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Carne de vaca (Gelesen: 23284 mal)
09. Oktober 2008 um 21:09

Laurel   Offline
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Glauben heißt nicht wissen.

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Hallo,

ich brache eine fachmännische Auskunft. Meine Süße hat mir soeben eine SMS mit folgendem  (gekürzten) Inhalt geschickt:

"... yo muy asustada pues el esposo de mi hermana esta preso y mi papa tambien por carne de vaca. Le piden una fianza y no me da el dinero le pusimos ya el abogado gue lo va a defender Laurel ptengo miedo gue mi papa vaya preso."

Ich schließe mit meinen beschränkten Spanischkentnissen das ihr Vater und ihr Schwager mit Rindfleisch, oder beim Schlachten selbigen erwischt worden sind. Weiter benötigt Sie eine Bürgschaft (?) für den Anwalt um sie zu verteidigen? Beide sind bereits im Knast?

Was zum Geier heißt "pusimos" und "ptengo"

Jetzt meine Fragen:

Stimmt es, daß Rinder schlachten auf Cuba verboten ist und gilt dies auch für Kauf und Verkauf?

- Welche Strafe steht darauf? 2-3 Jahre Knast?

- Wenn es im Bezirk Camagüey geschehen ist, wird es dann auch in der Stadt Camagüey verhandelt?

- Kennt jemand einen versierten Anwalt in Camagüey?

- kann man noch irgendwas mit Bestechung machen und hat wer Erfahrung damit, bei wem man da ansetzen muß und was sowas in der Regel kostet?

- was kostet ein guter Anwalt?   

Ich versuche näheres herauszufinden wäre aber vorab für Tipps dankbar.

Achja, eine Frage hätte ich noch ... sitze ich gerade doch dem klassischen Schema der Verarsche auf?

Naja, letzteres kann man nur für sich selber beantworten - is ja alles trotzdem noch immer möglich.

Saludos,

Laurel
 

Salu2,
Laurel Lorenzo Aitken
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Antwort #1 - 09. Oktober 2008 um 22:00

Alex   Offline
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Cubalibre
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Laurel schrieb am 09. Oktober 2008 um 21:09:
Ach ja, eine Frage hätte ich noch ... sitze ich gerade doch dem klassischen Schema der Verarsche auf?


99,9% = JA! Einer der wohl bekanntesten Tricks um Geld vom Yuma 'rauszuklingeln (neben kranker Mutter/Oma) is das bezahlen irgendwelcher Multas bzw. Abogados.  Laut lachend
 
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Antwort #2 - 09. Oktober 2008 um 22:26

Laurel   Offline
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... aber was ist mit dem Rest? Stimmt das mit dem Rindfleisch, oder Rinder schlachten?
 

Salu2,
Laurel Lorenzo Aitken
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Antwort #3 - 09. Oktober 2008 um 22:29
Malecon   Ex-Mitglied

 
Fact ist, wenn du ne Kuh schlachtest bekommst du auf jeden Fall mehr preso, als wenn du einen Menschen umlegst, für ne Kuh kann sich der Knastaufenthalt bis zu 10 - 15 Jahren belaufen, teures Rindleisch, und da hilft auch kein Anwalt.
Würde mir aber deswegen keinen Kopf machen, wenn du das Nächste Mal rüberfliegst sitzt bestimmt keiner mehr im Knast, auch wenn du kein Geld rüberschickst, das Problem mit dem Knast hat sich dann auf ganz wunderbarer Weise wie von selbst in Luft aufgelöst. Für ein paar CUC lügen die dir das Blaue vom Himmel runter, da biegen sich nicht nur die Balken, sondern die brechen gleich in Tausend Stücke, also keine Sorge, und nicht Ärgern - nur Wundern
 
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Antwort #4 - 10. Oktober 2008 um 00:03

Laurel   Offline
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Zitat:
Fact ist, wenn du ne Kuh schlachtest bekommst du auf jeden Fall mehr preso, als wenn du einen Menschen umlegst, für ne Kuh kann sich der Knastaufenthalt bis zu 10 - 15 Jahren belaufen, teures Rindleisch, und da hilft auch kein Anwalt.


