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Gabriela's Geschichte und die des Sportlehrers (Gelesen: 18618 mal)
10. Januar 2006 um 08:00

Esperanto   Offline
Administrator

Beiträge: 3149
*****
 
Vor kurzem habe ich einen offenen und sehr ehrlichen Bericht über den kubanischen Umgang der Geschlechter gelesen, mit der wir als Kubareisende eventuell konfrontiert werden. Dieser Bericht war derart authentisch mit seinen Ekstasen und exzessiven Entgleisung einer Paarbeziehung, dass man phasenweise die Luft anhalten musste.

Der Bericht zeigte die Gefahren, die wir als rational erzogene Wesen ausgesetzt sind, wenn wir in der Hitze der Karibik in das dortige Spiel mit Emotionen und Leidenschaften einbezogen werden. Sie zeigt aber auch, dass wir dabei nicht unterliegen müssen. Unsere Handlungsfreiheit erhalten und keinen dauerhaften Schaden davontragen müssen. Ja sogar, dass man sich danach noch an die angenehmen und erfreulichen Seiten dieser Beziehung zurückerinnern kann.


Genau das Gegenteil konnte in einer Geschichte mit einem Sportlehrer jahrelang verfolgt werden. Bei diesem Sportlehrer handelte es sich offenbar um einen ehemaligen Animateur der kubanischen Touristenindustrie, der mit der Zeit über den Status eines ausrangierten Sportlehrers zum Professor des Sportes avancierte. Auch sonst hatte er alle Attribute eines Gottes, neben welchen alle unsere kubanischen Partner nur den dortigen Abschaum Kubas repräsentierten.

Das Ende dieser Geschichte war von sehr irdischer Natur. Dieser Amateur glaubte offenbar wirklich, was ihm seine europäische Partnerin einredete und wollte dies der kubanischen Ausländerbehörde auch beweisen. Überraschenderweise konnte er diese Naivlinge dort offenbar überzeugen, sodass sie ihn schlussendlich einbehielten und nach seinem kubanischen Heimaturlaub nicht mehr ausreisen ließen.

Es muss eine lange, schlimme Zeit der Hilflosigkeit und Ernüchterung seiner zwangsweise entzweiten hiesigen Partnerin gewesen sein. Es hat sehr lange Zeit gedauert, bis sie schließlich ihren Gott als Irdischen mit menschlichen Schwächen einstufen konnte. So erzählte sie uns, dass er, –wieder zwangsweise kubanisiert - sich dort mit schiefmäuligen und mit Zahnlücken ausgestatten Nachbarinnen eingelassen habe. Seitdem predigt sie uns unermüdlich von der Verdorbenheit aller Kubaner und Kubanerinnen. Die schlimme Erinnerung an ihrer kubanischen Phase lässt sie nicht mehr los.

Gestern habe ich nun gelesen: Sie ist jetzt auf den Hund gekommen.

 

Saludos Esperanto
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Antwort #1 - 12. Januar 2006 um 00:07

Esperanto   Offline
Administrator

Beiträge: 3149
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Der Schlüssel für die "Puerta de los Toriles" liegt parat. Renate hat ihn liegen sehen, aber bisher die „Posibilidades“ ignoriert, die sich in der hiesigen Arena für sie bieten würden.

¿¿Ist sie wirklich auf den Hund gekommen??
Oder scheut sie die „Capazidades“ die in diesem Forum schlummern? Früher erschien sie meist als eine Art „Picadora“, falls sie nicht wie der Matador selbst mit ihrer „Espada“ uns ihre unvergleichlichen Stöße versetzte. Oder haben sich die Besonderheiten der andalusischen Mentalität, - die wir so an ihr bewundern -, einfach so verflüchtigt?

Renate hilf uns weiter, die Regel des andalusischen Stierkampfes zu verstehen! Oder müssen wir uns mit den Erklärungen in Wikipedia zufrieden geben?

Esperanto
 

Saludos Esperanto
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Antwort #2 - 13. Januar 2006 um 00:50

Esperanto   Offline
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Beiträge: 3149
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Früher in der Art eines Picador hoch zu Ross. Die Zügel links, die Lanze rechts fest im Griff.
Heute mit Kinderwagen und Hundeleine vollkommen domestiziert. Der Emanzipation wurden wieder einmal ihre natürlichen Grenzen aufgezeigt.

Sie hat jetzt Zeit über die Vor- und Nachteile des kubanischen Phlegmas, der daraus resultierenden Toleranz, aber auch über deren Heimatliebe einerseits und der andalusischen Eindeutigkeit, Strenge und deren Alltäglichkeiten anderseits zu sinnieren.

Ausgestattet mit einem Hund, ein Abklatsch von „Leichtfüßigkeit, Agilität, Schnelligkeit, Eleganz und Souveränität Andy Cartagenas Rassepferden“ hat sie die Grenzen ihrer Belastbarkeit und Wünsche bei weitem noch nicht erreicht.
 

Saludos Esperanto
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Antwort #3 - 25. Januar 2006 um 13:07

Renate   Offline
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Okay, Esperanto, und wann erscheint meine Biografie endlich im Buchhandel?  Laut lachend

Folgende Punkte bitte ich für weitere Abhandlungen zu notieren:

1. Mein Andy Cartagena geht nicht an der Leine - er ist so intelligent und gut erzogen, dass er ganz ohne auskommt  Zwinkernd

2. Der Kinderwagen ist ein Dreirad und somit geländegängig und kann mit (fast) beliebigen Geschwindigkeiten bewegt werden. Meinem Bewegungsdrang sind somit keine Grenzen gesetzt.

3. Meine Tochter wird von ihrem andalusischen Vater und ihrer deutschen Mutter zu ziemlich gleichen Teilen betreut - es lebe die Emanzipation!

4. Hätte ich früher gewusst, wie viel Spaß ich mit meinem Kind habe (und mein Kind offenbar mit mir  Laut lachend), würden bestimmt schon mehrere davon herumspringen  Zwinkernd

5. Der Stierkampf ist keine andalusische Erfindung - hättest Du mal die Wikipedia sorgfältiger studiert.  unentschlossen

6. Der Sportlehrer war NIE als Animateur beschäftigt, sondern hat tatsächlich Sport studiert - das Diplom kann ich Dir gegebenenfalls einscannen  Zwinkernd

7. Zitat:
Ausgestattet mit einem Hund, einem Ausbund an Leichtfüßigkeit, Agilität, Schnelligkeit, Eleganz und Souveränität gleich Andy Cartagenas Rassepferden hat sie die Grenzen ihrer Belastbarkeit und Wünsche bei weitem noch nicht erreicht.


Schlau erkannt  Laut lachend

 
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Antwort #4 - 25. Januar 2006 um 13:42

derhelm   Ex-Mitglied
Cubalibre

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Off topic:

Zitat:
2. Der Kinderwagen ist ein Dreirad und somit geländegängig und kann mit (fast) beliebigen Geschwindigkeiten bewegt werden. Meinem Bewegungsdrang sind somit keine Grenzen gesetzt.



Ich halte von diesen dreirädigen Kinderwagen überhaupt nix, da sie keinen besonders guten Seitenhalt haben. Fahr damit mal geradewegs eine Rolltreppe hoch, ich wünsche viel Spaß beim Balancehalten.
Meine Empfehlung: 4rädiger Teutonia Cross Country. Der ist auch geländetauglich. Wird aber nicht mehr hergestellt, gab es im Jahr 2000. Wie das Nachfolgermodell ist kann ich nicht sagen.
 
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Antwort #5 - 25. Januar 2006 um 14:12

Renate   Offline
Junior Member
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Zitat:
Ich halte von diesen dreirädigen Kinderwagen überhaupt nix, da sie keinen besonders guten Seitenhalt haben. Fahr damit mal geradewegs eine Rolltreppe hoch, ich wünsche viel Spaß beim Balancehalten.


Rolltreppen?

Da, wo ich lebe, gibt's nur Strände und Pinienwälder  Laut lachend

Und shoppen im Corte Inglés gehe ich selbstverständlich ohne das Baby - wozu hat es denn einen Vater?    Kuss
 
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Antwort #6 - 13. Dezember 2006 um 19:10

Rosello   Offline
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Beiträge: 2
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Hast du den Bericht noch?
 
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Antwort #7 - 15. Dezember 2006 um 18:51
Hannes   Ex-Mitglied

 
Der Bericht würde mich auch Interessieren...
Vielleicht kannste den mal hier zum lesen freigeben...

Saludos; Hannes


.....den Glücklich ist nur, der Fröhliche Idiot.. Laut lachend
 
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Antwort #8 - 16. Dezember 2006 um 09:04

Elisabeth   Offline
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Dieser Roman begann in Cuba, fand ihre Fortsetzung in D und endete dann ziemlich unerwartet in Süd-Spanien.

Wenn ich mich recht erinnere war der Höhepunkt im 2004 und lief grösstenteils in einem Forum, das es heute nicht mehr gibt (wurde angeblich geknackt). Teils lief es auch in unserem Nachbarforum, das sogenannte Habanero-Forum, obwohl der Name schon lange nicht mehr zutrifft, ist Habanero doch schlussendlich an einer Chilenin hängengeblieben.

