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Ein etwas anderer Reisebericht (Gelesen: 13096 mal)
03. Juni 2009 um 15:49
Pasu Ecopeta   Ex-Mitglied

 
Von Frankfurt mit Condor kommend erreichten wir trotz 30minütiger Verspätung beim Abflug in Deutschland unser Ziel Holguin eine halbe Stunde vor geplanter Landung. Starke Rückenwinde verkürzten unsere Flugzeit. Das gesamte Flughafenpersonal des Flughafens Frank Pais Holguin trug Schutzmasken und Handschuhe, wegen der Schweinegrippe. Sah etwas gespentisch aus. Zuden mussten alle Passagiere ein lächerliches Formular ausfüllen, wo man ernsthaft ankreuzen musste, ob man in den letzten 15 Tagen Fieber, Husten oder Nasensekretionen bzw. Kontakt mit Leuten mit derartigen Sympthomen hatte. Kreuzt man dort nur 1x „si“ an, wird man vermutlich gleich sanitätspolizeilich unter Quarantäne gestellt und bis Ende des Urlaubs kostenpflichtig mit cubanischem Tamiflu durchgespült.

Unsere Sorge galt ob knapp 90kg Gepäck aber eher der wartenden Aduana. Beim ersten Versuch, das Gebäude gemeinsam zu verlassen, wurden wir demzufolge auch angehalten und trotz leichter Diskussionsversuche meinerseits an die Waage verwiesen. Ausländer müssen zwar nicht wiegen, das 25kg-Limit gilt nur für Einheimische, bevorzugt alleinreisende negritas. Da wir jedoch gemeinsam reisen, gemeinsames Gepäck hätten, müsste auch ich wiegen, so erklärte man es mir. Vor Gott sind alle gleich, jedoch nicht vor der aduana holguinera.

Die Dame an der Waage schickte mich aber mit dem Hinweis, ich sei doch Ausländer wieder zurück, wollte unser Gepäck nicht wiegen. Ich solle das Flughafengebäude verlassen und meine cubanische Begleitung draussen erwarten. Gesagt getan, señora oficial, bin ja gehorsam. Hab mir den 32kg-Rollenkoffer geschnappt, meinen 20kg-Rücksack umgeschnallt und 7 kg Handgepäck in die andere Hand genommen und mich Richtung Ausgang bewegt, wo mich meine 3 Freunde in oliv wieder stoppten. Etwas ratlos sah man mich an. Ich nahm das Heft in die Hand und erklärte den Herrschaften, dass ich Ausländer sei und nun vor hätte, wie mir geheissen wurde, das Gebäude zu verlassen. Man trat wortlos zur Seite und lies mich passieren. Dümmer geht’s nimmer? Doch:

Meine Begleitung wollten sie jedoch nun zwingen, das restliche Gepäck auf einem Gepäcktrolli des Flughafens (Eigengewicht mind. 4-6kg?) zu wiegen. Sie konnte sich durchsetzen, wog das Gepäck ohne „Zwangstara“. Wegen der Wasserpumpe und immer noch leichtem Übergepäck, versuchten die Schergen nun 82 CUC abzufischen. Meine Begleiterin verwies auf ihren Status „PVE“, der sie dazu berechtigt, derartiges in peso nacional / moneda nacional zu begleichen. Dem zustimmend kam nun die Frage nach dem DVD-Player, der bei der Handgepäcksdurchleuchtung festgestellt wurde. Dumm nur, dass ich mit jenem mittlerweilen schon im Büro des Autovermieters sass. Meine Begleiterin meinte nur, sie könne sich an keinen DVD erinnern, es müsse eine Verwechslung sein. Schnell die 82 MN (ca. 3.30 CUC) bezahlt und raus. Laut ofiziellen Statuten der website aduana.co.cu wären jedoch Mitbringsel elektronischer Art wie die Frischwasserpumpe bis 200 CUC/MN frei gewesen, also nur ca. 5 kg Übergepäck. 5x 10 CUC/MN mach 50 CUC/MN und nicht 82. Egal, wegen 32 MN diskutiere ich nicht. Stelle nur erneut fest, dass der ganze Prozess „aduana“ reine Willkür ist und ein Durchkommen von einigen Faktoren wie Sprachkenntnisse, eigene Kenntnisse der groben Rechtslage, Status PVE/PRE, Gepäckgewicht, Tagesforum der oliven Männlein und Weiblein, Grosswetterlage und Sternekonstellation am Geburtstag der Beteiligten Personen abhängt.

Wie im anderen Thread beschrieben hat die Reservierung und Anmietung des Autos bei Via Rent a Car sehr gut geklappt. Nach einem kurzen Stop bei einem Freund in Holguin sind wir mit unserem Hyundai Atos direkt aufs Land zur Familie gefahren.

Mit der örtlichen Immigracion y extranjeria hatten wir im Verlauf des Aufenthaltes 2x zu tun. Sowohl die Einschreibung meines A2 visa familiar wie auch die zweite Angelegenheit regelte man extrem souverän und sehr freundlich. Erneut bewies mir der Immi-Beamte, wie bereits im Oktober 2008, dass er unglaublich viel über uns wusste, wo wir waren, was wir machten. Hat was von Stasi, Blockwarten und Überwachungsstaat, stört mich aber zumindest in meinem Urlaub nicht.

