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Juni 2005 (Gelesen: 1557 mal)
06. Oktober 2005 um 12:28

uwe   Offline
Administrator

Geschlecht: male
Beiträge: 1895
*****
 
Juni 2005
Karl Ludwig, Menhard und Torben gemeinsam durch Kuba

ein Bericht von Torben

Torben studierte 1 Jahr in Kuba,

Fachbereich Landwirtschaft

…nie habe ich so motiviert und zügig an meiner Bachellorarbeit gearbeitet, wie in der 2. Maihälfte. Theresa fuhr am 10. Mai und Karl Ludwig und Menhard sollten am 30. Mai ankommen. Abgeschottet von der Außenwelt konnte ich die erste Verschriftlichung der Arbeit rechtzeitig fertig stellen und sogar und nach gewissen Bestechungen mein falsch gebuchtes Busticket einen Tag nach vorne verschieben.



Tag 1: Die Ankunft und das erste Bucanero am Malecon:



In Havanna angekommen, blieb morgens noch kurz Zeit meiner Freundin zu gratulieren und Zigarren und Rum zu besorgen. Genau rechtzeitig war ich am Flughafen und musste wieder diese ewigen Minuten voller Vorfreude warten. Irgendwann konnte ich dann 2 Männer - größer als alle anderen - entdecken…da waren sie! Ich winke mit dem „Ostfriesland Marschbauern e.V.“ Schild. Wir lassen uns mit dem Taxi direkt bis zum Casa partikular im Chinaviertel fahren. Gleich auf der ersten Fahrt erleben wird, was sich hier in Kuba immer wieder wiederholt. Der Taxifahrer lädt uns zu sich nach Hause ein. Am Sonntag gibt er ein Fest, weil er Prediger ist. Den abgesprochenen Fahrpreis hat er – auch typisch - einfach am Ende um 5 Dollar erhöht, aber ohne Erfolg, denn wir haben einfach die vereinbarten 20 Dollar bezahlt und ihm die mehr geforderten 5 Dollar in der Nationalwährung gegeben.           (5 Peso = 20 Cent)

Wir dürfen zu dritt im Casa schlafen und richten uns grob ein. Es geht zu Fuß durch die berühmte Altstadt. Habanavieja wird nie langweilig. Wir sind bei Sonnenschein am Capitolio vorbei, zwischen den Camellos (=Kamele, wie die BusLKWs wegen ihrer Form liebevoll genannt werden) lang durch die Fußgängerzone bis zum Malecon, die 8km lange Fußgängerpromenade, die in großem Maße für Havannas Schönheit verantwortlich ist. Dort sehen wir einen dicken Frachter einlaufen und müssen zusehen, wie eine Studentin, die sich vom Nachbartisch aus mit uns über die Unis in Kuba unterhält, abgeführt wird. Die Polizei versucht die Prostitution vergeblich durch diese Kontrollen in den Griff zu bekommen. Wir trinken unser erstes Bucanero Bier und schlendern nachts müde zurück in unser Casa.



Tag 2: Die private Stadtführung mit einem Rucksack voll Zigarren – Hauptsache es qualmt…



Der nächste Tag war auch ein schöner sonniger Tag. Nachdem die 3er WG ihre Frauen in Deutschland angerufen hat, ging es den durch eine Baumreihe geteilten breiten Prado zum Malecon. Vorbei an dem Museum der Revolution, wo noch die Fahrzeuge zu sehen sind, mit denen Che Guevara, Camillo Cienfuegos und Fidel Castro in Havanna die Revolution geschafft haben. Am Malecon hat man traumhafte Aussichten über die Skyline der so gegensätzlichen Stadt. Wir lassen uns zum Zigarrengroßeinkauf hinreißen und sahnen nicht schlecht ab. Mein Rucksack ist gefüllt mit 5 Zigarrenschachteln…nein 6, denn Menhard konnte mit seiner 99 Cent Sonnenbrille den Zigarrenhändler so beeindrucken, dass er noch eine Kiste hat springen lassen!

Wir trinken in einer Bar mit kubanischer Livemusik einen Mojito, qualmen zu dritt fleißig die Bude zu und lassen uns von der Salsagruppe eine CD signieren.