 

Elisabeth
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Antwort #9 - 26. Dezember 2006 um 17:57

Esperanto   Offline
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Zitat:
Der Bericht würde mich auch Interessieren...
Vielleicht kannste den mal hier zum lesen freigeben...

Elisabeth und Renate mochten sich nicht besonders. Hier ein kleiner Ausschnitt zum Schmunzeln:

Zitat:
am 07. September 2005 um 08:49, schrieb Queso:

Da waren damals die reihenweise dummen Liebeskasper, die auf irgendwelche hinterhältigen Nüttchen reingefallen sind und da war Renate, mit dem Sportlehrer, dem tollsten Mann des Universums, dessen Schilderungen seiner herausragende Qualitäten leider mit dem Löschen des MadMattforum unwiederbringlich verschunden sind. (Ich würde das arme Würstchen gerne mal auf Gran Canaria Tand verkaufen sehen!) Fazit: Auch die gute Renate war nur einen unvorbereitete Liebeskasperin, die auf dem Charme des nächstbesten Machito reingefallen ist.


Ein kleiner  Extrakt aus deren Dialoge:

Jawohl.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen mir und so manch anderen Narren besteht allerdings darin, dass ich, sobald der Groschen gefallen war, postwendend die Zahlungen eingestellt und die Beziehung beendet habe.
Im Unterschied dazu gibt es Leute, die sich über lange Jahre nach Strich und Faden verarschen und ausnehmen lassen und versuchen, das Geschehen auch noch als irgendwie normal oder akzeptabel hinzustellen - Namensnennung ist wohl überflüssig   
Zum Baby - falls es sich eines Tages zu dem von Elisabeth prognostizierten Monster entwickeln sollte, werde ich natürlich auf der Stelle Elisabeth um Rat und Hilfe bitten -  offensichtlich hat sie ja jede Menge Erfahrung mit schrecklichen Kindern.
   

Im selben Thread ein wenig später:

Ansonsten finde ich es prima, dass Queso für seine kubanische Fernbeziehung ein paar Wörter Spanisch gelernt hat und dass Elisabeths Mann schon seit sieben Jahren jedermann in Basel auf Französisch anspricht
« Zuletzt geändert: 26. Januar 2007 um 04:57 von Esperanto »  

Saludos Esperanto
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Antwort #10 - 26. Dezember 2006 um 19:13

Elisabeth   Offline
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paroliño
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Beiträge: 1310
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Absolut richtig, Renate mochte mich nicht besonders.

Ich habe ihre wunderbar geschriebenen Geschichten immer sehr genossen.
 

Elisabeth
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Antwort #11 - 28. Dezember 2006 um 16:44

Esperanto   Offline
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Zitat:
Der Bericht würde mich auch Interessieren...  Vielleicht kannste den mal hier zum lesen freigeben...

Gabriela's Geschichte stand im Nachbarforum und ist dort immer noch zu lesen.
http://www.kubaforen.de/t510512f3426-Die-letzten-Tage-mit-Gabriela.html
 

Saludos Esperanto
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Antwort #12 - 25. Januar 2007 um 17:56

El_Tiberon67   Offline
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Zitat:
Gabriela's Geschichte stand im Nachbarforum und ist dort immer noch zu lesen.
http://www.kubaforen.de/t510512f3426-Die-letzten-Tage-mit-Gabriela.html

Wo denn da? Es erscheint das ganze Forum.
 

Hasta la vista Baby
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Antwort #13 - 25. Januar 2007 um 22:13

Esperanto   Offline
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Zitat:
Wo denn da? Es erscheint das ganze Forum.

Der Link ist schon Ok. Bei mir funktioniert er einwandfrei. Damit Du nicht ungeduldig wirst, hier die erste von 30 Seiten:

Prolog

Als ich Ende November 2002 das erste Mal nach Kuba fuhr, hatte ich kaum eine Ahnung von dem, was dort abgeht. In den ersten Tagen in Havanna konnte ich noch widerstehen. Ist ja auch lästig, kaum kommt man aus dem Hotel, schon muss man sich der tabaco-casa-chica Anbieter erwehren, die einem ständig an den Fersen kleben:

- Hello my friend, where you from?
- ¡De Japón!

Für eine Minute hatte ich Ruhe, er lief leicht versetzt weiter hinter mir her.

- ¿De verdad?

Arrghh.

Danach in Pinar del Rio musste mir ausgerechnet Gabriela über den Weg laufen. Ein Student, den ich in Havanna aufgelesen und der mir den Weg nach Pinar gezeigt hatte, fragte mich ob ich schon einmal in einem Cabaret gewesen bin. Bisher noch nicht und so sind wir abends ins Criollo gegangen. Auf dem Weg dorthin hat er noch organisiert, dass auch sie dort ist. Gabriela ist schwarz, jung, schlank und mit einer aufregend, kurvenreichen Figur und einem bildhübschen Gesicht. Sie war mit zwei Typen unterwegs, die dann später $80 haben wollten, weil ich die Nacht mit ihr verbracht hatte. Sie sagte dazu "Yo no soy jintera pero tienes que entender que si estás con una mujer cubana tienes que pagarle." Aha, so eine Art Vergnügungssteuer also.

In dem Moment hätte ich sie schon zum Teufel schicken sollen, aber verdammt, sie gefiel mir so gut und ich wollte mehr und ich wollte wissen was dahinter steckt. Meine Triebhaftigkeit wurde wohl nur von meiner Neugier übertroffen. Noch nie hatte mir eine Frau soviel Lust und Vergnügen bereitet. Und so verbrachte ich knapp einen Monat mit ihr, lernte ihre Familie und Freunde kennen, fuhr mit ihr durch den Westen Kubas und hatte einen fantastischen Urlaub. Mehrfach versuchte ich ihr nachzuweisen, dass sie doch nur mein Geld wollte. So ließ ich einmal meine Brieftasche auf dem Bett liegen und ging duschen. Den Inhalt hatte ich vorher abgezählt und später überprüft. Fehlanzeige, war alles noch da!

Schwer verliebt zurück in Deutschland habe ich dann die nächsten Schritte geplant. Zwar spürte ich eine leichte Panik nachdem ich mich in den einschlägigen Internetforen belesen hatte, aber die nächsten eineinhalb Jahre verliefen im großen und ganzen ohne Probleme. Ich fuhr zweimal im Jahr nach Kuba und sie war einmal pro Jahr für drei Monate hier. Ich fühlte mich einfach großartig an ihrer Seite und so haben wir Ende August 2004 in Kuba geheiratet. Ich hatte zwar noch Zweifel ob es wirklich der richtige Schritt ist, aber dieses ewige Hin und Her und die langen Zeiten der Trennung gefielen mir noch weniger.

Die Hochzeit war sehr schön, trotz der chaotischen Vorbereitung auf Grund des erst vor Kurzem vorbeigezogenen Hurrikans Charley. Bis wenige Tage vor der Hochzeit gab es in Pinar keinen Strom und Wasser nur vom Tankwagen. Zu allem Übel hatte man in Havanna am Vorabend der Hochzeit die Handtasche von Gabriela geklaut mit meinem Reisepass, den Papieren vom Mietwagen, aber zum Glück kein Geld und keine Kreditkarten. Vielleicht wollten mir los santos damit etwas sagen, aber ich habe nicht hingehört. Immer nachdem wir bei einem Santero waren, ist danach etwas schlimmes passiert. Nach dem ersten Mal hatten wir einen Unfall auf der Autobahn, als wir ihr allererstes Besuchsvisum beantragen wollten und diesmal die Sache mit den Papieren. Und es gab noch mehr. Aus heutiger Sicht finde ich, dass das schon komische Zufälle waren. Aber all diese Erlebnisse hatten zwischen Gabriela und mir eine Nähe und Intimität entstehen lassen, wie ich sie nie zuvor gekannt hatte.

Verheiratet

Als sie dann im Dezember nach Deutschland kam, spürte ich schon das irgendetwas nicht stimmte. Gabriela wirkte distanziert, kühl und unzufrieden. Ich interpretierte das noch als ganz normale Anpassungsschwierigkeiten an das neue Leben, aber Sorgen machte ich mir damals schon, denn schließlich war sie ja nicht das erste Mal hier. Sie lernte dann einige Kubanerinnen kennen, einige von der schlimmeren Sorte.

Da war Llelenys, verheiratet, lebt aber mit einem anderen Deutschen zusammen. Arbeiten geht sie nicht, braucht sie ja auch nicht, denn sie hat einen wohlhabenden, älteren Gönner der ihr alles bezahlt. Allgemein wurde er nur el viejo genannt. Das seine Kleine noch einen Anderen hat, wusste er natürlich nicht und das Llelenys mit el viejo ins Bett ging, störte ihren Freund andererseits auch nicht, denn schließlich wusste er von ihrem Lebenswandel. Ein deutscher chulo sozusagen.