Die Lage auf dem campo hat sich gegenüber Oktober entspannt, wenngleich Reis auf keinem agromercado in Holguin und provincia zu finden ist und es immer noch Hurrikan-Geschädigte gibt, die bisher keinerlei staatliche Hilfe erhalten haben. Massenhaft Mangos reifen derzeit auf den Bäumen, Platano und Bungos ebenso. Boniatos ersetzten die Kartoffeln, welche es entgegen diverser Gerüchte vor Reiseantritt (1 Mio. Sack in der Provinz Havanna geerntet?) nirgends gab. Tomaten, Gurken und Paprika findet man quasi überall. Auch lechuga, den leckere Kopfsalat, gibt es zu Hauf. Knochlauch mit Mini-Zehen und kleine bis mittlere Zwiebel runden einen schönen gemischten Salat perfekt ab. Frijoles sind sowohl in colerado wie auch negro erhältlich.

In den folgenden 14 Tagen konnten wir einige „Projektchen“ in Angriff nehmen und grössenteils abschliessen:

Die mitgebrachte Wasserpumpe Gardena 3000/4 Jet leistet gute Dienste und erfüllt den angedachten Einsatzzweck (NICHT dauerbetriebsgeeignet). Schade nur, dass sie mit 220V betrieben werden muss und somit zumindest bei uns trotz des zusätzlichen 20m-Verlängerungskabels einen beschränkten Aufstell-Radius hat. 1/2“-Schläuche sind auf Kuba gelegentlich im Shoppy erhältlich, andere Diameter hingegen eher nicht. Kupplungen sollte man mitbringen (meine Leute waren von den Gardena-Schnellkupplungen geradezu begeistert).

Direkt hinter unserem Häusschen haben wir weitere 120qm Land mit schönem Pflanzenbestand (Kaffee, Bungo, Platano) zugekauft. Der Preis dafür liegt deutlich unter dem, was ein durchschnittlicher Sextourist in Havanna für 1x Abfertigung ohne gemeinsames Frühstück ausgibt. Das Prozedere denkaber einfach, da wir kein komplettes Haus/Grundstück permutiert haben und somit die vivienda nicht eingeschalten werden musste. Informativ haben wir dort vorgesprochen, das Geschäft wurde im Beisein des CDR ausgehandelt und abgewickelt sowie auf einem Stückchen Papier in Wort gefasst und unterzeichnet.

Gemeinsam haben wir begonnen, das neue Gelände etwas auszuforsten und den Zaun zu versetzen. Da wir keine „crampas“ (u-förmige Zaunnägel) hatten und diese nirgends aufzutreiben waren, bogen wir uns selber welche, aus einem mittelstarken Draht an zwei in Holz geschlagenen Nägel zurechtgebogen und mit einem einseitig geschärften Flachstahl abgeschlagen. Inventar la vida. Beim Ausforsten hatte ich sanften Kontakt mit „ataja negro“, den grünen Dornenkaktusen mit giftiger Milch, welcher vorallem im Oriente zur Abgrenzung und Einfriedung der Grundstücke genutzt wird. Folge war ein heftiger, lokaler Hautausschlag seitlich an der Wade. Ausserdem wurde bereits das Holz und die Nägel für einen neuen, mittelgrossen rancho, eine Art Stall oder Schuppen, angeliefert. Dieser soll rechtzeitig fertig sein, wenn im August unsere Muttersau Rosi wirft. Fehlt noch der Gummi (Zuschnitte aus gebrauchtem Förderbandgummi mit Stahlseileinlage aus den grossen Förderbandanlagen der Nickelminen), mit welchem die Wände verkleidet und verschlossen werden.

Viel Spass haben mir auch die Hühner gemacht, die sich schnell an meine Anwesenheit gewohnt hatten. Die Biester haben gemerkt, dass man bei mir öfter / mehr Futter bekommt. Aus hier nicht näher zu bezeichnender Quelle habe ich mir 2 Sack (= 6 lata bzw. 42 harros, wird nicht in libra gemessen) „pienso“ besorgt, lata a 70 MN. Pienso ist nicht nur die spanische Konjugation für „ich denke“, sondern auch ein Trockengemisch aus Soja- und Maisschrot, was mit etwas Wasser angerührt an Schweine (hier im „sancocho“ mit anderen Speiseresten und Früchten verkocht), Hühner und Karnickel verfüttert wird. Ich bin meist als erster aufgestanden, hab mir gegen 6:00 oder 06:30 Uhr ein Glas Mangosaft und ne Zigarette auf der Terrasse gegönnt. Kaffee trinke ich nie.

Mein Hang zum Frühaufstehen haben auch die Hühner gemerkt. Mit viel Geflatter wurde die Abgrenzung des Stalles überwunden oder der als Eingangstür vorgespannte Sack beiseitegedrückt, um zu schauen, ob es was zu picken gibt. Da waren sie nun, Gockel Schorsch, zwei Junggöckel und über 12 Hühner mit ca. 15 Kücken, standen vor mir und glotzen mich an, schweigend. Wie solltenw ir auch kommunizieren? Nur Schorsch stimmte ab und an sein morgendliches Kickeriki an und hat sich dabei stets derart verrenkt, als ob er auf dem Pott sässe und übelste Verstopfung hätte. Die Biester wussten, dass ich zu gutmütig war und mich der gefiderten Übermacht ergebend trotz morgendlicher Faulheit in den Rancho bewegte und nen guten halben harro pienso anrührte. Damit das feine Futter nicht im weichen Erdboden verschwindet, hab ich immer einen Sack ausgelegt, auf welchem ich den Pienso verstreute. Sobald ich mit dem harro in der einen Hand und dem Sack in der anderen aus dem rancho kam, flatterete man mich an, lief mir wild über meine blanken Füsse, sprang förmlich an mir hoch und gackerte. Das Auslegen des Sackes war ein Spiesrutenlauf und die Viecher hackten mir in die Finger, in der Hoffnung, ich würde den harro fallen lassen. Mit Not versuchte ich die grossen Hühner und Schorsch davon abzuhalten, in der Aufregung auf die kleinen, erst wenige Tage alten Küken zu trampeln. Dieses wiederkehrende Prozedere wurde schnell zu einem grossen Lacher für meine Leute. Zuletzt lache aber ich, denn die verzogenen Hühner stehen nun immer noch gegen 6:00 Uhr vor der Haustüre – und jetzt gibt es keinen Yuma mehr, jetzt müssen meine Leute das Federvieh mit der neuen Marotte ertragen. Gockel Schorsch ist unerbärmlich und schreit vor dem Schlafzimmerfenster, bis es Pienso gibt.

