Schiff muß aus dem Wasser und das Ruder neu aufgebaut werden.“ Das wußten wir auch schon.

Uns ist das auch alles nur noch Wumpe: Der Kurze und ich verschwinden am Sonntag, er nach Deutschland. Ich bin erst eine Woche später in Washington dran. Die Fahrt nach Key West war noch eine schöne Abrundung des Segeltörns: Die Florida Keys gehören unbedingt nach Kuba dazu, ebenso wie die Everglades , St. Petersburg und Tampa.

In St. Petersburg in der Dali-Sammlung fand ich ein schönes Bild: Eine Frau als Segelschiff mit viel klappernden Rahen im Kreuz. Auch die Weisheit kannten wir schon: „Du sollst sögeln!“ – „Du sollst segeln und nicht vögeln!“
Es hängt jetzt als Plakat bei mir in der Wohnung.

03.05.2003 Frithjof nach 3684 sm

Segelgruppe Ohkamp - gemeinnützige Initiative zur Förderung des Schulsegelns -
p.A. Dr. F. Rendtel
Hummelsbütteler Landstr. 83
22339 Hamburg
e-mail: Segelgruppe.Ohkamp@arcor.de
 
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Antwort #1 - 09. Januar 2005 um 13:29

uwe   Offline
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http://www.white-witch.de/html/_cuba.html

p.s. danke an den segelprofi hier fuer den link Zwinkernd
 
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Antwort #2 - 09. Januar 2005 um 15:46

uwe   Offline
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Antwort #3 - 09. Januar 2005 um 16:24
berta_roker   Ex-Mitglied

 
Uwe, du kannst aber fein googeln! Irgendwo müssen auch noch von mir Berichte rumgeistern.
Diesen Sommer werde ich mit meinen Leuten eine 4 wöchige Rundreise um Cuba machen. Wer Lust hat und Zeit kann sich ja anschließen und die Reise wird dann per CD-ROM und im Buchformat verkauft,lol.
Wer so eine Seereise billiger machen möchte, sollte sich beeilen bei http://www.stahlratte.de .
 
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Antwort #4 - 09. Januar 2005 um 17:26

uwe   Offline
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Zitat:
Buchformat verkauft
aber bitte auch mit autogramm Zwinkernd).
habe mir aber selbst schon mal eins geholt vom alten mann in cojimar, obwohl der nie ein buch geschrieben hat.
 
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Antwort #5 - 09. Januar 2005 um 19:40

shark0712   Offline
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Hasta luego
x0|Nürnberg|||||

Beiträge: 141
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Zitat:
Uwe, du kannst aber fein googeln!


Richtig, kann ich nur bestätigen. Stimmst Uwe Zwinkernd Laut lachend
 
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Antwort #6 - 09. Januar 2005 um 20:16
errue   Ex-Mitglied

 
Zitat:
gefunden im forum von ralf (wurde da leider fast nicht gelesen)


Wie kannst du da lesen? Bei seinem Forum fliege ich beim Klick auf ein Thema sofort raus.

Anmelden konnte ich mich, Profile angucken auch, lesen aber nix.

errue
 
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Antwort #7 - 09. Januar 2005 um 20:40

Elisabeth   Offline
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paroliño
CH

Beiträge: 1310
***
 
Eine recht interessante Geschichte. Ich nehme an, dass du sie schon viel früher mal kopiert und gespeichert hast, Uwe?

Dass die Küsten Cuba's nach aussen ziemlich massiv gesichert sind wusste ich, dass man aber sogar wenn man innerhalb der territorialen Gewässer bleibt kaum irgendwo in einer Küstenstadt ohne Probleme anlegen kann, wusste ich hingegen nicht.

Nach Caimanero kommt man nur mit einer speziellen Bewilligung, auch Cubaner, die nicht dort wohnen brauchen die. Das war also weiter nicht verwunderlich, dass die dort nicht hinkamen. Erstaunlich, dass sie in Santiago von niemand darauf aufmerksam gemacht wurden.

Krass ist aber die Reaktion der US-Militärs von Guantanamo Bay. Wieso sollten die territorialen Gewässer Cuba's vor der Base US-"Grundgebiet" sein? Schliesslich mieten sie das Land nur und zahlen dafür sogar nur eine symbolische Miete von 1 USD wenn ich mich recht erinnere. Die Reaktion "go out of US-territory" ist arrogant und hält vor einem internationalen Gericht vermutlich kaum stand.
 

Elisabeth
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Antwort #8 - 13. Januar 2005 um 12:01
berta_roker   Ex-Mitglied

 
...
Eli, egal wie man das sieht, durch meinen Garten würde ich auch nicht so schnell jemand laufen lassen. Die haben sich einfach einen Spaß gemacht, mit einer Charterjacht kann man sich so einiges leisten, da man erst bei der Chartergesellschaft nachfragen müsste, wer gerade auf dem Dampfer sitzt.
Dabei sind sie mit meinem Kartenmaterial gefahren.
Anlegen kann man in Cuba fast überall es sei denn ein Marinehafen ist in der Nähe. Die Genossen nerven eigentlich nur bei der Ersteinreise da nehmen sie alles auseinander, wenn sie Lust und Zeit haben. Aber irgendwann mal nervt auch die einsamste Insel nur Palmen und Strand und man sucht wieder den Kontakt um seine Kühltruhe aufzufüllen und das ist ein kleines Problem in Cuba.Dafür ist man rund um die Uhr immer gut bewacht und wenn man will schläft auch die Küstenwache auf dem Boot. Die Kerle sind eh am arm dran.
 
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Antwort #9 - 13. Januar 2005 um 12:35

Elisabeth   Offline
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paroliño
CH

Beiträge: 1310
***
 
Das war mir schon klar mit Caimanera. Ich habe mich vielleicht nicht deutlich genug ausgedruckt. Das mit der Spezialbewilligung um nachCaimanera zu kommen gilt für die Landseite.

Das man da mit dem Schiff nicht hinkommt, musste auch dem letzten Hinterwäldler (in diesem Fall eher "Wässler") bekannt gewesen sein.

Dennoch nehme ich an, dass diese Segler schon vor eintreffen in der Baya von der US-Base belästigt wurden. Meine Frage bleibt: ist auch das Küstengewässer auf der offenen Meeresseite schon US-Territorialgewässer?


Berta, du kennst sie anscheinend? Oder warst du sogar dabei?
 

Elisabeth
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Antwort #10 - 13. Januar 2005 um 13:17
berta_roker   Ex-Mitglied

 
Na ja, 6 sm sollte man schon mal Abstand halten, man muss ja nicht Antworten wenn die einen Anrufen. Versenken tun die keinen, laut Cuba gibt es keine Beschränkung. Ist eh keine gute Ecke. Kaum Grund zum Ankern und in der Nähe sind Munitionsversenkungsgebiete und Manöverrevier.
Ja, ich kenne sie Typen, die einfach ihren Urlaub mit Segeln verleben. So hat jeder sein Hobby und die Insel kann man ja in 3 Wochen oder auch schneller umrunden.
Selber habe ich Cuba schon 3-mal umrundet am schönsten ist es im Garten der Königin. Wer auf Tauchen steht der erlebt dort noch Korallen in Bestform. Aber nur mit guten Seekarten zu bereisen und wenn Cuba zuckt, muss man noch eine Genehmigung beantragen. Besser man fragt einfach nicht und schon meckert keiner mehr.
 
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