Dann war da Lydia, auch verheiratet, lebt auch getrennt von ihrem Mann und abgesehen davon, dass sie sich als Gelegenheitsprostituierte verdingte, hatte auch sie jede Menge Zeit. Beide, Llelenys und Lydia, hatten ein Kind von ihren Ehemännern und damit eine gesicherte Zukunft hier. Estella, eine weiteren Kubanerin, hatte auch ein Kind, aber sie selbst sagte, dass es von einem Anderen ist und ihr Mann nichts davon weiß. Sie gehört zur Kategorie derer, die nichts anbrennen lassen. Einmal nach einer fiesta bei Llelenys hat sie einen Kubaner gleich auf der Rückbank seines Autos vernascht, während ihr Mann zu Hause mit dem Baby wartete.

Gabriela und ich trafen auch andere Kubaner und Lateinamerikaner, aber dennoch verbrachte sie ihre meiste Zeit nur mit Llelenys und Lydia. Und das störte mich gewaltig. Wieso ausgerechnet diese beiden? Gleich und gleich gesellt sich gern? Darauf angesprochen sagte sie nur:

- "No te preocupes, no pasa nada. Sólo salimos. ¿Tú crees que salte de la ventana si ellas me dicen?"
- "Sí lo creo, no literalmente, pero seguro que te van a influir."

Im Januar habe ich sie dann in der Hoffnung auf Besserung zurück nach Kuba gelassen. Ich musste sowieso für einige Wochen auf Dienstreise nach Japan. Sayônara. Eine Woche vor Ostern sind wir dann beide am gleichen Tag in Frankfurt angekommen. Leider musste ich Gabriela fast zehn Stunden warten lassen, da meine Maschine in Tokio ausgefallen war und ich erst viel später über München eingeflogen bin. Und wie immer hatte ich mich riesig gefreut sie zu sehen. Die gewünschte Verbesserung unserer Ehe wollte sich jedoch nicht einstellen. Im Gegenteil, in den folgenden Wochen ging es steil bergab und Mitte Juni nach nur fünf Monaten Netto-Ehe hatte sie mich dann verlassen.

Nach ihrer Rückkehr im März zeigte sie immer weniger Interesse an unserem gemeinsamen Leben. Am meisten blieben mir von dieser Zeit ihr Egoismus und ihre maßlose Selbstsüchtigkeit in Erinnerung. Wie schäbig fand ich es von ihr, nicht mit zur Beerdigung meines Großvaters zu kommen. Wir schliefen auch kaum noch miteinander und wenn, dann war sie meist passiv, leidenschafts- und lustlos. Ich glaube, in den drei Hochzeitswochen in Kuba hatten wir mehr Sex als in allen Monaten der Ehe zusammen.

Zum Deutschkurs ging sie, wenn überhaupt, nur Montags bis Mittwochs. Am Mittwoch war ja immer fiesta bei Llelenys. Ich erinnere mich nicht an nur eine Woche, in der sie komplett von Montag bis Freitag in der Schule gewesen ist. Sie fing dann auch an bei Llelenys oder Lydia zu übernachten, wenigstens sollte ich das glauben. Ich hatte mir überlegt, ob ich ihr vielleicht nachspionieren sollte, um zu sehen, was sie wirklich so treibt. Am Ende fand ich das doch zu erniedrigend und, wie das Leben so spielt, die Wahrheit kam ja noch auf den Tisch.

Die fiestas bei Llelenys endeten häufig in einer Diskothek. Davon hatte mir Gabriela natürlich nichts gesagt, obwohl ich wirklich kein Problem damit hatte, dass sie ab und zu alleine mit ihren Freundinnen ausging. In der Woche nach Ostern hatten sie in einer Disko ein paar Deutsche kennengelernt und mit einem begann Gabriela dann eine Affäre. Manchmal fuhr sie der chulo von Llelenys im Auto heimlich zu ihm nach Hause, denn er wohnte nicht in meiner Stadt. Für die Clique muss es ein Heidenspaß gewesen sein, mich so hereinzulegen. Natürlich habe ich das erst viel später erfahren, als sich die Dinge wieder etwas positiv für mich entwickelten.

Mitte Juni war ich wieder auf Dienstreise, diesmal in Portugal. Am Mittwochabend hatten wir noch miteinander telefoniert. Lydia war auch da. Diesmal fand die fiesta in meiner Wohnung statt. Als ich Donnerstags nachts nach Hause kam, war Gabriela weg, ihr Handy abgeschaltet und, ich hatte es geahnt, die Wohnung ein Saustall. Bei der letzten Telefonnummer, die sie wählte, meldete sich eine Männerstimme. Er legte aber gleich wieder auf. Am Freitag war das Handy immernoch abgeschaltet.Während ich arbeitete, war sie kurz in der Wohnung und lies mir ein Post-it da: "te quiero, no sabes cuanto te quiero, pero ..." Ich rief Llelenys an, sie hätte keine Ahnung wo Gabriela ist, vielleicht bei einer Freundin aus der Schule, Lydia wüßte auch nichts. Klar war das gelogen. Gabriela war jedoch nicht bei ihrer Diskoaffäre, sondern bei einem Immobilienmakler aus Thüringen. Mit diesem Maik konnte ich nicht mithalten, ein Porsche, ein dicker Audi, ein großes, neues Haus. Zu ihm gehörte auch die gewisse letzte Rufnummer. Maik war ein Bekannter von Lydia, den Gabriela noch nie zuvor gesehen hatte. Wie verrückt oder verzweifelt muss man sein, um von einen Tag auf den anderen so etwas zu tun?

Die darauffolgenden Tage hatten richtig sehr weh getan. Ich konnte weder essen noch richtig schlafen und nach dem ersten Wochenende hatte ich bereits drei Kilo abgenommen. Die Frage nach dem Warum wollte mir nicht aus dem Kopf. Sicher war ich nicht ganz unschuldig an der Misere unserer Ehe. Vor allem in den letzten Wochen war ich wie paralysiert und wußte nicht mehr was ich noch tun sollte. Jetzt war ich bereit mich zu bessern, unser gemeinsames Leben zu ändern und ich hätte ihr alles vergeben, wenn sie nur zu mir zurück gekommen wäre. Aber daran hatte Gabriela kein Interesse, sie musste gleich alles hinschmeißen. Später im August sagte sie mir einmal, dass sie es bereue unserer Beziehung nicht doch noch eine Chance gegeben zu haben: "Casi ya no te conozco, tanto te has cambiado." Aber da gab es schon kein Zurück mehr.

Ziemlich sinnlos hatte ich mögliche Orte abgesucht, wo sie hätte sein können und, da ihr Handy weiter abgeschaltet blieb, versucht per SMS sie zum Reden mit mir zu bewegen. Am Montag hatte ich alle Türen in der Wohnung abgeschlossen, damit sie sich nicht wieder wie ein Dieb hereinschleichen konnte. "Si quieres tus cosas, tienes que hablar conmigo." schrieb ich ihr auf einen Zettel. Wie erwartet, erhielt ich noch am Vormittag eine Nachricht von ihr "Llamame". An den genauen Inhalt dieses ersten Gesprächs kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich wollte sie natürlich zur Rückkehr bewegen. Sie sagte "que quiere vivir más" und belügte mich weiter mit wem und wo sie war.

Dann am darauffolgenden Sonntag kam Gabriela zu meiner großen Überraschung zurück, allerdings nur zum reden. Auch sie hatte Probleme mit der Trennung gehabt und um einiges abgenommen. Ja, die Liebe geht durch den Magen. Unter Küssen und vielen Tränen von uns beiden und nach einer langen Seelenmassage erzählte sie mir auch von Maik. Warum sie in jetzt schon wieder verlassen wollte, blieb mir trotzdem unklar. Vielleicht hat es im Bett nicht so geklappt, oder er war ihr einfach zu alt. Immerhin war sie erst Anfang zwanzig und er schon weit über vierzig. Vermutlich hat er aber seinen Geldbeutel zu sehr verschlossen gehalten. Mehr als die teure, neue Markenkleidung, mit der sie daher kam, gab es wohl nicht: "El está dos veces más mentiroso que yo."

Die Nacht verbrachte Gabriela noch einmal mit Maik, der neben seinem Haus in Thüringen auch eine Wohnung hier in meiner Stadt hatte. Am Montag brachte sie ihre Sachen zurück und trieb sich den Rest der Woche mit Lydia und Llelenys herum. Einmal fuhr sie mit Lydia nach Chemnitz, um sich dort die Arbeit in einem Bordell anzuschauen. Das war für sie aber wohl auch nicht das Richtige. So beschloss sie die Beziehung zu ihrer Diskoaffäre wieder zu intensivieren. Mit der Hilfe von Lydia fand sie Unterschlupf in seinem Freundeskreis in Leipzig. Wer weiß, was für eine nette Geschichte sie ihnen erzählt hatte. Ich fand schon immer bemerkenswert, wie leicht sie doch durch ihre Natürlichkeit, Schönheit, Freundlichkeit und Fröhlichkeit anerkannt und aufgenommen wurde, egal ob von meiner Familie oder meinen Freunden oder eben von Fremden wie Maik und den Anderen. Man konnte sich kaum vorzustellen, wie faustdick sie es doch hinter den Ohren hatte.