Beim Stadtplan lesen werden wir von Lillian angesprochen, einer sehr freundlichen offenen Kubanerin, die deutsch studiert hat und jetzt als Touristenführerin arbeiten möchte. Sie fragt uns, ob sie uns einen Rundgang anbieten kann gratis, weil sie sich auf die Prüfung vorbereiten muss. So lassen wir uns von ihr auf einer historischen Stadttour die 4 bekanntesten Plätze der Stadt erklären. Obwohl ich schon so oft durch die Strassen gegangen bin, sehen wir alle sehr viel neues. Uns begeistern die kleinen Hotels mit ihren tollen Innenhöfen und den themenbezogenen Raumnamen. Im Mönchshotel gibt es wieder einmal einen guten Mojito, serviert von einer Bedienung in Mönchskutte.

An Hemingways Hotel und Bars vorbei lernen wir viel über Havannas Geschichte. Hungrig gehen wir im Chinaviertel essen und freuen uns schon auf morgen, dann soll die Führung mit Lillian weitergehen.


Tag 3: Edel ausgehen im berühmtesten Nachtclub der Welt: Das Tropicana



Auch am 2. Morgen hat Menhard sich noch nicht so ganz an den starken Mokkacafe gewöhnt, aber bei der Bechergröße ist die Menge auch abschreckend.

Per Bicitaxi lassen wir uns durch den Regenguss zum Treffpunkt mit unserer Stadtführerin Lillian fahren. Wir besuchen das Stadtmuseum und belächeln die Pfauendame, die ihre Eier in die Ausstellungskutsche gelegt hat. Lillian erklärt uns alles motiviert bis ins letzte Detail, wir berichtigen auf ihren Wunsch hin ihre Sprachfehler. Wir ruhen uns am Waffenplatz aus und lassen uns von Verkäufern, Bettlern und Malern etc. ansprechen. Wir schlendern noch ein bisschen durch die Strassen und nehmen das Straßenleben Havannas in uns auf. Überall lustige Schwarzhändler, einfallsreiche auffallende Leute, die sich von den Fremden (Yumas) gegen Trinkgeld fotografieren lassen, Essensbuden, Bauarbeiten und Zeitungslesende und sich unterhaltende Leute, die es ruhig angehen lassen. In einem Dollarladen kaufe ich mir noch geile Lederschuhe und ein Hemd. Karl Ludwig und Menhard warten geduldig und helfen mir bei der Auswahl. Die Klamotten brauchen wir, weil heute Abend etwas großartiges auf uns wartet…es geht ins TROPICANA, den weltweit berühmtesten Nachtclub! In Schale geschmissen (ich fühle mich der dickste Geschäftsmann der Stadt in den Edelklamotten) lassen wir uns per Taxi bis in den verspielten Garten des Tanzclubs fahren. Wir sind früh und erkunden die Umgebung. Alles leuchtet in bunten Lichtern und sieht sehr edel aus. Ich schaffe es, nach etwas zähen Verhandlungen, einen genialen Platz und einen Preisrabatt von 65 Dollar (ein Eintritt) zu erlächeln…ob es an den Klamotten lang? Wir genießen den Luxus. Für mich war es das erste mal in meinem Leben in so einem edlen Laden. Eine Frau ist schöner als die andere, eine beweglicher als die nächste und ein Tanz spannender als der folgende. Am Ende sind alle Zuschauer zufrieden. Wir lachen mit den 3 alten Damen vor uns, über ihren ausgelassenen Tanz nach der Aufführung.

Der Taxifahrer, der uns zurückfährt, hat schon angeblich Fidel Castro gefahren und erzählt uns viel von dieser Ausnahmeperson. Er studiert fast nächtlich bis 3 Uhr und schläft nie mehr als drei Stunden. Wir sehen Polizisten, die mit Leuchtstäben die Strassen absperren. Das heißt, dass Castro Feierabend gemacht hat und sein Wagen jetzt eine künstliche grüne Welle bekommt.


Tag 4: Regen in Havanna und Daiquiri in Hemingways Bar



Am nächsten Tag wieder viel Regen, ich suche vergeblich Lillian. Karl Ludwig und Menhard schlafen aus. Wir essen mal wieder ein Rührei und Brot zum Frühstück und unterhalten die gesamte Warteschlage. Für morgenfrüh organisieren wir einen Mietwagen und gehen noch mal im Chinaviertel essen, bevor wir Hemingway in der Floridita Bar einen Besuch abstatten und, anstatt einen Mojito ausnahmsweise mal einen Daiquiri trinken.