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Antwort #1 - 03. Juni 2009 um 15:50
Pasu Ecopeta   Ex-Mitglied

 
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Schorsch und den Hühner tat das Futter übrigens sehr gut. Der Gockel bestieg die Hühner fast im stundentakt, das erste gönnte er sich stets direkt nach dem Frühstück vor meinen Augen vor der Terrasse. Bei Abreise hatten wir vier brütende Hühner auf Gelegen unterschiedlicher Grösse, so dass bald weitere ca. 20-30, evtl. mehr, Jungkücken durch den patio piepsen werden.


Dank dem pienso kam mir auch die Idee, ein paar Karnickel in unseren patio zu stellen. Bei einem Nachbarn hatte ich einen kleinen, gebrauchten Hasenstall gesehen, zwei Divisionen und ein hölzerner Brutkasten dazu. Er hat ihn mir verkauft, da er keine Hasen mehr wolle. Von einem anderen Nachbarn, dessen Karnickelzucht auf ca. 8m an unser neues Land angrenzt, habe ich drei Junghasen ( 2 Rammler, 1 Häsin) geschenkt bekommen (hab mich mit einem Gegengeschenk aus dem Shoppy revanchiert, worauf er mir gleich noch 5 oder 6 leckere Kokusnüsse über den Zaun warf). Bei wieder einem anderen Karnickelzüchter aus dem Nachbardorf erstand ich noch eine schöne Häsin, die der Rammler des Nachbarn demnächst decken wird. Die beiden Jungrammler müssen wir noch wegtauschen gegen einen Rammler und eine weitere Häsin anderer Rasse, um das Blut etwas zu durchmischen. Die kleinen Häslein sind sehr krankheitsanfällig, wenn Papi und Mami Geschwister waren… Schon bald werden wir die Erweiterung der Hasenställe in Angriff nehmen müssen. Beim Hühnerstall ist dies dank der Aktivitäten von Schorsch sowieso schon fest geplant.

All die Viecher brauchen nebst Futter und Zuwendung (wie die Schweine es geniessen, wenn sie sanft gebürstet und gewaschen werden) auch Wasser und der vorhandene Tank war stets am Limit, wenn wir zu Gast waren. So erstellten wir einen neuen Tank, diesmal nicht ebenerdig, sondern auf einem T-Träger-Gestell in 2.30m Höhe, um die Gardena-Pumpe zu entlasten. Ein Bekannter übernahm die Schweissarbeiten, die Anlieferung erfolgte auf dem Hänger eines Traktores und zum Aufstellen hatten wir ein kleines Kranfahrzeug organisert. Das Gestell konnte man mit 4 Mann noch gut selber bewegen, der leere Tank war aber definitiv zu schwer. Gerne hätte ich ein bis zwei Sack Zement für die Fundamente gehabt, aber woher nehmen, wenn nicht stehlen. Habe nachträglich noch das Einschweissen von zwei Traversen in Auftrag gegeben, damit die Träger nicht im Erdreich einsacken können.

Ausserdem bekommt unser Häuschen demnächst auch „rechas“, die teils kunstvoll geschwungenen schmiedeisernen Gitterstäbe vor den Fenstern, verankert im Gemäuer, die das Einstiegen von Aussen verhindern. Alle Türen und alle Fenster und auch die gesamte Terrasse werden damit gesichert und eingefasst. Ich denke mal unser Bekannter schafft das bis spätestens Ende Juli. Er konnte erst jetzt damit beginnen, da er zuvor den Tank und das Podest erstellen musste und demnächst seine Tochter „quince“ feiert.

Da Urlaub nicht nur aus „Projektchen“, „Landwirtschaft“ und „Forstarbeit“ (macht echt kindischen Spass, mit einer scharfen Machete Bungo- und Platano-Bäume umzusensen) besteht, haben wir natürlich auch ein Schwein geschlachtet und über dem Feuer gegrillt (ca. 130 Libra, eingetauscht im Hinterland des Nachbardorf gegen eine neue Damenjeans und zwei gebrauchte Damen-Oberteile, transportiert, wie auch anderst, im Kofferraum des „Tour“-Mietwagens). Dazu haben wir nebst Havanna Club reichlich Bucanero und Mayabe gesoffen. War ein tolles Fest unter lieben Freunden, alle haben angepackt und mitgeholfen, auch beim Aufräumen nach der Party.