Die nächsten Wochen pendelte Gabriela zwischen Leipzig und meiner Wohnung hin und her. Ich wollte immer noch, dass sie zu mir zurückkommt, aber ohne sie unter Druck zu setzen. Solle sie sich Zeit für ihre Entscheidung nehmen. In den Tagen in denen sie bei mir war, gingen wir weiter zärtlich miteinander um. Wir spazierten Hand in Hand durch die Stadt und unsere Küsse waren noch viel mehr als die flüchtigen Berührungen beim Hallosagen. Ich zeigte ihr auch, dass ich mein Leben ändern wollte. Doch mit jedem Tag, mit jedem Wochenende in dem sie fortblieb, entschwand die Hoffnung ein Stück weiter. Sie behauptete nach wie vor nur bei einer Freundin zu sein. Dann an einem verregneten Donnerstag Ende Juli fuhr ich sie spätabends mit dem Auto zum Bahnhof. Ein Zug fuhr schon nicht mehr, sie wurde dort abgeholt. Sie bestand jedoch darauf, im Regen zu warten und ich sollte nach Hause fahren. Ich fuhr los mit der Gewissheit, dass sie dort nicht auf eine Freundin wartete. Es macht schon einen großen Unterschied, etwas zu ahnen, es zu wissen und dann noch zu akzeptieren und auszusprechen. Von jener Nacht an suchte ich nach Spuren und entdeckte auch relativ einfach, dass Gabriela mit ihm schon Ende März etwas angefangen hatte.

Ein paar Tage später fragte ich sie, ob sie sich nun entschieden habe. Da sie jedoch nicht reden wollte, ließ ich ihr eben meine Gedanken zukommen, dass ich glaubte, dass sie schon längst einen Anderen hat, sich seiner aber wohl noch nicht so sicher sei. Sowieso gäbe es jetzt nach so vielen Wochen keine Vertrauensbasis mehr, um weiter eine Ehe zu führen. Gabriela war sichtbar überrascht und sagte, dass ich Recht hätte und dass er noch Student ist, aber im September fertig werden würde. Es war wieder einer der wenigen Momente in dem sie, wohl überwältig von der Situation, die Wahrheit der Lüge vorzog.

Schon früh hatte ich über eine mögliche Scheidung nachgedacht. Freunde sagten mir, dass sie nach einer so kurzen Zeit nicht viel bekommen würde. Aber ein ganzes Jahr warten wollte ich auch nicht. Ich musste Gabriela also davon überzeugen, sich mit mir in Kuba scheiden zu lassen. Zuerst war sie natürlich sehr frustriert. Sie dachte wohl, ich würde ähnlich wie die Ehemänner von Llelenys und Lydia, einfach weiter mit ihr verheiratet bleiben: "Porque no podemos seguir casados, no voy a molestarte más." Aber ich hatte ja nicht einmal einen steuerlichen Vorteil von der Ehe.

Zum einen nutzte ich ihr Heimweh und ihre Sehnsucht nach ihrer Familie aus. Ich wußte, dass sie nach Kuba zurück wollte. Ihre Lieblingsschwester Leonida hatte vor kurzem ihr zweites Kind bekommen und als ich Gabriela am Telefon einen an mich adressierten Brief von Leonida vorlas, hörte ich deutlich ihr Schluchzen und mir war klar, wie sehr sie sie doch vermißte. Natürlich wollte sie nicht mit leeren Händen zurück, also bot ich ihr Geld an (am Ende dreht sich bei einer Scheidung sowieso alles nur ums Geld). Meine vorzeitige Fahrkarte in die Freiheit war mir schon ein paar Tausend Euro wert.

Zudem sagte ich ihr, dass es auch für sie besser wäre, sich in Kuba scheiden zu lassen. Meine Argumentation war zwar nicht so ganz richtig, aber wie so oft heiligte der Zweck die Mittel. Ihre Aufenthaltserlaubnis würde sie sowieso verlieren, da wir weniger als zwei Jahre verheiratet waren. Und wer weiß, wie ihr dieser Umstand später auslegt werden würde, vielleicht so, dass sie mich ja nur heiratete um nach Deutschland zu kommen und da könnte sie Probleme für ein neues Visa bekommen. Das mit der Frist von zwei Jahren wollte mir Gabriela erst nicht glauben, aber in ihrem neuen Bekanntenkreis gab es wohl einen Anwalt und der hat im Wesentlichen meine Aussagen bestätigt und so willigte sie schließlich ein (trotz dessen, dass ihr Lydia sagte, sie solle hier bleiben und mich dafür blechen lassen).

Vor Ende September konnte ich nicht nach Kuba fahren. Ich hätte mir zwar gewünscht, dass Gabriela früher fährt, aber zwingen konnte ich sie auch nicht. Also musste ich noch gut zwei Monate mit ihr überstehen. Nach wie vor kam sie tageweise zurück und übernachtete bei mir. Manchmal schliefen wir sogar noch zusammen in einem Bett, sie sagte sie hätte Angst alleine im anderen Zimmer auf der Couch. Ich hatte den Eindruck, sie kam nur deshalb zurück, weil sie etwas brauchte, selbst wenn es nur darum ging, zum Arzt zu gehen. Zugegeben war ihr Deutsch viel besser geworden, da sie fast nur noch mit ihm und Deutschen zusammen war (die Schule hatte sie nach der Trennung abgebrochen). Für einen Arztbesuch reichte es jedoch noch lange nicht. Ich fragte sie, ob es dort bei ihm keine Ärzte gebe. Sie sagte nur, er hätte keine Zeit mit ihr zum Arzt zu gehen. Jedoch hatte er als Student genügend Zeit mit ihr zweimal nach Spanien und einmal an die Ostsee in den Urlaub zu fahren.

Da ich mich entschlossen hatte, ihr gegenüber eine beschwichtigende und besänftigende Haltung einzunehmen, tat ich im Wesentlichen das, worum sie mich bat. Manchmal kostete mich diese Einstellung reichlich Überwindung und Beherrschung, aber ich hielt sie für die beste Strategie, um mein Ziel einer Scheidung in Kuba zu erreichen. Meistens brauchte Gabriela Geld oder eine neue Prepaidkarte für ihr Handy oder wollte eben nur zum Arzt. Sie erschien einmal ziemlich besorgt, da ihre Dreimonatsspritze schon längst abgelaufen war und sie immer noch nicht ihre Tage bekam. Das hätte gerade noch gefehlt, dass sie sich von ihm hatte schwängern lassen. Sie beteuerte jedoch, dass sie immer ein Kondom benutzen würden, woher also dann die Sorge? Zum Glück konnte die Ärztin nichts feststellen. Sie verschrieb ihr Tabletten die ihren Zyklus regulieren sollten. Später erzählte sie Patricia, einer weiteren Freundin, dass wenn sie schwanger gewesen wäre, sie zu mir zurückgekommen wäre. Ich hätte das Kind schon akzeptiert, auch wenn es von einem Anderen ist. Ja, Gabriela hatte noch ein paar mehr von ihren verrückten Ideen auf Lager.

Patricia ist auch eine Latina, aber keine cubana. Leider fuhr sie im März für einige Monate zurück in ihr Heimatland (zum ersten Mal seit zwei Jahren) und stand so als Gegenpol zu Lydia und Llelenys nicht zur Verfügung. Vermutlich hätte das aber auch nichts geändert. Patricia wurde im Mai von ihrem Mann nach sieben Jahren wegen einer Anderen verlassen und bat mich um Hilfe als sie ins Krankenhaus musste, die ich ihr auch gerne gab. Von allen Freundinnen Gabrielas war sie die Einzige mir sympathische.

An einem Donnerstag im August bin ich mit Patricia ins Kino gegangen. Wir hatten uns "Die Insel" angeschaut. Zufällig hatte uns Estella danach gesehen und keine zwei Stunden später bekam ich eine SMS von Gabriela: "Hola ya se que fuiste al cine con patricia... Te la singaste...? Cuando te dije que fueras con ella fue porque tu y ella se llevan tan bien que cualquier persona diria que ustedes son una pareja.. Y no me preguntes si estoy celosa porque sabes bien que yo no tengo ninguna amiga aqui, y como tu y ella estan en la misma situacion..quien sabe que pueda pasar,ella no es cubana! pero...ojala te haga pasar buenas noches y no hables con ella lo que digo." Sie war doch tatsächlich richtig eifersüchtig!

Natürlich hatte ich mit Patricia darüber geredet. Während ich mich über diese Nachricht eher amüsierte, war sie doch sehr beunruhigt. Vermutlich ahnte sie schon, was da noch kommen würde, denn von jetzt an herrschte Krieg zwischen den beiden. Die Gefechte wurden am Handy ausgetragen bei denen Gabriela den Furien der griechischen Antike alle Ehre bereitete. Noch Tage später rief mich Patricia an "Ay tu mujer no me deja en paz." Den genauen Wortlaut ihrer Streitereien kenne ich nicht, aber Patricia sagte, dass sie wirklich hässlich waren. Ich weiß noch, wie froh Gabriela im Dezember war, als sie Patricia kennenlernte. Endlich hatte sie eine Freundin mit ihrer Hautfarbe und in ihrem Alter gefunden und die zwei verstanden sich wirklich ausgezeichnet. Doch durch Gabrielas blinde Eifersucht wandelte sich Freundschaft zu bitterer Feindschaft und wenn Frauen sich hassen, kennen sie keine Grenzen noch Gnade.