Tag 5: Beim Rinderbauern in Pinar del Rio – Landwirtschaft einmal anders…



Wir stehen mehr oder weniger früh auf. Da es schon wieder regnet sind wir froh, Havanna mit unserem Mietwagen dem Rücken zukehren zu können. Wir machen noch eine kleine Tour am Platz der Revolution und dem Karl Marx Theater vorbei.

Es geht Richtung Westen in die Provinz Pinar del Rio, die regenreichste und für mich schönste Provinz des Landes. Wir wollen gerne mal eine Rinderfarm besuchen und verlassen uns einfach auf einer einsamen Strasse auf unser Gefühl. Vorsichtig fragend landen wir auf einer staatlichen Milchfarm. Ganz anders als bei uns, aber irgendwie auch wieder ähnlich. Der Finka wurde in der Krisenzeit in den 90ern Jahren die Melkanlage weggenommen, weil sie woanders noch besser ausgenutzt werden konnte. Seitdem wird mit 4 Melkern wieder von Hand gemolken. Man setzt hier auf Robustrassen wie Chevrolait, da diese mit dem unwegsamen Gelände und dem Nahrungsangebot besser klarkommen. Neben der Weidehaltung wird auch Gras zugefüttert, allerdings gibt es kein Kraftfutter. Die Kühe geben ungefähr 8 Liter am Tag. Staunend hört die Bauernfamilie den Erzählungen von unseren 2 Bauernhöfen aus Deutschland zu. Am meisten begeistert sie die Milchmenge einer Kuh und die Kuhanzahl, die ein Arbeiter in Deutschland versorgen muss. Freundlich lachend werden wir verabschiedt, es war ein herzliches Treffen zwischen „Berufskollegen“.

Wir machen Halt in einem touristischen Erholungsdorf in den Bergen, wo wir edles vegetarisches Essen zu uns nehmen, dass so gut schmeckt, das selbst Menhard schwer begeistert ist. Wir kaufen Bambusvasen und eine Bananenrindenhandtasche. Wir entdecken eine Kaffee-Plantage und pflücken auch fleißig. Hier ist es traumhaft ruhig und grün. Es gibt Mangobäume, Zitronenbäume, Bananenbäume und eben den Kaffee. Wir vertreiben die Moskitos mit unserem Tabaccos und fahren dann gemütlich weiter bis in die Provinzhauptstadt. Dort finden wir nach ermüdendem Suchen ein Luxuscasa, aus dem wir am nächsten Morgen allerdings als Mafia beschimpft wieder rausfliegen, weil wir den Preis für die Übernachtung, der sich am Morgen verdoppelt hat, nicht zahlen wollen.


Tag 6: Im grünen Tabaktal – und das Kraut duftet gut…



Es war das teuerste Casa unserer Reise. Gut gelaunt fahren wir weiter in den Westen. Es ist Blaues am Himmel zu sehen und wegen der Wolken nicht zu drückend. Einfach perfekt. Nachdem wir jetzt Kaffee und Rinderhaltung kennen gelernt haben, fehlt noch Reis und Tabak. Wir fragen an der Strasse und lassen uns den Weg zu Panchos Farm beschreiben. Der routinierte Tabakbauer freut sich über unseren exotischen Besuch und wir uns über seine interessante Hofführung. In seinem Tabaktrocknungshaus genießen wir den Geruch. Er dreht uns eine Zigarre und schenkt uns ein Bündel gut duftender Blätter, die den Mietwagen die gesamte Reise mit einem wohligen Aroma gefüllt haben.

Es geht bis an den letzten westlichen Zipfel der Insel, nach Maria de la Gorda. Maria die Dicke war eine von den Piraten Gefangene und begehrte, so die Legende. Wir gehen zum ersten mal richtig toll schwimmen und genießen die Farbenspiele der Sonne und Wolken im Wasser. Am Ende der Bucht ist ein abgelegenes Hotel. Ein Bier, eine Zigarre und zurück geht es im Slalom. Karl Ludwig versucht nach besten Bemühungen den lebensmüden Krebsen auszuweichen. Wir fahren durch die wunderschöne grüne rollende Landschaft der Tabak- und Reisfelder, bis wir mit Hilfe eines freundlichen Trampers ein einem kleinen Dorf TONI finden. Eine Ikone: Bei ihm haben wir viel Spaß, essen gut, schauen uns den Kommandanten und Chef Fidel Castro bei einer seiner stundenlangen Reden an, rauchen und trinken und erzählen, bis wir nachts müde und zufrieden ins Bett fallen. Toni schenkt uns noch 9 seiner besonderen Tabaccos, mit denen wir viel Spaß haben - und auch noch an unseren Kubafotoabend haben werden.