Ausserdem hatten wir bei einem Fischer in der Umgebung, bei welchem wir auf einem kleinen Tagesausflug vorbeikamen, richtig Glück und konnten 5 sehr schöne, lebendige Langusten kaufen (14 Libra, 1 CUC/Libra). Fisch hätte er auch gehabt, einen schönen, frischen Red Snapper mit ca. 6-7 libra, den er mir für 3 CUC überlassen hätte. Ich hab aber nur die langostas genommen. Auf meiner nächsten Reise werde ich ihn sofort wieder besuchen, evtl. mal mit ihm rausschippern. Kaum hatte er die 14 CUC in den Flossen, kam eine ca. 25jährige Dorfschönheit und umtänzelte den alten wettergegerbten Fischer. Ich konnte bei Abfahrt noch sehen, wie man im Schuppen, wo der Red Snapper auf Eis lag, bei halb verschlossener Türe, Küsschen austauschte, während die alte Fischerin uns zum Abschied aus dem Küchenfenster zugewunken hat. Das ist eben Kuba, Fidel immer, fiel nimmer.

Nicht zu meinen Leibgerichten gehört hingegen „cangrejo“, also Krebsfleisch. Was für ein schmutziges Tier. Klar, lebt ja auch vorallem im fango, dem Dreck der mangrovenartigen brackwasser-Sümpfe. Man kann cangrejo auch fertig geputzt kaufen, in Plastikbehältern bei den Fischern und küstennahen campesinos. Wir entschieden uns aber, lieber einen Sack lebender Krebse mitzunehmen. Zu Hause angekommen setzen wir im patio einen grossen Topf aufs Feuer und schütteten die Krebse ins stark kochende und leicht gesalzene Wasser. Nervig ist die zeitaufwendige Putzerei der abgekühlten Viecher. Ausserdem rate ich dringend, die Putzabfälle sofort zu entsorgen, am besten irgendwo wegbringen und dort mit Petroleum anzünden. Innerhalb von max. 24h fangen die Krusten und Krebsinnereien fürchterlich zu stinken an, wahre Fliegenschwärme stürzen sich auf das Zeug. Auch Schweine fressen „Putzabfälle“ der cangrejos, jedoch sollte man nicht zu viel davon dem normalen Futter beimischen.

Schweine übrigens, wenn wir schon dabei sind, nie in direkter Küstennähe kaufen, da diese dort grösstenteils mit Fisch- und Krebsabfällen gemästet werden und das Fleisch einen leichten bis ausgeprägten Fischgeschmack aufweisen kann. Aus dem „Ertrag“ der geputzen Krebse kann man zum Beispiel enchilada del cangrejo herstellen. Lecker, erinnert aber irgendwie an Hühnerfleisch. Die in mir kurz aufkeimende Theorie, dass der Fischer die Krebse mit Hühnerabfällen gemästet hat, erschien mir dann aber doch zu abwegig. Besser ist das Krebsfleisch in einer scharfen Salsa mit Chilis an Reis zu servieren. Aber das essen meine Leute wieder nicht, el picante… Werde keine Krebse mehr kaufen, auch nicht fertig geputzt.

Ich hatte noch genügend Zeit, eine weitere Idiotie zu durchdenken. Wahrscheinlich ein Produkt aus Leichtigkeit des Seins in Verbindung mit belebenden Einflüssen einiger Bucaneros auf den urlaubsbedingt unterforderten Geist. Ich nenne es die „Hose-Schwein-Langusten-Cash“-Theorie:

Man kaufe hier eine Jeans für 10 EUR im Schlussverkauf, bei KIK z. B., mittlere Damengrösse, gerne elastisch. Diese tausche man beim campesino gegen ein Schwein 50 bis 100 libra ein (evtl. noch ein gebrauchtes T-Shirt Wert Null drauflegen). Wert des Schweines ist dann ca. 500 bis 1'000 MN (lebend) oder man schlachte das Schwein und verkaufe es in Stücken (19 MN/libra, abzüglich Schlachtabfälle ergibt ca. ähnlicher Ertrag wie „lebend“, evtl. geringfügig mehr, dafür aber auch mehr Arbeit und höheres Verkaufsrisiko).

Damit, also mit dem lebenden Schwein (weniger Arbeit), fahre man zum Fischer und tausche das Schwein gegen langosta (und tue damit der alten Fischersfrau ohne dass sie es merkt einen riesen Gefallen, weil Währung „Schwein“ vermutlich die Dorfschönheit nicht derart anzieht wie Währung „CUC“). Ich schätze, wenn vorhanden – und das ist einer der Knackpunkte der Kalkulation, man könnte dafür 35-50 libra langosta erhalten. Diese wiederrum z. B. nach Holguin gebracht kann man dort für gut und gerne 100 bis 150 oder gar 200 CUC verkaufen (allerdings etwas illegal). Somit entspräche 1 EUR = 10 bis 20 CUC und man könnt innerhalb 1-2 Tage zwischen 50 und 150 CUC verdienen (Treibstoffkosten usw. abgezogen)…. Sehr viel für einen cubaner. Es geht eben nichts über geschickten Tauschhandel. Statt dessen aber lieber ab nach Havanna und abra las patas... Schade. Zu was man im Urlaub alles Zeit hat…..