Aus mir unerklärlichen Gründen überwarf sich Gabriela auch mit Llelenys.In ihrer maßlosen Rage sagte sie mir, dass sie von Keiner mehr etwas wissen will. Sie wäre so zufrieden mit ihren neuen Freunden unter denen es kein chisme mehr gäbe. Bis zu diesem Zeitpunkt wußte ich nur von der Sache mit Maik und ich glaubte noch, dass Gabriela den Anderen erst nach der Trennung kennengelernt hatte. Und nun erfuhr ich einige ihrer Geheimnisse, die sie leichtsinnig mit ihren alten Freundinnen geteilt hatte. Ich fragte mich, ob so etwas wie ein Wettbewerb "Dime, quien es peor que yo con su marido aleman" unter den Kubanerinnen stattgefunden hatte.

Gabriela hatte schon immer ihre Affären. Bei ihrem ersten Besuch in Deutschland, lernte sie in einem Restaurant, wo eine weitere Kubanerin arbeitete, einen jungen Italiener kennen. Während ich für eine Woche auf Dienstreise in Kanada war, ging sie mit ihm bei mir zu Hause ins Bett. Der Italiener hatte danach herumerzählt, dass er dafür fünfzig Euro bezahlen musste. Ob das so stimmt, bezweifle ich etwas, aber es kann natürlich sein. Gabriela hat das Herz einer Schlampe und wenn ihr jemand gefiel und sich die Gelegenheit bot, hat sie die Beine breit gemacht. Später gab sie selbst zu: "Siempre sólo fue por una noche. Después nunca nos vimos jamás."

Wenn überrascht es da noch, dass Gabriela auch in Kuba einen Liebhaber hatte. Sie sagte zwar immer, sie wollte keinen Kubaner - "Los cubanos dan golpe" - und trotzdem passierte genau das. Ihr novio hatte sie in aller Öffentlichkeit geschlagen. Die Gründe dafür sind mir nicht bekannt. Ich weiß nur, dass sie sich mächtig aufregte, da sie ihm kurz vorher noch ein paar neue, teure Addidas-Turnschuhe gekauft hatte. Ich machte mir nicht mehr die Mühe, noch herauszufinden, um wen es sich dabei handelte oder wie lange sie schon diese Beziehung hatte. Vermutlich kannte ich ihn sogar. Sie sagte, sie hätte sich nach diesem Streit von ihm getrennt. Vielleicht kam sie deshalb mit einer so fremden Stimmung im Dezember letzten Jahres zurück.

Mein Bedarf an den Geheimnissen von Gabriela war damit gesättigt. Mehr wollte ich nicht wissen. Was spielt es auch für eine Rolle, ob man viermal, fünfmal oder sechsmal betrogen wurde. Ich fühlte mich auch so schon schlecht genug. Mit den Hörnern, die sie mir aufgesetzt hatte, wunderte es mich nur, dass ich überhaupt mit dem Kopf noch durch eine Tür passte.

Im August verbrachte ich viel Zeit mit Patricia. Wir gingen tanzen, kochten zusammen und verstanden uns prächtig. Ich denke, mir half sehr, jemanden zum reden zu haben, der in der gleichen Situation wie ich war. So erstaunte es wohl niemanden, dass Patricia und ich zusammen fanden, allerdings lange Zeit nach der anklagenden SMS von Gabriela. Ein ungutes Gefühl blieb jedoch, denn eigentlich fängt man nichts mit der Ex eines Freundes an, auch wenn uns das Fernsehserien wie "Friends" suggerieren.In diesem Fall war Patricia jedoch die Ex-Freundin und ich der Ex-Ehemann und wenigstens ließ sich so die Einsamkeit, als schlimmste aller Empfindungen nach der Trennung, betäuben.

Vor Gabriela leugnete und verheimlichte ich meine neue Beziehung zu Patricia. Sie wußte, dass wir viel Zeit zusammen verbrachten und vielleicht ahnte sie etwas, jedoch immer wenn sie mich brauchte, war ich für sie da. Dieses entgegenkommende Verhalten verwirrte Gabriela und sichtlich verärgerte Patricia. Unter Aufgabe eines Großteils meiner Selbstachtung strebte ich nur noch nach dem Ziel, dass Gabriela in wenigen Wochen mit mir freiwillig nach Kuba kommt und sich scheiden lässt. In einer Nacht im August sah ich Gabriela und den Anderen auf
einem Jahrmarkt. Während sie mit ihren Gedanken woanders war, ging ich ohne zu zögern schnurstracks auf sie zu. Ich begrüßte Gabriela wie immer und gab ihm die Hand. Mit großen Augen schaute sie mich völlig überrumpelt an und nach dem Austausch von ein paar Höflichkeiten ging jeder wieder seines Weges. An ihn kann ich mich kaum erinnern, weder ob er gut aussah, noch was er anhatte. Die Sensation dieser kurzen Begegnung wirkte lange nach. Noch Stunden später war ich unruhig und spürte, wie das Adrenalin mein Herz heftiger schlagen ließ. Diesmal hatte ich einen deutlichen Punktsieg in unserem Spiel errungen.

In den Tagen danach war Gabriela wieder deutlich umgänglicher und wirkte weniger gereizt. Ich glaube, sie fühlte, dass ich ihr nichts Böses zufügen will. Trotz allem was sie mir angetan hatte, trotz dass sie mich belogen und betrogen, hintergangen und ausgenutzt hatte, konnte ich sie nicht hassen und verdammen. Das war doch verrückt! Ich hätte eigentlich anders empfinden müssen. Jetzt wenn sie bei mir war, spürte ich nur noch eine große Leere an dem Platz, den sie einmal eingenommen hatte. Sie saß neben mir und ich empfand gar nichts. Ich fing an zu reden:

- Te agradezco mucho el tiempo que pasaste junto conmigo. Tú has enriquecido muchisimo mi vida.

Sie antwortete, ohne mich dabei anzusehen.

- No sé donde que empezar, tanto te agradezco a ti.
- Si dejo el tiempo desde junio afuera, no fue tan malo. Nunca tuve la ilusión que es para siempre pero después de todo que hemos vivido he esperado un poco más.
- Tú me pusiste a un lado ...
- ... que no fue el tuyo. Yo sé, yo vi algo dentro de ti que no había.

Ich erinnerte mich, dass Gabriela bei Diskussionen gelegentlich die Phrasen "no soy una santa" oder aber auch "soy una mierda" gebrauchte. Während ich die Erste falsch interpretierte, stimmte ich der Zweiten, die meistens auch von Tränen begleitet war, nie zu.

- Ahora estás asi como te quisiera, dejaste a Llelenys, practicas aleman y tienes un interes en la vida aqui.
- Tú tambien estás más como te quisiera. Casi ya no te conozco, tanto te has cambiado.

Begleitet von einem tiefen Seufzer fuhr sie fort.

- Arrepiento que no di otra oportunidad a nuestra relación cuando todavia había tiempo.
- Pero tú no me quieres más. Dijiste que te fue el amor.
- No he dicho que no te quiero.
- ¿Tú quieres a el?

Sie blieb mir die Antwort schuldig. Und so begann ich im Klima der relativen Ruhe mit den Reisevorbereitungen für Kuba.

Gabriela hatte die Idee von Leipzig zu fliegen, so dass wir uns erst in Frankfurt treffen würden, aber darauf hatte ich mich nicht eingelassen. Neben den praktischen Erwägungen mit den Koffern war mir das einfach zu riskant. Erst wenn wir gemeinsam im Flugzeug sitzen, konnte ich mir sicher sein, dass sie wirklich mit nach Kuba zurückkommt. Eine Woche vor dem Abflug rief sie mich an und sagte:

- ¿Qué dirías si te digo que me quedo aqui pero no tienes que darme nada?
- ¿Tú hablas en serio después he comprado todos los billetes? Claro que no quiero eso. ¿Tú vas conmigo a Cuba, sí o no?
- Ay, tú eres como un niño.

Andererseits hatte sie brav die Abmeldebestätigung für die Meldebehörde unterschrieben und wir hatten zusammen einige Geschenke für die Familie in Kuba, das Meiste für das Neugeborene ihrer Schwester Leonida, gekauft. Sollte sie wirklich in letzter Minute noch ihre Meinung ändern?

Kuba, September/Oktober 2005

Nach einer kurzen Nacht fuhr ich am frühen Morgen mit drei schweren Koffern zum Flughafen. Selbst der Taxifahrer wunderte sich, wohin ich mit soviel Gepäck will, ob ich wohl auswandere. Gabriela hätte zumindest die Winterkleidung bei ihrem Neuen lassen können, aber sie bestand darauf, alles mitzunehmen. Die Pullover und Stiefel, die am Ende doch hier blieben, habe ich inzwischen an meine Nichte verschenkt.