Tag 7: Tabaccos qualmen in den Mangroven bis es in der Dose Bier zischt



Am nächsten Tag nehmen wir eine einsame Strasse durch Marabuwälder im Norden. Wir machen wenig Halt, da die Mücken uns fressen wollen. Wir pflücken Mangos direkt vom Baum und machen irgendwann dann doch Halt bei einem Reisbauern, der gerade mit seinem Ochsengespann pflügt.

Der Mann beeindruckt uns mit seiner Intelligenz und Weisheit. Er hat sich ganz bewusst sein Leben so ausgesucht. Er ist ein sogenannter unabhängiger Kleinbauer, der weniger als 27 Hektar Land selbst besitzt. Er hat keinen Arbeiter, weil er nicht organisieren, sondern frei arbeiten möchte. Er nutzt seine Flächen auch nicht komplett aus, weil das zuviel Arbeit für ihn bedeuten würde. Er lebt mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn glücklich in einem kleinen Haus. Sie sparen gerade auf einen Kühlschrank. Wir schenken seiner Familie eine Tafel Schokolade als kleines Dankeschön. Wir wünschen uns gegenseitig alles Gute und eine gute Ernte und dann geht es weiter über einen Damm auf die Insel Cayo Jutias.

Wir finden einen schönen Strand, an dem auch viele Kubaner sind. Wir setzen uns auf die Mangrovenwurzeln, lachen uns schlapp mit Tonis Tabaccos und schießen ein geniales Gruppenfoto von uns. „3 Köpfe, 3 Tabaccos, 3 Freunde!"

        

           

Wir fahren durch die spektakuläre Landschaft rund um Vinales. Hier haben unterirdische Flüsse von Millionenjahren den weichen Sandstein ausgespült und die Erde um 100 m absacken lassen. Einige Stellen haben die alte Höhe beibehalten und sind jetzt ein Kletterparadies mit den spektakulären senkrechten Wänden. Wir besuchen eine Höhle und genießen die langsame Fahrt und das tolle Land.

Für mich werden viele Erinnerungen wach, weil Theresa und mich schon unsere Weihnachtsreise genau auf diesen Wegen entlang geführt hat. Wir nehmen eine Tramperin mit, die uns spontan zu ihrer Mutter zum Abendbrot einlädt. Wir sagen nicht nein und bekommen leckeres Hühnchen mit Yucca, Reis, Kaffe und Mango. Es ist ein tolles kleines Haus in dieser beeindruckenden Landschaft. Der Bauer hat Theresa und mich bereits am 1. Weihnachtsfeiertag auf dem Unterlenker eines Treckers trampen gesehen…wie klein die Welt ist.

Wir übernachten in Campinghüten ohne Laken und Zudecke, aber es geht!


Tag 8: Als Seehunde gestrandet in der Schweinebucht



Am Morgen müssen wir den Reifen wechseln. Plattfuss wegen einem Marabudorn. In Havanna am Flughafen lassen wir die Räder wechseln und fahren über die Autopiste vorbei an Treckern, Kutschen, Fahrrädern und Fußgängern bis an die Schweinbucht. Dort wurde von Kuba 1961 in einem 48 Stunden Krieg ein Angriff der USA abgewehrt. In der Bucht gibt es tolle Strände und Schnorchelmöglichkeiten. Wir legen uns im ruhigen flachen Wasser schlafen. Wir können nach dem erholsamen Schlaf wie einst Jesus übers Wasser gehen. (siehe Fotobeweis)

Es geht auf einer einsamen Schotterpiste an der südlichen Küste Kubas entlang. Menhard und ich genießen den Fahrtwind im Seitenfenster sitzen, während Karl Ludwig sein Spaß am um-die-Krebse-fahren findet. Wir haben mehr Rum in der Flasche als Benzin im Tank und beginnen zu schwitzen, denn wenn hier der Sprit ausgeht…ruhig und gleichmäßig rollen wir durch die riesigen Pfützen. Das Licht der Tankleuchte ist doppelt grell in der Nacht. Wir finden Zivilisation und eine Tankstelle. Spät abends erreichen wir Cienfuegos und finden ein Casa. Wegen der uns umringenden Kubaner beschließe ich ihm Auto zu schlafen. Es geht raus aus der Stadt. Ich biege in einen herrlichen Feldweg ab und schlafe sehr gut.