Eine unserer Touren führte uns von Mayari auch über den Stadteil El Cocal Richtung Pinares de Mayari, einer Anhöhe mit schönem Ausblick. Ab El Cocal werden die Strassen sehr schlecht, unbefestigt und teils stark ansteigend. Einige Schikanen und Ausspülungen erfordern etwas fahrerisches Können, vorallem wenn man mit einem Kleinwagen Typ Hyundai Atos unterwegs ist, wie ich. Nach 25km erreichten wir das Hotel Pinares de Mayari. Dort verbrachten wir den Rest vom Tag und stellten schnell fest, dass wir die einzigsten Besucher / Gäste waren. Pool war gratis bzw. die ganze Anlage auch für Nicht-Gäste frei begeh- / benutzbar, Handtücher konnte man zu 1 CUC/Stück mieten und die Preise im Restaurant waren normal. Achtung, es gibt keine Möglichkeit der Kreditkartenzahlung oder des Geldwechsels in diesem Hotel. Genug Bares mitnehmen oder zuvor noch in Mayari wechseln. Dieses Hotel ist vermutlich ein wahrer Geheimtip für alle Wanderfreunde, Mountainbiker auf Durchreise oder für jene, die im Urlaub die absolute Stille suchen. Landschaftlich wunderschön in den Bergen gelegen, Personal (zumeist Leute aus El Cocal) sehr freundlich, Anlage insgesamt gut gepfelgt, Zimmer habe ich keine besichtigt.

In Mayari begann am 28. Mai der Carneval. Den haben wir leider (fast) verpasst bzw. konnten nur den Auftakt selbst mitnehmen. Das Bier aus der Pipa war diesmal wirklich ungeniessbar und selbst die Einheimischen fluchten erbost. Bitter und trotzdem total verwässert, eine Frechheit diese Brühe. Wir hielten uns an das gute Bucanero und schlürften dazu einige coteles de ostiones, einem teils scharfen (Chili) Mix aus Muschelfleisch, Tomatensaft und Soda, welcher die Manneskraft stärken soll zumindest jedoch sehr eiweisshaltig ist. Neben Tanzshows, bei welchen die Tänzerinnen durchwegs wirklich sehr knappe Teilchen trugen (oder war das schon die Auswirkung der ostiones auf meinen Sehstrang), spielte das Orquesta Original de Manzanillo. An den Folgetagen wären noch Candido Fabré und andere Stars aufgetreten, aber wir mussten bereits weiter. Schade.      

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Antwort #2 - 03. Juni 2009 um 15:50
Pasu Ecopeta   Ex-Mitglied

 
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Unsere Rückreise führte uns noch 2 Tage nach Havanna. Dort darf ich in Miramar das Restaurant „La Vicaria“ in der Avenida 5° kurz hinterhalb des Kreisels mit der oro negro-Tankstelle empfehlen. Wie schon auf vorherigen Reisen immer einen Besuch wert. Gut & günstig. Es handelt sich hier um einen Schulungsbetrieb für junge Kellner(innen) und Köche. Besser ist es früh zu kommen. Nicht etwa wegen des ausreichend vorhandenen Platzes im netten Garten. Ich bilde mir ein am späteren Abend und bei mehr Betrieb eine abfallende Speisen- und Servicequalität wegen Überlastung des ansonsten tadellos arbeitenden Personals festgestellt zu haben.

Leider fanden wir auf dem Rückweg nach Vieja kein Taxi und wurden von einem plötzlichen Wolkenbruch völlig überrascht. Innerhalb von wenigen Minuten waren wir völlig durchnässt. Wir retteten uns unters Vordach der residenciá flora, einer Wohnanlage für ausländische Pensionäre. Die Dame vom Sicherheitsdienst (ein echter Feger und wohl das Highlight der mir ansonst unbekannten Anlage, vorallem wenn die nicht nur für die Sicherheit der Pensionäre zuständig sein sollte) hat uns wenigsten eine Plastiktüte gegeben, um darin Passport und Geld trocken zu versorgen. Erneut ging ich auf die Avenida 5° um ein stadteinwärts fahrendes Auto zu stoppen.

Prompt hielt auch ein Moskovich, uralt. Der Fahrer meinte auf mein Nachfragen, ich solle bezahlen, was ich will. Kaum eingestiegen merkten wir, dass der Fahrer voll ist wie eine Haubitze. Die Avenida 5° und vorallem deren zur 5° abfallenden Seitenstrassen entwickelten sich nunmehr zu reissenden Wasserströmen. An einer Kreuzung schoss Wasser in Fontänen aus zwei Gullideckeln und spülte diese fort. Links und rechts bleiben Autos stehen und trauten sich nicht mehr, weiterzufahren. Unser Chauffeur lallte irgendwelchen unverständlichen Müll vor sich hin, wollte mich animieren, von seinem Rum auf dem Beifahrersitz zu trinken und drehte sich öfters zu uns um, um uns wiederholt zu erzählen, dass er Dauermitglied im Club Melia sei, wo er gerade herkomme. Trotz allem – er bewegte das alte Autochen wie ein Meister, fuhr wie der Herrgott selbst durch die Wasserströme, umsichtig und zielgenau mögliche ausgeschwemmte Gullideckel anhand des Strömungskegels der Wasseroberfläche ausmachend. Unglaublich – so voll wie der war hätte ich nichtmal mehr den Schlüssel ins Zündschloss gebracht. Sicher, aber total durchnässt, kamen wir in Vieja an, wo Spritti die Annahme von 5 CUC verweigerte und darauf bestand, uns gratis transportiert zu haben. Nun, ob seiner guten Kleidung und seines ansonsten tadellos gepflegten Auftretens schien es ihm an Geld auch eher nicht zu mangeln.