Gabriela ließ mich am Flughafen etwas warten, kam aber noch pünktlich. Ich bestand darauf, dass wir erst den Check-in erledigen, bevor sie sich von ihm verabschiedete. Er wartete eine Etage tiefer im Ankunftsbereich. Gabriela wirkte nicht sehr emotional, als wir durch die Sicherheitskontrolle gingen. Danach führte ihr erster Weg in den Duty-Free Laden. Sie hatte etwa 200 Euro von ihm bekommen, von denen sie gleich achtzig für Parfüm und eine Handtasche ausgab. Sie hatte sich nicht auch nur ein Bisschen geändert.

Den Flug nach Havanna verschlief sie zum großen Teil. Für uns war es der erste gemeinsame Flug nach Kuba und gleichzeitig auch der letzte. Ich fühlte mich ruhelos durch die Ungewissheit, wie ich von unseren alten Freunden und Bekannten aufgenommen werden würde. Jetzt war vieles anders. Gabriela kaufte dann noch ein teures Parfüm und auch dem sah ich kommentarlos zu. Nicht einmal zu einen Kopfschütteln ließ ich mich hinreißen.

Im Flugzeug verursachte ein glatzköpfiger, älterer Mann etwas Aufregung. Er hatte durch die gefährliche Mischung von Medikamenten und Alkohol total die Orientierung verloren und war in eine Art Schock gefallen. Ein iranischstämmiger Arzt hängte ihn gleich an den Tropf und versorgte ihn während des ganzen Fluges in der Sitzreihe neben uns. Mit diesem Arzt konnte ich mich prima in englisch unterhalten. Es war seine erste Reise nach Kuba zusammen mit einem neuseeländischen Freund (von Neuseeland nach Kuba - was für eine Weltreise ). Die Crew schenkte ihm einige Flaschen, unter anderem Champagner, für seine Mühen, von denen er mir in Havanna einfach so eine abgab. Ich hoffe, er hatte einen tollen Urlaub.

Der kubanische Zoll ließ Gabriela und mich nach Bezahlung von $20 passieren. Eigentlich wollten sie diesen Betrag je Koffer haben, aber nach großem Protest unsererseits, hatte die Beamtin nachgegeben. Die Schlange an der Kontrolle war schon ziemlich lang und auch ohne meinen Beitrag wird barba gut eingenommen haben. Gabriela sagte, sie fühlte sich traurig, weil zum ersten Mal niemand sie abholen kam. Aber das ging leider nicht anders. Ein Koffer musste auf die Rückbank und die anderen zwei in den Kofferraum des Mietwagens. Auf dem Weg nach Pinar hielten wir wie immer im cupet von Candelaria an, um eine Sandwich zu essen.In der Wärme der frühen Nacht stand ich am Autobahnrand und dachte: "Ach, es ist trotz allem schön, wieder in Kuba zu sein."

In Pinar angekommen, fuhren wir zuerst ins Haus ihrer Mutter. Wie so oft war der barrio ohne Strom. Wir begrüßten uns wie immer freundlich, ja fast euphorisch, so als ob nichts passiert wäre. Nur der engste Familienkreis wußte, dass Gabriela und ich uns trennen werden. Auch Leonida war mit ihren beiden Töchtern da. Sie hatte ein wirklich süßes kleines Baby mit einem überaus komplizierten Vornamen, den ich mir nie richtig merken konnte. Ich sagte zu Gabriela, sie müsse nicht hier bleiben. Von mir aus kann sie mit ins casa kommen, dass mir der Freund einer prima im Zentrum gesucht hatte. Dort waren die apagónes eher selten. Gabriela zögerte auch nicht lange und weil das casa mit zwei Zimmern, Bad und einer kleine Küche groß genug war, fragten wir die Vermieter, ob auch Leonida und ihre beiden Kinder hier mit übernachten können. Während Gabriela im Bad war, konnten ihre Schwester und ich ungestört reden. Sie versuchte nicht mich umzustimmen, im Gegenteil, sie sagte, dass ich erst einmal Abstand gewinnen muss und auch, dass ich jemanden besseres als Patricia verdiene.

Am nächsten Morgen suchten wir die Consultoría Jurídica auf. Die Anwältin erinnerte sich noch an uns und war sehr überrascht, als wir nach der Scheidung fragten (kaum jemand, der uns zusammen sah, wäre wohl von alleine auf diese Idee gekommen). Hätten wir die Heiratspapiere und das Geld dabei gehabt, so hätten wir gleich geschieden werden können. Wie einfach in manchen Dingen doch der kubanische Staat funktioniert. Mit $500 für die Gebühr und noch einmal jeweils $100 für die Legalisierungen zuzüglich etwas Kleinkram ist die Angelegenheit
erledigt. Da bereits Freitag war, verschoben wir die Scheidung auf ontag. Ich war sicher, dass mir Gabriela jetzt keine Schwierigkeiten mehr bereiten würde.

Etwas später ließ ich Gabriela im Haus ihrer Mutter und fuhr zu meinem guten Freund Guillermo. Er hatte mir in der Vergangenheit, unter anderem bei den Hochzeitsvorbereitungen, immer uneigennützig geholfen. So gehörte er zu den wenigen Kubanern, denen ich weitgehendes Vertrauen entgegen brachte. Früher war er jinetero und seine letzte carta de advertencia bekam er 1999. Seitdem schlägt er sich mit Gelegenheitsjobs durch, fährt Obst und Gemüse nach Havanna oder verkauft Mayonäse. Die Polizei hatte in jedoch auch weiterhin auf dem Kieker. Einmal wurden wir von einer Patrouille angehalten, während Guillermo den Mietwagen steuerte. Obwohl er als zweiter Fahrer in den Papieren stand, wollte ihn señor oficial nicht in Ruhe lassen. Dieser Wichtigtuer rief noch eine Patrouille aus Pinar, die Guillermo erst mit auf die Wache nahm und dann ohne weitere Fragen gehen ließ. Vom Funkverkehr zwischen der ersten Patrouille und der Zentrale bekamen wir so viel mit, dass diese Guillermo sofort die Weiterfahrt gestatten wollte, da alle Papiere in Ordnung waren und nichts gegen ihn vorlag. Das ganze war so sinnlos und zeigte den unterschwelligen Rassismus der Kubaner, denn Guillermo ist schwarz und diesem weißen Polizisten gefiel einfach nicht, dass er mit einem Touristen unterwegs war (während er Dienst an der Straße schieben musste).

Guillermo und ich hatten uns über ein Jahr nicht gesehen und so war die Freude natürlich riesengroß. Wir gingen in eine Bar und tranken ein paar bucaneros, während ich ihm die Geschichte mit Gabriela erzählte. Er hörte anfangs nur zu und wenn Schwarze auch bleich werden könnten, dann hätte das seinen Zustand trefflich beschrieben. Er sagte: "Si tú fueras cubano ella llegó con los ojos hinchados. Eso no es la Gabriela que conozco." Später redete er auch mit Gabriela und hörte sich ihre Version an. Ich wollte nicht wissen, was sie ihm sagte und er wollte sich auch nicht in unsere Angelegenheiten einmischen.

Am Abend sind wir alle zusammen ins Hotel Pinar gegangen und haben bei reichlich Rum die schönen Seiten des Lebens betont. Leonida blieb auch die zweite Nacht mit ihren Kindern bei uns im casa. Während wir feierten, sah sie sich völlig fasziniert die Telenovela "Rubi" auf DVD auf dem Laptop an. Gabriela lud noch eine Freundin ein, die inzwischen so fett geworden war, dass ich sie kaum wieder erkannte. Ihr Schweizer Freund dürfte bei seinem nächsten Besuch eine wirklich "große" Überraschung erleben.

Spät in der Nacht kamen Gabriela und ich zurück. Der Rum hatte seine Wirkung nicht verfehlt, aber richtig betrunken war ich nicht. Als Gabriela und ich nebeneinander im Bett lagen, spürte ich, wie die emotionale Last der letzten Monate mich überwältigte. Vielleicht lag es auch nur am Rum oder der mich erdrückenden kubanischen Atmosphäre, dass ich in dieser Nacht die lange diszipliniert aufgebaute Kontrolle verlor und Gabriela mit meinen immer noch vorhandenen Gefühlen konfrontierte. Ich sagte ihr, dass ich sie immer noch liebe und immer lieben werde und nicht verstehe wieso sie mir das alles angetan hatte. Selbst heute ist ein Teil von mir noch verrückt nach ihr, aber sie zu lieben und mit ihr zu leben sind zwei Grund verschiedene Dinge. Gabriela sagte mir: "Yo también te quiero." und eng umschlungen schliefen wir ein.