Tag 9: Des Polizisten schönster Geburtstag…



Die morgendlichen Kutschfahrer scheinen sich nicht über den Wagen zu wundern. Wir drehen eine Runde durch Cienfuegos, bevor wir uns ganz zum Ärger eines Trampers, den wir wie schon so oft andere auch, mitnehmen; einen langsamen, aber wunderschönen Gebirgsweg nach Trinidad aussuchen. Es gibt atemberaubende Blicke von dort oben über das weite flache Küstenland. Mindestens 50 km weit können wir schauen.

In einem kleinen Küstendorf haben wir Glück und fragen die richtigen Leute. Sie bringen uns zu einem Fischerhaus, wo die Frau den frisch gefangenen Fisch für Einheimische zubereitet. Wir waren die ersten Fremden für sie. Nach dem leckeren Fisch fahren wir nach Trinidad. Die besterhaltene koloniale Kleinstadt, die mit ihren kopfsteingepflasterten Strassen und bunten Häusern für viele Fotomotive sorgt. Die Hitze ist unerträglich, wir fahren an den Strand Ancon, wo ein Sturm in den letzten Tagen das Meer getrübt hat. Trotzdem können wir uns gut abkühlen, bevor wir uns weiter in den Osten aufmachen. Es geht durch das schöne „Tal der Eingeboren“, wo die Franzosen früher viel Zuckerrohr angebaut haben. Der Sklavenaussichtsturm steht noch heute.

Vor der langen Fahrt nach Bayamo gehen wir noch einmal gut kubanisch Abendessen in einem Hinterhof. Ganz zur Freude der Polizei haben wir uns beim Fahren abgelöst. Gerade als Menhard das Ruder übernommen hat, werden wir angehalten. Papiere und Führerschein bitte. Da Menhard weder eine vertragliche Erlaubnis zum Fahren, noch einen Führerschein dabei hat und einen LKW unerlaubt überholt hat, sieht es teuer für uns aus. Aber halt, wir sind doch in Kuba. Ein Polizist winkt mit Zaunpfählen, als er sagt, dass sein Kollege heute Geburtstag hat. Na also, wie wäre es mit einem kleinen Geschenk?! Wir geben ihm einen Dollarschein. Strahlende Gesichter auf allen Seiten und weiter geht es. Der Polizist hat Glück gehabt, weil wir keine kleinen Scheine haben. Wir lachen erleichtert und Karl Ludwig und ich üben das sekundenschnelle Sitzplatzwechseln. Zum Glück sind wir nicht mehr angehalten worden, denn schneller sind wir wegen der Müdigkeit nicht gerade beim Platzwechsel geworden. Bayamo um ein Uhr nachts…wir fallen nur noch ins bereits bereitete Bett bei meinen Freunden Puchichi und Osmaida.


Tag 10: Gut Essengehen in der Stadt der Kutschen



Am nächsten Tag geht es durch die Stadt der Kutschen, die sauberste Stadt Kubas. Wir machen Rast am Park, treffen viele Bekannte von mir, gehen vegetarisch gut essen, reservieren Plätze für das Abendmahl, besuchen meine Praktikumsagrarfirma und treffen abends viele Leute im Park beim Bier. Das staatliche Restaurant ist so fein, dass Menhard und Karl Ludwig in der letzten Ecke sitzen müssen, damit niemand ihre Turnschuhe sehen kann…verrückte Welt. Aber das Essen ist super schmackhaft und superpreiswert! (< 4 € für alle)


Tag 11: Unibesuch und Rumtrinken



Nach einem guten Frühstück in der Cardonga (Straßenkiosks) geht es Menhard und mir ans Messer beim staatlichen Frisörladen.

Wir besuchen einen Stadtgarten (Organoponico) und lernen von der integrativen Landbewirtschaftung hier. Durch großen Zufall haben wir im Fotoladen gestern einen Studentenkollegen von mir getroffen. Er hat – was ein noch viel größerer Zufall ist – genau das gleiche Digitalkamerasystem wie Karl Ludwig. Wir besuchen ihn an der Uni, um die Fotos auf meinen Laptop zu spielen. Menhard und Karl Ludwig staunen nicht schlecht über die Lebensbedingungen hier. („Gefängnisähnlich“ laut Menhard) Wassertragen brauchen wir zum Glück nicht, denn wir fahren gleich mit dem Wagen wieder nach Bayamo. Abendbrot in der Cardonga und dann vor Puchichis Haustür, dem Strassentreiben der 28. Strasse zuschauen. Freunde von mir kommen noch zu Besuch. Wir trinken gut einen und da Manuel ein bisschen deutsch kann, gibt es die Möglichkeit für Menhard und Karl Ludwig direkt mit ihm zu reden.