Havanna selbst war ansonsten ruhig, ja fast schon unspektakulär. Ach ja, am Malecon wird schwer gearbeitet, Meter um Meter werden derzeit die bröselnden Mauern saniert. Ansonsten wie gehabt, viele Menschen, gute und böse. Im Castillo de Farnes sitzend witzelte ich mit einem der mit bekannten Schnorrer, die dort immer wieder autauchen. Wir frotzelten uns gegenseitig etwas und er begann auf der Strasse stehend grottenfalsch laut ein Liedchen zu trällern. Der Diensthabende an der Ecke näherte sich in seinem Rücken langsamen Schrittes. Ich verabschiedete mich vom Sangestalent und er meinte auch für den Polizisten deutlich hörbar, er müsse jetzt weiterziehen, denn von hinten käme die „Schweingrippe“. Wir lachten alle schallend und auch der Uniformierte konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Fand ich sehr gut gelöst vom Mann der Staatsmacht. Andere, gestresste Oficiales vom Typ comemierda, hätten den armen Kerl dafür zumindest blöd angemacht.

Ach ja - neu werden, zumindest im José-Marti-Flughafen, auch bei der Ausreise am Immi-Schalter noch Fotos gemacht. Bei Einreise kannte ich das ja schon…. Keine Ahnung, was die damit wollen. Beim Ceck-In hatten wir noch Glück. Wir waren spät dran und die Maschine war im Economy wohl etwas überbucht. Wir bekamen ein gratis Upgrade „light“ in die Premium-Klasse der Condor. Nebst mehr Beinfreiheit und besserem Essen (Hinflug war die Verpflegung echt bescheiden) ist die Gratisabgabe alkoholischer Getränke und ein Säckchen mit Pantoffeln und einigen Kosmetikartikeln sowie Kopfhörer wohl der Unterschied zur Economy. Zum „grossen“ Upgrade in die Comfort-Class hat es gerade so nicht gereicht, denn mit uns war auch die Premium voll ausgelastet. Pech im Glück? Wäre gerne Comfort geflogen. Egal, war so auch ein angenehmer Abschluss einer aufregenden Reise.
 

 
 
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Antwort #3 - 04. Juni 2009 um 00:12

derhelm   Ex-Mitglied
Cubalibre

Geschlecht: male
**
 
Danke für den amüsanten Bericht und die Emotionen, auch wenn so manches albern wirkt. Durchgedreht Ich musste öfters schmunzeln, kenne ja die Gegend und das Leben dort ja auch recht gut.  Smiley
 
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Antwort #4 - 05. Juni 2009 um 08:51
Pasu Ecopeta   Ex-Mitglied

 
Merci, derhelm, wenigstens ein Feedback, wenn man sich schon die Arbeit macht. Albern mag es wirken, albern war es auch oft. Und das ist/war gut so.


Hier noch einige Links:

Hotel / Villa "Pinares de Mayari":
http://www.villapinaresdemayari.com

Resaturant Vicaria - Havanna, Miramar
http://www.virtualtourist.com/travel/Caribbean_and_Central_America/Cuba/Provinci...

Club Havanna, Avenida 3°, Miramar - exklusiver Diplomatenclub (Jahresmitgliedschaft 1'500 CUC), unseren Abstecher dorthin hatte ich oben im Text garnicht erwähnt. Wohl der einzigste Ort in HAV-Stadt mit ca. 1km Sandstrand (gepflegt) und der Möglichkeit zum "moto de aqua" (Jet-Ski 2-Sitzer, 20 CUC für 15 Minuten) fahren. Ausserdem Pool, Bar (Bucanero 2 CUC), Gym, Zigarren-Lounge, Restaurant. Eintritt Nichtmitglieder ist stolze 15 CUC/Tag.
http://www.cpalco.com/Main.aspx weiterklicken unter "Recreación Club Habana"

Viazul-Busverbindungen. Unsere Internetbuchung hat super geklappt. Unbedingt Voucher ausgedruckt dabei haben (wir standen nicht in der Liste des jefe del turno, erhielten jedoch trotzdem anstandslos die Fahrscheine) www.viazul.cu

Via Rent a Car / Transgaviota: Mailadresse von Teresa (Teresa de Jesús Curbelo) zur Reservierung eines Fahrzeuges / Anfrage von Preisen: com_tr@via-rentacar.cu

"Ataja negro" bzw. Euphorbia lactea bzw. Candelabra
Kaktus mit hautreizender Milch: http://dic.academic.ru/dic.nsf/enwiki/3521554



 
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Antwort #5 - 05. Juni 2009 um 10:16
althavanna   Ex-Mitglied

 
Klasse Bericht. Habe ihn mit großen Vergnügen gelesen. Vielen Dank
 
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Antwort #6 - 05. Juni 2009 um 14:50

Alex   Offline
Administrator
Cubalibre
Harderwijk

Geschlecht: male
Beiträge: 206
*****
 
Danke Pasu fuer die schoene Geschichte! Macht Lust auf Cuba mal wieder - obwohl muss das wirklich sein mit dem ganzen Stress...?!Zwinkernd
 
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Antwort #7 - 05. Juni 2009 um 15:34
Pasu Ecopeta   Ex-Mitglied

 
Alex schrieb am 05. Juni 2009 um 14:50:
Danke Pasu fuer die schoene Geschichte! Macht Lust auf Cuba mal wieder - obwohl muss das wirklich sein mit dem ganzen Stress...?!Zwinkernd


Soviel Stress ist das doch garnicht. 14 Tage ohne Internet, Teletext und "freier" Presse - mesa redonda hab ich meist überhört, Granma ab und an mal reingelesen. Herrlich. Ausserdem habt Ihr ja keine Hühner zu füttern oder Tanks aufzustellen und bei den aktuellen Iberia-Preisen ab D (siehe im anderen Thread) könnt ich gleich nochmal....