... naja, machen wir doch mal einen auf Optimist und spielen die Sache durch als wenn es wirklich so passiert sei. Was ungefär wird passieren, mit was wird sie konkret kommen und was sind die Folgen falls alles wirklich so passiert sein sollte?

Kann ich (oder Cubaner/-in mit meinem Geld) wirklich etwas machen/erreichen, oder wanderen die jetzt mal eben 10J. in den Knast?

Ich versuche erst mal mehr heraus zu finden.

Saludos,

Laurel
 

Salu2,
Laurel Lorenzo Aitken
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Antwort #5 - 13. Oktober 2008 um 00:00

Laurel   Offline
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Soeben mit meiner Süßen telefoniert. Ihr Vater wurde festgenommen und war 11 Tage im Bau, bis sie ihn auf Kaution freibekommen hatte. Kaution war 10.000,- Peso Cubano, was wohl so 350,-$ entspricht. Die Kaution wird angeblich nicht wieder zurück erstattet wenn der Beklagte zur Verhandlung kommt. Stimmt das? Was kostet ein Anwalt in Camagüey und kennt jemand einen? Um die 200,-$ soll ein Anwalt angeblich kosten und die Chance daß der Vater nicht brummen muß würde 50 : 50 stehen. Sie hatten ihn hochgenommen, als er Rindfleisch verkaufte. Zuhause hatten sie keines gefunden und auch sonst war daheim alles sauber, bzw. meine Süße konnte für alle elektronischen Gräte Kaufbelege vorweisen, sonst wären sie beschlagnamt worden. Die Story, daß er mit Rindfleisch hochgenommen wurde soll angeblich stimmen. Das wurde mir von anderer Seite bestätigt. In so einem Kaff trommeln das die Buschtrommeln ziemlich schnell rum.

Was ich noch gehört habe ist, daß sich seit Ike die Gesetze verschärft haben und die Polizeipräsenz sehr zugenommen hätte. So seien z.B. kaum noch Straßenhändler zu sehen die DVD's oder sonstiges verhöckern. Alle müssen ihre kleinen Nebengewerbe anmelden und kein Handwerker traut sich z.Z. irgend was schwarz zu arbeiten - wie sonst immer. Kann das irgendwer bestätigen?

Bin auf der Suche nach Ungereimtheiten bei der Geschichte - davon abgesehen ist es ein teurer Spaß. Wäre für "Expertenwissen" dankbar.

Saludos,

Laurel
 

Salu2,
Laurel Lorenzo Aitken
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Antwort #6 - 13. Oktober 2008 um 00:08
Malecon   Ex-Mitglied

 
Na um das zu glauben muß man schon sehr optimistisch sein, um nicht zu sagen blauäugig,
aber wenn du dich schon an der Nase rumführen lassen willst, solltest du viel Verhandlungsgeschick mitbringen, und auch etwas "Trinkgeld", nicht nur für den Anwalt, haupsächlich für Polizeibehörde und Justiz, nicht lumpen lassen, sonst sitzt der Bestechende ebenfalls ein, die Höhe der Beträge ist reine Verhandlungssacheu nd personenbezogen, aber soweit wird es nicht kommen, daß du einreisen und die Sache selbst in die Hand nehmen mußt, ein Geldbetrag reicht denen völlig aus, aber frag sie doch einfach mal, wieviel Geld sie benötigt, würde mich auch interessieren, welche Vorstellung sie von Abzocke hat,..saludos.......
 