Tag 12: Billard im Hotel



Nach viel Ausschlafen und Ausruhen geht es dann am Nachmittag wieder raus aus Bayamo Richtung Westen, allerdings nicht ohne vorher noch eine Runde an der Candonga zu drehen. Pizza, Pan con Bistek und Pru sollen für die Reise stärken. Schnell noch 2 Strohhüte gekauft und einen schönen Spaziergang über den Friedhof gemacht, der mit seinen weißen Gräbern und bunt blühenden Bäumen die Engelsstatuen auf den Gräbern hat grinsen lassen. In der äußersten Ecke von Bayamo suchen wir noch nach Luft für unsere schwachen Reifen und haben Glück, denn es gibt jemanden, der einen Kompressor UND Strom hat. Durch seinen Maschendrahtzaun wird die Leitung gelegt, denn Autos sind in dieser Gegend eher selten und die Werkstatttür auf Fahrradbreite ausgelegt. Beim Passieren der goldenen Kutsche verlassen wir auch die „Stadt der Kutschen“ (800 Stück), wie Bayamo im Volksmund genannt und sogar besungen wird. Wir sind die Strecke zwar schon einmal gefahren, allerdings haben wir in der Dunkelheit nichts gesehen. Dadurch ist es noch interessant durch die endlosen grünen Ebenen der Zuckerrohr- und Reisfelder zu fahren, ab und zu einige verstreute Rinderherden und Marabu. Nach Las Tunas kommt Camagüey, wo wir uns in einem kubanischen Pizzarestaurant für Kubaner niederlassen. Von 8 Frauen werden wir bedient und auf die typisch ironische Art und Weise umworben: Eine kann melken, die andere will im Gemüsegarten arbeiten, eine kann die besten Rückmassagen. Die im besten Wechseljahrealter stehenden Frauen schienen so heiß auf uns zu sein, wie die leckere Pizza im Ofen. Alle wollen mit nach Deutschland. Letztendlich ist alles, wie immer, nur ein Spiel, alle haben gelacht und sind zufrieden. Die Pizza war lecker und die Katzen, die im Restaurant waren, lungern hoffentlich nicht auch alle in der Küche rum. Wir finden unseren Polizeibestechungstatort wieder und biegen in Ciego de Avila mehr oder weniger unentschlossen rechts ab. Es ist schon spät, aber wir fahren noch weiter Richtung Norden, Richtung Cayo Coco, der berühmtesten touristisch erschlossenen Insel entgegen. Es gehört zur nördlichen Inselkette, die nicht zu unrecht die Gärten der Könige genannt wird.

Wir bleiben in Moron, dem letzten Ort vor der Insel und finden schnell unser einziges Hotel auf der Reise, in dem wir bleiben. Es ist gut und günstig, noch schnell in die Stadt fahren und Rum (1 Liter Flasche…das schafft was weg) kaufen und den üblichen Pott Mandeleis! Wir trinken und paffen wie die Weltmeister und spielen Billard, allerdings nicht wie die Weltmeister…wir haben viel Spaß und merken gar nicht, wie die Zeit verfliegt. Als allerletzte Gäste geben wir uns den bittenden Blicken der Bedienung geschlagen und bezahlen und gehen schlafen.



Tag 13: Von der Cayo Coco bis auf die Tanzfläche der „Quince“



Früh morgens nach unserem Omelettbrötchen am Marktplatz passieren wir die Zahlstelle und haben jetzt 30 km Damm vor uns, der sich durch das flache Wasser vom Festland bis zur Insel schlängelt. Herrliche Aussichten, verrückte Springfotos, ein Delfin und viele rosa Flamingos. Es gibt eingebaute Brücken in dem Damm, damit der Wasser- und Fischaustausch nicht komplett blockiert wird. Wir fahren bis an den Strand. Die angenehmen Außentemperaturen bedeuten Wolken und Regen, die wir aber der Hitze vorziehen. Wir springen ins Wasser uns lassen uns treiben. Karl Ludwig mal wieder besser, als Menhard und ich. Es fängt an zu Regen und um nicht nassgeregnet zu werden tauchen wir einfach unter….