Am nächsten Morgen verspürte ich eine neue Veränderung an Gabriela. Ihre Augen schienen für mich zu leuchten und sie trug wieder den Ehering. Wir redeten nicht über letzte Nacht und so baute sich eine entsetzlich verführerische Spannung zwischen uns auf. Jeder Blick sagte "ich will dich", jede Berührung "ich begehre dich". Wie konnte das nur sein? Nachdem wir Leonida nach Hause nach San Cayetano gefahren hatten, trafen wir einen alten Bekannten. Er hatte einen Auftritt mit seiner Hiphop Gruppe für die Gewerkschaft und schleuste uns gratis ein. Endlich allein ohne Familie und Freunde küssten Gabriela und ich uns dort zum ersten Mal leidenschaftlich. Die Show war nur noch zweitrangig. Später im Bett liebten wir uns so intensiv wie seit ewigen Zeiten nicht mehr. Ich dachte nicht mehr, ich handelte nur noch. Ich war wie ausgedörrt nach ihrem sinnlichen Körper mit all seinen Rundungen, dem herben Geschmack ihrer Haut, ihrer wilden Zärtlichkeit, ihrem sanften Seufzen beim Orgasmus. Ich wollte sie liebkosen, streicheln, unendlich tief spüren und besitzen wie noch nie in meinem Leben. Vor drei Tagen waren wir noch mit unseren anderen Partnern zusammen und redeten kaum miteinander und plötzlich fühlte ich mich wie nach einer Zeitreise an den Anfang unserer Beziehung zurück versetzt. Dieses Kuba wird mich eines Tages noch in den Wahnsinn treiben!

Guillermo sah mir sofort an, was los war. Er fragte mich, wie es nun weitergehe, aber ich konnte ihm nur mit einem Achselzucken antworten. Jeden Gedanken an Deutschland verdrängte ich sofort. Wir wechselten das casa, da das Essen nicht so besonders schmeckte. Auch im Zweiten blieben wir nur eine Nacht, da man dort doch tatsächlich $15 fürs Wäschewaschen verlangte. Das Dritte gehörte einem freundlichen, untersetzten und vor allem ehrlichen Mann, der gemeinhin nur chino genannt wird. Für $25 bekam man eine komplette zweite Etage mit zwei Schlafzimmern, Bad, einer kleinen Küche mit Kühlschrank, einem Wohnzimmer mit Balkon und separatem Eingang. Auch das Essen schmeckte gut und so blieben wir dort bis zum Schluss. Die Garage war einen Block weiter aber dafür hatte ich ja Guillermo. Ich wusste, dass er nachts ab und zu eine Spritztour unternahm und sich den einen oder anderen Peso dazuverdiente oder auch nur eine seiner Freundinnen auf der Rückbank vernaschte (mit Auto war er wohl noch unwiderstehlicher). Solange er keinen Blödsinn anstellte, solle er ruhig seinen Spaß haben.

Auch der stärkste sexuelle Rausch klingt irgendwann einmal ab. Ich fragte Gabriela, wie es nun weitergehen solle. Sie sagte, sie wünsche sich, dass wir noch einmal bei Null anfangen. Ich erzählte ihr von Patricia und dass sie sich nicht geirrt hatte, nur das alles viel später begann. Sie reagierte verärgert und sagte, sie könne mir jetzt nicht mehr vertrauen, (so viel zum Thema bei Null anfangen). Doch als ich sie sanft am Hals küsste, flüsterte sie "Singame." und ich erwiderte "Si mami, cogelo." und wir liebten uns bis zum Morgengrauen. Später am gleichen Tag, mittlerweile war wieder Donnerstag, ließen wir uns scheiden. Ich hielt mich an unsere Vereinbarung. Gabriela bekam den Laptop, den ich vorher von all meinen Daten gründlich gesäubert hatte. Nach dem Unterschreiben in der Consultoría Jurídica fuhren wir zur Bank und ich zahlte den ersten Teil der vereinbarten Summe auf ihr Konto ein. Gabriela musste ein neues Konto eröffnen, da sie das Alte im März aufgelöst hatte, um, aus mir unverständlichen Gründen, an die $50 zu kommen. Eigentlich gab ich ihr für ihre Kubareise ausreichende Mittel, aber das war für sie wohl relativ.

Nach der Scheidung fühlten wir uns beide traurig, so als ob etwas Großartiges zu Ende gegangen ist. An unserer Ehe konnte ich nichts Bemerkenswertes finden, an den letzten Tagen schon. Vielleicht wären wir glücklich geworden, wenn ich in Kuba leben könnte. Dort verstanden Gabriela und ich uns so gut und in Deutschland so schlecht. Ich kann die tägliche Routine nur bedingt beeinflussen, auf Arbeit gehen und Geld verdienen ist leider notwendig. So angestrengt ich auch versuchte, dass Gabriela sich hier mit mir wohlfühlte, so sehr war ich am Ende doch gescheitert und noch so eine Chance zur schnellen Scheidung hätte ich wohl nicht bekommen.

Eigentlich hatte Gabriela keinen Grund mehr, ihre Zeit mit mir zu verbringen und doch blieb sie weiterhin an meiner Seite. Ich genoss diese letzten Momente in vollen Zügen. Mein moralischer Kompass zeigte schon längst nicht mehr den Weg und so fand ich nichts Falsches daran, mit der Frau, die ich seit fast drei Jahren aufrichtig liebte, weiterhin zu schlafen. Die Heiratsurkunde in der Tasche fuhren wir nach Varadero. Diese wurde mit keinem Vermerk "ungültig" oder so ähnlich versehen. Auch die PRE von Gabriela wurde nicht aufgehoben. Für unseren Geschmack war Varadero zu touristisch. Es erinnerte uns sehr an die Zentren auf Mallorca und so blieben wir nur einige Tage. Die Strände sind natürlich fantastisch und waren Anfang Oktober kaum besucht. Entgegen meiner Erwartung kontrollierte man uns nicht auch nur ein einziges Mal.

Zurück in Pinar kam dann der große Knall. Ich rief routinemäßig Patricia an, die mir in Tränen aufgelöst erzählte, dass sie eine Nachricht von Llelenys bekommen hatte. Darin stand, dass Gabriela und ich uns in Kuba wieder super verstehen würden und wir zusammen nach Deutschland zurückkehren und es noch einmal versuchen werden. Woher sollte Llelenys wissen, dass ich mit Gabriela zusammen war, wenn nicht von Gabriela selbst? Niemand den ich in Kuba kannte, außer ihr, hatte die Mittel nach Deutschland zu telefonieren oder eine SMS zu schicken. Natürlich leugnete Gabriela. Sie sagte, sie hatte große Lust, Patricia anzurufen und ihr direkt von uns zu erzählen. Aber sie habe es am Ende nicht getan (vielleicht weil sie die neue Rufnummer von Patricia nicht kannte). Sie hätte auch keine Ahnung, wer dafür in Frage käme. Ich wollte es dabei belassen, doch dann kam der alte Hass Gabrielas gegenüber Patricia wieder hoch. Sie sagte:

- Ella lo merece, ella me quitó el marido. Le deseo la muerte, ¡la muerte!

Ich antwortete:

- Ella no te quitó nada. Tú no me quisiste más. Ningun cubano tiene un problema con lo que tú me hiciste, pero que ella fue tu amiga y ahora está conmigo es lo peor del mundo.
- Pero eso no se hace. Mi sobrina con siete años ya lo sabe.
- Pero engañar a tu marido, ¿eso si se hace?

Unter Flüchen und üblen Beschimpfungen verließ sie das Haus. Ich hatte den Traum, dass Gabriela und ich uns freundschaftlich trennen. Ich war so nah dran. Zwei Wochen war ich nicht einen Tag schlecht gelaunt oder eifersüchtig. Ja ich half ihr sogar E-Mails an den Anderen in Deutschland zu schreiben und wartete geduldig und ohne sie später aufzuziehen, wenn sie mit ihm telefonierte. Diese letzten Tage hätten unser gemeinsames Geheimnis bleiben können. Aber dieser verdammte Egoismus von Gabriela musste alles zerstören. Ich weiß bis heute nicht, wer mit Llelenys geredet hatte. Vielleicht gab es auch gar keine Nachricht und Patricia wollte mich nur testen. Doch jetzt nach diesem Streit war ich richtig sauer und auch wütend.

In dieser Stimmung hätte ich mich fast auch noch mit Guillermo entzweit, als ich ihm vorwarf: "Ella es cubana, tú cubano y yo extranjero. ¿Cual de las tres cosas no cabe? Yo entiendo perfectamente que no tengo amigos aqui." Doch Guillermo sagte, ich solle mich erst einmal beruhigen. Nachdem ich ihm erzählte, was in den letzten Stunden passierte, fragte er mich um Erlaubnis, ob er Gabriela Eine verpassen darf. Es wäre ihm egal, ob er dafür in den Knast käme. Nun ja, das Einzige, was wir in dieser Nacht verprügelt haben, war eine Flasche Havanna Club. Dabei wäre durch meine Schuld fast doch noch Schlimmeres passiert. Später in der Nacht fuhren wir ins cupet in der Nähe vom hospital nuevo. Ausgerechnet dort musste auch Gabriela mit ein paar Leuten sein. Ich kannte nur den Sänger der Hiphop-Gruppe, der uns so freundlich auf das Fest der Gewerkschaft mitgenommen hatte. Wie ich Gabriela sich so amüsierend sitzend sah, platzte mir der Kragen. Ich ging auf die Gruppe zu und sagte: "Señoras y señores, permitense la interrupción. Quisiera introducirles a la puta más grande del mundo que singa con cualquiero, aleman, cubano, italiano ... Gabriela." Fast alle sind sofort aufgesprungen und auf Guillermo () losgegangen. Was hatte er denn damit zu tun? Gabriela blieb mit eingefrorenem Lächeln still sitzen. Nur einen Moment später kamen die Leute von der Sicherheit und gingen dazwischen. Sie forderten uns auf zu verschwinden und zum Glück ist niemand körperlich verletzt worden. Guillermo sagte danach, ich hätte vielleicht doch etwas kubanisches Blut, aber ich fand diese Form der öffentlichen Rache an Gabriela auch ziemlich widerlich . In den Monaten nach der Trennung hatte ich nie wirklich das Bedürfnis, ihr zu schaden oder es ihr heimzuzahlen. Dieses eine Mal ließ ich mich gehen und fühlte ich mich danach wieder ein Bisschen besser.