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Antwort #7 - 13. Oktober 2008 um 00:28

Laurel   Offline
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Aber kann das sein, 10.000,- Kaution? Normalerweise kommt man doch auf Kaution frei und erhält diese zurück wenn man sich zur Verhandlung stellt. Gibt es diese kubanische Version einer Kaution? Wie kann sich eigentlich ein normaler Kubaner einen Anwalt leisten? Meine Frage wurde von ihr dahingegend beantwortet, daß die halt alle in den Knast gehen würden, da sie sich keinen Anwalt leisten könnten.

Ich werde da nicht so recht schlau draus.

Ja ich weiß, die einfachste Antwort ist, daß ich über den Tisch gezogen werde, aber ich würde dazu gerne Fehler in der Story finden.

Saludos,

Laurel.
 

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Laurel Lorenzo Aitken
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Antwort #8 - 13. Oktober 2008 um 17:21

uwe   Offline
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das perverse an solchen geschichten ist ja, dass es diese drakonischen strafen fuer diebstahl und/oder hehlerei von rindfleisch wirklich gibt.
ich bezweifele allerdings die existenz des begriffs "kaution" im cubanischen unrechtssystem.
200 cuc (?) sind vielleicht die stundensaetze von kanzeleien, die fuer auslaender taetig sein duerfen, aber eher nicht die kosten fuer einen cubaner.
 
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Antwort #9 - 30. Oktober 2008 um 11:35

Laurel   Offline
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Habe gerade eine SMS bekommen mit dem Ergebnis der Verhandlung: "...a eso a mi papa le echaron 2 anos de la casa al trabajo"

Ich schließe daraus, der hat 2 Jahre Arbeitslager (?) aufgebrummt bekommen. Weiß jemand was es damit auf sich hat? Angeblich sei es um seine Gesundheit nicht zum Besten gestellt und die Ärzte geben ihm nicht mehr viele Jahre. Wegen ein wenig Hehlerei mit Rindfleisch zum (möglichen) Tode im Arbeitslager verurteilt zu werden ist für meine "Greenhorn"-Begriffe schon ziemlich heftig.

Liege ich da mit meiner Einschätzung falsch? Ich denke, die Bedingungen in einem solchen Arbeitslager werden wohl kein Zuckerschlecken sein.
 

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Laurel Lorenzo Aitken
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Antwort #10 - 30. Oktober 2008 um 13:10
Pasu Ecopeta   Ex-Mitglied

 
Ist nicht Arbeitslager, sondern Hausarrest (er darf das Haus nur verlassen, um an die Arbeit zu gehen).

Laurel schrieb am 13. Oktober 2008 um 00:00:
Kaution war 10.000,- Peso Cubano, was wohl so 350,-$ entspricht. Die Kaution wird angeblich nicht wieder zurück erstattet wenn der Beklagte zur Verhandlung kommt. Stimmt das?


Absolut korrekt, nennt sich "fianza". Nur die Höhe von 10'000 MN ist etwas heftig. Kann aber sein. Kenne einen Fall mit geklauten techos für 2'000 MN. 200 CUC für einen Anwalt ist alles andere als übertrieben. Die "Story" stellt sich als plausibel dar und muss nicht zwangsläufig erstunken und erlogen sein.

Halb- oder Nichtwissen und ein Spiegel der Gesellschaft, in der sich manche auf Kuba aufhalten, sind die restlichen Postings; Antworten von wahren Fachleuten halt! Laut lachend

Ach ja - hat Dir auch niemand beantwortet: Was zum Geier heißt "pusimos" und "ptengo"

pusimos = Vergangenheitsform von ponemos ("poner", ein sehr häufig benutztes Verb)
hier: Ihr bleibt kein Geld mehr für die "fianza", da sie dieses bereits für den Anwalt bereitgestellt / ausgegeben hat

ptengo = Schreibfehler = tengo = tener
hier: Ich habe Angst, dass mein Vater ins Gefängnis muss

 
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Antwort #11 - 30. Oktober 2008 um 13:51

Laurel   Offline
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Vielen Dank für die Info. Also nicht Arbeitslager sondern Hausarrest. Das mit der Fianca verstehe ich dann auch ein wenig, wobei ich meine verstanden zu haben, daß die Anwaltskosten noch on top kommen sollen. Hatte sie gestern nicht erreicht und weiß heute abend eventl. genaueres. Die verschärften Sanktionen nach Ike können möglicherweise damit zu tun haben?
 