Es kommt ein Bus voller Studierender an, die beim Tanzwettbewerb am besten abgeschnitten haben und diesen Ausflug gewonnen haben. Bier und Reis in (im) Strömen, viel Spaß, viel Geschrei, ein bisschen Übergeben und nette Gespräche. Wir wollen in eine Diskothek, aber die Kubaner dürfen nicht mit in die Touri-Disko und an den Hotelstrand. Da wir gemeinsam mit ihnen da hin wollten, treten wir auch nicht ein, aber stauen nicht schlecht über die Akzeptanz mit der die jungen Kubaner diese Ausgrenzung von ihren eigenen Stränden ertragen. Man stelle sich das einmal auf Norderney vor…

Abends reisen wir weiter Richtung Westen, unser Ziel heißt Remedios. Eine vom LonleyPlanet Reiseführer hochgelobte Kleinstadt im Norden der Villa Clara Provinz und zugleich das Eingangstor zur Cayo Santa Maria. Wir finden unterwegs in einem Kaff noch ein gutes Reis-mit-Kotelett-Abendbrot in einem kubanischen Hotel mit wieder einmal reizend netten und herzlichen Menschen, die uns interessiert fragen, wer wir sind, was wir machen und wo wir herkommen und was wir von ihrem Land halten. Diese Fragen würden einem in den touristischen Dollarrestaurants nie gestellt werden… Unser Text ähnelt sich immer. „Das ist mein Vater, das mein Onkel, ich studiere Agrarwissenschaften in Kuba, in Bayamo im Osten. Sie besuchen mich gerade und haben beide eine Finka, einmal 90 Milchkühe und einmal Ökokartoffeln. Danach der Palestinerwitz und alle lachen fröhlich…

In Remedios finden wir ein kleines Casa und wollen noch um die Häuser ziehen, schließlich ist nach unserer langen Berechnung heute ungefähr Sonnabend! Wir finden eine Disko mit Strom und dementsprechend auch Musik, aber ohne Gäste, weil es keine Getränke gibt (die wurden allerdings später schwarz durch Seitenfenster verkauft, wie wir festgestellt haben), die Kneipe nebenan war entsprechend überfüllt. Wir sind trotz Vorwarnungen zu der für die Öffentlichkeit geschlossene 15 Jahre Geburtstagsfeier gegangen.

Wie so oft haben wir Glück, denn ein Mädchen sieht uns, schätzt unsere Nationalität richtig ein und freut sich ihre Deutschkenntnisse endlich an die 3 Männer bringen zu können, und schon stehen wir mit einem Bier in der Hand auf der Tanzfläche und schwingen unser Tanzbein zu den Reaggetong- und Salsa-Rhythmen. Wir staunen nicht schlecht, als wir wie auf Kommando von den Mädchen angesprungen werden. Das ist aber nun mal der Tanz zu dem Lied, uns war es recht… nach 10 minütiger Stromausfallzwangspause ging es weiter bis um halb 2. Schaut die Polizei nach dem Rechten tanzten wir immer alleine, denn alle haben Angst, dass die Polizei irgendwo Prostitution vermuten könnte. Sonst sind wir aber voll integriert im Geschehen, allerdings räumen wir in den letzten 30 Minuten freiwillig das Tanzfeld, denn eine Gruppe von Kubanern legt mal so richtig los und mit Spagat und einstudierten Choreographien begeistern sie alle. Wie meinte Menhard: „Das kann doch gar nicht, die Füße stehen still auf dem Boden und trotzdem bewegt sich alles bei denen.“

Mit der deutschsprechenden Lyena (sie war 8 Monate bei ihrer Cousine in Mönchengladbach) verstehe ich mich sehr gut und wir beginnen uns 10 übriggebliebenen von dem Fest irgendwelche familiären Positionen zu geben. Sie meine Schwester, Karl Ludwig unser Vater, Onkel, Tanten, Oma, etc…die Großfamilie hat sich nach einem Slalomlauf um die Polizei herum noch ein Bier im Park gegönnt. Menhard und Karl Ludwig gehen nach Hause, ich bringe Lyena noch nach Hause. Wir haben uns ein bisschen ineinander verguckt und werden morgen mit ihr zur Insel fahren. Ich schlafe gut und tief im Auto.