Noch am gleichen Morgen fuhr ich mit Guillermo nach Havanna und kehrte nicht mehr nach Pinar zurück. Es war Samstag und mir blieben noch sechs Tage bis zur Rückreise für die ich mir fest vornahm, mit dem Vergessen von Gabriela zu beginnen. Natürlich brauchte ich noch die deutschen Scheidungspapiere, bis dahin konnte ich mich nicht wirklich in Sicherheit wiegen. Doch glaubte ich nicht daran, dass Gabriela noch irgendetwas dagegen unternehmen würde. Im Prinzip hatte sie was sie wollte, um eine ganze Weile gut in Kuba leben zu können. Gabriela war mir sicher in vielen Dingen zwischenmenschlicher Beziehungen himmelhoch überlegen, aber am Ende hatte ich mich in zwei Punkten nicht geirrt: sie würde sich für Geld scheiden lassen und bei Gelegenheit noch einmal mit mir ins Bett gehen.

In Havanna angekommen, besuchten wir zuerst Guillermos Vater, der in Vedado in einem zehnstöckigen Hochhaus wohnte. Von seinem Balkon hatte man einen wunderbaren Blick auf das Hotel Nacional und die Bucht. Guillermos Vater ist ein überaus charismatischer Mann mit einer großen Lebenserfahrung. Er arbeitete lange für die Müllabfuhr in Havanna, was sicher keine leichte Aufgabe war. Guillermo lernte seinen Vater erst mit 17 Jahren kennen und von Anfang an hatten die Beiden ein offenes und herzliches Verhältnis. Im gleichen Hochhaus vermietete mir ein dicker, gemütlicher Mann eine kleine Wohnung mit Küche, Bad, einem Schlaf- und einem Wohnzimmer. Das Ganze zum Freundschaftspreis von $25. Früher hatte ich solche Mühe ein geeignetes casa zu finden und jetzt fielen mir diese ohne viel Zutun vor die Nase.

Am Abend lernte ich Eva kennen. Sie war etwas älter als Gabriela, auch etwas kleiner, doch sehr sexy und fröhlich. Ich glaube, sie war glücklich für ein paar Tage der Tristesse ihres kubanischen Alltags zu entfliehen und jemanden zu haben, der sie gut behandelte. In vielen Aspekten ähnelte Eva meiner Ex. Selbst Guillermo sagte, dass die Art wie sie sich zum Beispiel beim Tanzen bewegte, ihn verblüffend an Gabriela erinnerte. Ich nutzte unverfroren aus, dass ich noch Kopien von Gabrielas Dokumenten besaß. Wir wollten gerade ins centro vasco gehen, als uns die Polizei abfing. Leider konnte sie uns nichts anhaben, Guillermo fuhr, stand aber im Mietvertrag des Autos und Eva war Gabriela, so wie in der Kopie des Reisepasses und der Heiratsurkunde. Frustriert wünschten uns die beiden Herren noch einen schönen Abend.

Im Vergleich zu Pinar del Rio ist Havanna viel teurer. Während Kubaner in Pinar den Eintritt fast immer in peso cubano bezahlen können, mussten auch sie in Havanna meistens den peso convertible berappen. Guillermo und sein Vater fühlten sich mehr und mehr unwohl, wenn ich bezahlte. Aus meiner Perspektive sollten sie sich deswegen den Kopf nicht zerbrechen, wer weiß wann wir uns wieder sehen würden. Am Dienstag fuhren wir nach Batabanó im Süden von Havanna. Wie schmal Kuba als Insel ist - in welch kurzer Zeit gelangt man doch von der Nord- zur Südküste! In Batabanó lebte ein alter Freund von Guillermos Vater, der schon sein Leben lang als Fischer arbeitete. Guillermo wusste, wie gerne ich frischen Fisch mochte. Ich spendierte den Rum und der Fischer und seine Frau bereiteten uns ein Festmahl . Mit spitzbübischem Vergnügen legten sie mir immer und immer wieder ein frisches Stück auf den Teller, bis ich wirklich nicht mehr weiteressen konnte. Wir hörten uns die alten Geschichten von Guillermos Vater und seinem Freund an, lachten und tranken den ganzen Nachmittag. Diese herzliche Gastfreundschaft einfacher Menschen war sehr erfrischend im Gegensatz zu der sonst allgegenwärtigen Touristenabzocke. In Begleitung der richtigen Kubaner ist dieses Land ein einzigartig, herrliches Erlebnis. Wie schade, dass ich einen Freund wie Guillermo nicht schon früher hatte.

So verbrachte ich die restliche Zeit mit Eva, Guillermo und seinem Vater. Sorgfältig verpackte ich meine von der Botschaft problemlos vorbeglaubigte Scheidungsurkunde und fuhr mit viel Wehmut zum Flughafen. Jede Kubareise war bisher etwas Besonderes, jedes Mal passierte etwas Neues, aufregend Unvergessliches. Von diesem Land und seinen Menschen werde ich wohl nie mehr los kommen . Doch auf dieser Reise ist auch etwas in mir zerbrochen. Nicht im Traum wäre es mir früher eingefallen, meine Freundin oder Frau zu betrügen. Ich war bedingungslos treu, selbst als die Ehe mit Gabriela schon bergab ging, widerstand ich der Versuchung. Dabei war ich so neugierig, wie der Sex mit einer Japanerin wohl ist. Bis zur Abreise nach Kuba konnte ich mich als moralischer Sieger fühlen. Jetzt war ich in den gleichen Sumpf aus Betrug, Lügen und Täuschung hinabgestiegen, in dem Gabriela sich schon immer befand. Patricia ist nicht dumm, ihre weibliche Intuition wird ihr sicher sagen, dass in Kuba etwas vorgefallen ist. Meiner Seele würde es nach einem Geständnis sicher besser gehen, aber ihr würde erneut jemand sehr weh tun. Ich bin genauso ein Schweinehund, wie viel andere Männer auch.

Epilog

Nach sechs Wochen wurde die ausländische Scheidung vom Oberlandesgericht ohne Probleme anerkannt. Von Gabriela habe ich schon seit langem nichts mehr gehört. Guillermo schrieb mir, dass sie ihr Hab und Gut verkauft und sich nach Spanien abgesetzt habe. Ihr ursprünglicher Plan war das sicher nicht. Ich denke, sie hat sich erneut von Lydia beeinflussen lassen, die sich schon seit einigen Monaten auf Gran Canaria herumtreibt. Irgendwann wird die Ausländerbehörde nun die befristete Aufenthaltsgenehmigung löschen. Bisher blieb das Amt zu meinem großen Erstaunen völlig inaktiv. Weil man Gabriela ja etwas wegnehmen will, könne sie Rechtsmittel einlegen, auch wenn sie auf Grund der Scheidung keine Aussicht auf Erfolg haben werden und da sie in Kuba ist, liefe das ganze sowieso über die Botschaft. Die Schwierigkeiten, die man generiert, um eine Aufenthaltsgenehmigung zu erteilen, treten also mit umgekehrter Polarität auch bei deren Entzug auf. Damit wird wohl die Balance im bürokratische Leben dieses Landes entgegen jeder praktischen Logik aufrechterhalten.

So enden drei der aufregendsten Jahre meines Lebens. Ich habe mir überlegt, ob ich einen Link zu diesem Beitrag per SMS an den Liebhaber von Gabriela schicke. Schließlich kontaminierte sein Nummer seit März meine Telefonrechnung. Soll er doch wissen "que clase de mujer su bebe es". Aber solange sich Gabriela aus meinem Leben heraushält, werde ich mich auch in ihres nicht einmischen "mi mayor venganza será que se queda con ella" und wer weiß, vielleicht hilft ihm ja der Zufall. Von der ganzen Geschichte mit ihr bereue ich am Ende nur eine Sache: wie konnte ich nur nach der Hochzeit meinen MGF verkaufen und mir ein Familienauto zulegen. Das war wirklich nicht nötig, damit hätte ich warten können, auch wenn der Preis dann schlechter gewesen wäre, ich Idiot!

Die meisten Namen von Personen und Orten habe ich im Interesse der Beteiligten geändert.
 

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Antwort #14 - 26. Januar 2007 um 09:25

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Ergänzend zum vorangegangenen Epilog noch das dazugehörige Foto zu dessen Illustrierung.

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