Kleiner Nachschlag noch:

Chinesen in Havanna: Vorallem in Vieja trifft man auf extrem viele Chinesen und Chinesinnen. Laut eines langjährigen cub. Freundes von mir sind dies vorallem Studenten und weniger reine Urlauber. Bemerkenswert sei, das die Fernöstler so ziemlich alles verkaufen, zumeist eher an Kubaner! Von der Seife/Parfum/Deo über die CD (leer oder mit Musik/Filmen), vom techn. Gerät über Kondome zur Druckerpatrone. Mein Spezi meinte, die hätten alles und das noch zu wirklichen guten Preisen (ca. 50% Shoppy). Und zudem brisant, mit Status "Gerücht": einige der chinesischen Studentinnen erobern das Gewerbe der Jineteras und gehen vorzugsweise mit Yumas zu Bette. In der Karibik Bezahlxexo mit einer Asiatin haben? Er selbst, also mein Spezi, Cubaner, meinte, dass er demnächst mal gern eine "Gelbe" ausprobieren möchte. Vorallem an der Playa del Esta, Tarara y Santa Maria sollen sie sich anbieten. Die CN-Studi-puta hat den Vorteil, dass sie den Touri wohl unbehelligt von der Polizei auch in Englisch beackern kann, während die CU-Einheimische oftmals Kopf und Kragen riskiert und zudem kaum eine Fremdsprache spricht.

Demnächst beim gutsortierten Chulo Ihres Vertrauens: vor der Frage "negra, mulata, trigenia o blanca" kommt die Abklärung "CU o CN" Laut lachend.

Wenn jetzt noch ein staatliches Programm zum Studentenaustausch mit der Ukraine verabschiedet wird, kenn ich hier aus diesem Forum jemanden, der sich dann sofort auf den Weg macht und am Immi-Einreiseschalter die Ellbogen ausfährt. Laut lachend

Apagones: Laut Pressemeldungen kurz vor unserer Abreise, entsprechende Gerüchte kursierten schon zuvor, soll es ab 02. oder 03.06. wieder zu (gewollten) Stromabschaltungen kommen. Im Fernsehen liefen zuvor schon x "Tips", wie man Strom sparen kann. Laut Gerüchten sollen diese Abschaltung zumindest bis Ende Juli (Ferienzeit der Kubaner) andauern, damit die Leute nicht nur sinnlos zu Hause liegen und 24h Comics und Telenovelas schauen.

Hurrikansaison: Zu Beginn der diesjährigen Saison gab es einen "mesa redonda informativa". Im langjährigen Schnitt befindet man sich am Ende einer sehr aktiven Epoche. Die nächsten 4-5 Jahre (ab 2010) soll es wieder ruhiger werden. Es werden für 2009 weniger und auch weniger starke Hurrikans prognostiziert als in 2008. Dennoch gab es, ich glaube es war am 17. Mai landesweit grössere Katastrophenschutzübungen. Ziel sei es auch dieses Jahr den Verlust von Menschnleben zu vermeiden, Bevölkerung soll den Anweisungen der Sicherheitsorgane folge leisten (was sie oft nicht tun, z. B. bei Evakuierungen oder, am Land, gibt es oft keine speziellen Anweisungen, da reagieren die Bewohner selbst).

Viazul: Die Busse scheinen nicht mehr ganz so derb auf Frosttemperaturen herunterklimatisiert zu werden. Dennoch ist "langärmliges" vorallem bei einer Nachtfahrt sicher ratsam. Mitterweilen fahren auch sehr viele Cubis Viazul. Ärgerlich: Wohl durch Undichtigkeiten im Radkasten o. ä. wurde auf der Nachtfahrt von Holguin nach Havanna am 29./30.05. der Grossteil des Gepäcks (u. a. meines) gut "befeuchtet". Die plumpe Entschuldigung war, dass es während der Fahrt geregnet habe.  

 
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Antwort #8 - 01. Juli 2009 um 09:21
Pasu Ecopeta   Ex-Mitglied

 
Möchte noch ein paar Ergänzungen anfügen:

La Vicaria, das Restaurant in Miramar hat genau folgende Adresse:

Calle 13 esquina a 5ta Avenida
Reparto Flores
Playa
La Habana
Telefon 27-9100
vicaria@ehtsergioperez.co.cu

Der Nachbar, welcher mir die 120qm Land verkauft hat, will nun auch den Rest samt Haus loswerden und fragt mich an - verdrehte Rollen im Vergleich zum Vorjahr (da hatte ich für alles, also inkl. der 120qm grosszügige 1'000 CUC geboten). Allerdings ruft er mit 20'000 MN (800 CUC) viel zu viel aus. Vorallem nachdem ich jetzt weiss, dass beim Verkauf das Anrecht auf staatliches Baumaterial wegen Hurrikanschaden verwirkt wird und wir keine Baugenehmigung hätten. "Wert" hat das Restgrundstück und das stark beschädigte Haus max. vielleicht noch 10'000 - und nichtmal das würde ich derzeit bezahlen, denn wir haben jetzt genug Boden und Früchte. Falls hier ein Heimwerker mit Familie in der Provinz Holguin Interesse hätte,....