Tag 14: Noch eine Coco, Moskitos und Languste



Morgens heißt es Radwechseln, weil schon wieder einem die Luft ausgegangen ist. Wegen Stromausfall gibt es keine staatliche Reparatur und privat will man uns abzocken. Mittags fahren wir zu fünft los, denn die Mutter von Lyena kommt auch noch mit. Alles ähnelt ein bisschen der Cayo Coco von gestern: Zahlhäuschen, Damm, kleine Inseln im flachen Wasser…allerdings gibt es hier mehr Mücken, aber zum Glück nicht am Strand. Das Wasser wird hier schneller tief und schwimmbar! Traumhaft schön mit weißem Sand und türkisfarbenem Wasser ist es aber eh überall hier an den Stränden. Menhard macht Mittagsschlaf im größten Bett der Welt. Er schläft tief und fest im Sand und trotz einer Sandschicht am ganzen Körper, wird er gut braun bis leicht rötlich…Nach ein paar schönen Strandstunden fahren wir zurück und lassen uns von Fischern in ein Versteck winken, wo es Languste für uns alle gibt. Wir müssen 3mal den Ort wechseln und mit dem Auto Runden drehen, um die Polizei und Inspektoren zu verwirren, dann ein kurzer Wink und schnell hinein in den Hinterhof und die gute Stube. Es schmeckt allen gut und das Versteckspiel gibt dem Ganzen noch seine besondere Würze. Wir bringen die beiden Frauen mit vollen Bäuchen zurück nach Remedios und holen unser Gepäck im Casa ab. Es geht nach Santa Clara, wo die Guerillatruppe von Che Guevara mit der berühmten Zugentgleisung den Sieg für die Revolution eingeleitet hat. Nach einer nächtlichen Stadtrund- und -irrfahrt schauen wir uns noch kurz des Ches großes Denkmal und Grabstätte an und organisieren per Telefon unsere Bleibe in Havanna. Dann heißt es nur noch geradeaus auf der einsamen flugzeugladebahnähnlichen Autobahn bis nach Havanna. (ha, ich habe übrigens nachgefragt, wofür diese komischen Eisenschnecken am Straßenrand der Autobahn sind: Das ist eine Kriegsvorbereitung. Die werden im Fall des Falles auf die Strasse gerollt und verhindern feindliche Flugzeuge beim landen…nicht dumm der Bärtige) Nachdem Karl Ludwig und Menhard im Casa unterkommen, fahre ich etwas aufgeregt aber auch glücklich quer durch Havannas Nacht zu meinen Freunden, um dort sicher im Auto zu schlafen.



Tag 15: Der Abschiedstag mit feudalem Abendessen und Camellofahrt



Morgens räume ich alles Gepäck in deren Wohnung. Wir bringen das Auto zurück, schlendern noch mal durch die Altstadt, reden 3 Stunden mit einem österreichischen Urlaubspaar, die ihren ersten Tag hier haben. Es ist interessant für sie, denn jetzt können wir alle drei schon spannende Geschichten von unseren Erlebnissen erzählen. Wir kaufen Schmuck, wehren Zigarrenverkäufer ab und essen leckeres Eis. Abends finden wir durch Zufall Lillian wieder, als wir gerade auf dem Weg zum tollsten Speiseplatz der Stadt sind. Der Balkon eines Restaurants am Kathedralenplatz. Es gibt für jeden edles Fischfilet und für Menhard 2. Wir trinken einen letzten Mojito und Bier und genießen die Aussicht.

Jetzt steht der Abschied bevor, aber bevor ich traurig werden könnte, gehen wir zum Capitolio, wo wir dann mit dem Camello zu meinen Freunden fahren. Chaotisch stopfen wir alles in die Taschen und verbuddeln die Schmuggelware unter den Klamotten, bis uns das Taxi abholt. Alles klappt, wir sind pünktlich am Flughafen, checken ein und haben noch Zeit eine Flasche Rum und Bier zu trinken. Es leisten uns deutsche Sextouristen Gesellschaft! Auch das gehört leider zu Kuba dazu. Unser Urlaub war aber auf jeden Fall viel schöner und spannender als deren…alles geht plötzlich ganz schnell. Karl Ludwig und Menhard müssen durch die Passkontrolle. Ich bin ganz gerührt. Es war wunderschön. Ich hänge meinen Gedanken nach, während mich der alte Amischlitten der kubanischen Familie, deren Tochter auch nach Deutschland geflogen ist, bis zu meiner Bushaltestelle rollt.
 
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