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Laurel Lorenzo Aitken
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Antwort #12 - 30. Oktober 2008 um 14:22
Pasu Ecopeta   Ex-Mitglied

 
Richtig, die Anwaltskosten 200 CUC fallen zusätzlich zu der fianza 10'000 MN (=416.67 CUC, Kurs ist 1:24) an.

Diese "fianza" muss man in etwa wie eine vorgezogene Strafe sehen, eine Art vorprozessliche Haftverschonung gegen Auflage (vorweggenommene Bezahlung einer zu erwartenden Strafe). In der Regel fällt dann vor Gericht die eigentliche Strafe auch deutlich geringer aus, wenn die fianza geleistet wurde. Eine fianza ist umgehend zu bezahlen, also innerhalb weniger Tage, oder man bleibt bis zum Prozess eingebuchtet.

Im konkreten Fall vermute ich, dass die Bezahlung der fianza den Betroffenen vor einer Haft verschont haben könnte und die abzusitzende Zeit statt dessen in Hausarrest umgewandelt wurde. Sehr positiv für den Beklagten war natürlich auch, dass er in Lohn und Brot steht. Einen Nichtarbeitenden buchten sie in der Regel ein, da gibt's kein Hausarrest.

Inwiefern der "IKE"-Erlass hier negativen Einfluss hatte, ist max. rein spekulativ zu beantworten. Vielleicht wäre er früher noch mehr oder weniger ungeschoren davongekommen: die Polizei nimmt das Rindfleisch ab, macht zu Hause etwas Rabatz, findet dort nix weiteres und zieht wieder ab (mit dem Rindfleisch, was dann vermutlich einer der Sheriffs von seiner mamsel als Abendessen gekocht bekommt). Dennoch denke ich, dass er relativ gut davongekommen ist, vorallem mit Hintergrund auf den frischen "IKE"-Erlass vom 29. September.







 
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Antwort #13 - 30. Oktober 2008 um 15:15

Elisabeth   Offline
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paroliño
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Der Rindfleischverkäufer hat vermutlich tatsächlich noch Glück gehabt mit seinem Hausarrest. Vielleicht haben sie doch auch sein Gesundheitszustand berücksichtigt.

M. erzählt mir, dass in Santiago alle Verkäufer von Brot, Knoblauch usw in ein Stadion in der Nähe vom Hotel Versailles gebracht wurden, wo sie durch in aller Eile installierte Not-Tribunale abgeurteilt wurden. Ob die Leute dort eine oder mehrere Tage unter prekären hygienischen Umständen ausharren mussten, darüber machten nur viele Gerüchte die Runde. Was aber gesichert scheint: es gibt keine Gefängnisplätze mehr, die Gefängnisse sind randvoll.

Das könnte mit ein Grund sein für den Hausarrest.
 

Elisabeth
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Antwort #14 - 30. Oktober 2008 um 16:14

Laurel   Offline
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hmmm, in Punkto Irrsinn steht der kleine Castro den USA kaum was nach. Auch die haben ein Knast-Platzproblem. Gut für den Papa meiner Süßen, daß es einen Yuma gibt. Nicht gut für meinen Kontostand... ich hatte noch die vage Hoffnung, das Geld für die "Kaution" käme wieder retour.

Das mit den Stadien weckt ungute Erinnerungen an andere Länder wie, China, Afghanistan, Iran, etc.

Ich bin mal gespannt, wann sich die Verhältnisse wieder normalisieren. Ich hatte mal den Spruch gehört: 90% aller Geschäfte auf Cuba werden auf dem Schwarzmarkt getätigt und den Rest machen die Touristen.
 

Salu2,
Laurel Lorenzo Aitken
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