Den Hühner geht es hervorragend. Nicht wie von mir geschätzt 25-30 Kücken schlüpfen demnächst, sondern wesentlich mehr. Dank dem "pienso" (Soja-Mais-Schrott) sind bereits 7 Kücken geschlüpft, 5 Hühner sitzen auf weiteren 65 Eiern, so dass wir in nächster Zeit bis zu 50 Jungkücken erwarten. Gehen wir davon aus, dass diese Brut ca. 4-5 Sack pienso verschlingt, bis sie ausgewaschen sind, was 840-1050 MN kosten dürfte. Restliches Futter suchen sie sich selbst, Wasser und evtl. Speisereste wie Reis rechne ich als Gratisfutter. 50 Hühner (50-60 MN/Stück) und junge Göckelchen (bis zu 100 MN/Stück) haben einen VK-Wert von 2'500 bis 3'500 MN, so dass meine im obigen Text erwähnte Fütterei einen ca.-Reinerlös von mind. 1'500 bis max. 2'750 MN (entspricht 2-5 Monatsgehälter eines Durchscnhittsverdieners) bringen wird. Umgerechnet 60 bis 110 CUC oder 1-2 CUC je Huhn. Hühner züchten ist somit ein lohnendes Geschäft.

Nachbars Rammler war auch erfolgreich. Die von mir im Nachbardorf gekaufte Häsin ist in froher Erwartung. Leider haben unsere vier Hasen mit ihren Zähnen den bestehenden Stall, der fast schon zu klein ist, beschädigt und wir müssen nun dringend Hasenstallungen bauen. Als Notlösung werden wir zunächst Hasen zum Nachbarn ausquartieren, der mir immer symathischer wird.

Mutterschwein Rosi wurde verkauft. Sie frass plötzlich nicht mehr und verhielt sich sehr träge. Meine Leute hatten Angst, dass sie verendet, dass mit der Trächtigkeit etwas nicht stimme. A lo cubano ist man deshalb mit der Sau losgezogen, in eine Gegend, wo man uns nicht kennt, und hat Rosi verkauft. Auf nimmer Wiedersehn. Einerseits schade, anderseits haben wir schon wieder eine Nachfolgerin, die bereits trächtig gekauft wurde. Etwas magerer und daher etwas günstiger aber auch etwas "gesünder" als Rosi.... ohne Worte.

Unsere rechas wurden bereits angeliefert und werden in diesen Tagen montiert. Der Vertragspartner hat sich brutal beeilt (besprochen war bis Ende Juli), da er wohl Kohle braucht, um die qunice-Feierlichkeiten seiner Tochter auszurichten. Mir soll es recht sein, ist halt nur das erste mal, dass ich auf Cuba von einem Handwerker etwas pünktlich bzw. sogar weit vor Termin erhalte. Weitere Aufträge sind ihm damit gewiss, wenn jetzt auch die Montagen gut klappen.  

Auch der Bau des neuen ranchos hat begonnen. Erst wollte man mit Fertigstellung bis nach den Hurrikans warten. Die Erinnerung an letztes Jahr ist noch zu präsent. Ob der drohenden "Hühnerflut", der trächtigen Rosi-Ersatzsau und dem beschädigten Hasenstall müssen wir jedoch schnellstens dahinter und den rancho fertigstellen, da sonst Tierobdachlosigkeit droht.

Wie gern würde ich gleich wieder runterjetten, und wenn es nur für eine Woche wäre. Mir blutet das Herz, wenn man mir am Telefon von den neusten Entwicklungen berichtet. Wenigstens läuft alles perfekt und sehr zu unser aller Zufriedenheit.
 
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Antwort #9 - 12. Juli 2009 um 15:41

nicki   Offline
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wieso brauchst Du für 14 tage ein A2 visum? hä?
 
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Antwort #10 - 12. Juli 2009 um 23:31

derhelm   Ex-Mitglied
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Du warst doch öfters dort, also solltest du es eigentlich wissen.
Man kann durchaus mal auf das A2 verzichten, immer wird das aber nicht gut gehen. Spätestens nach der ersten Verwarnung (ohne Geldstrafe) sollte man das Risiko nicht mehr eingehen. Bekannte von uns haben in der Gegend von Pasu tatsächlich  1.500CUC Strafe gezahlt weil ausländische Familienmitglieder ohne A2 bei ihnen privat gewohnt haben.
Wegen solchen Erfahrungen darf man dann auch schlecht über Cuba reden Zwinkernd
 
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Antwort #11 - 13. Juli 2009 um 08:17
Pasu Ecopeta   Ex-Mitglied

 
nicki schrieb am 12. Juli 2009 um 15:41:
wieso brauchst Du für 14 tage ein A2 visum? hä?


Ich kenne meine Immigracion - ohne A2 gäbe es sehr schnell Ärger. Der Typ weiss alles über uns, gibt wohl einen "Spitzel" im Dorf. Da ich bei uns im Dorf gar keine Möglichkeit habe, legal mit A1 zu wohnen (gibt keine casa, nächste casa particular mit Lizenz ca. 30km entfernt), bleibt nur A2.

Letztes Jahr im Oktober haben wir es nicht gleich auf die Immi geschafft, um mich einzuschreiben. Die haben auch nur 2x die Woche geöffnet. Als wir dann hin sind, war der Immi-Mann nicht da, weil ein ausländisches Schiff in Nicaro angelegt hat. Nochmal 2 Tage Verzögerung. Zwar mit einem Schmunzeln, aber ich habe eine mündliche, sehr sanfte Verwarnung bekommen und er wusste u. a. längst, dass wir im Dorf waren. Zum Glück wusste er auch, dass ich alles mir mögliche unternommen hatte, um die Einschreibung zeitnah vorzunehmen, auch das 5-CUC-sello hatte ich längst gekauft.

Mit "meinen" Behörden vor Ort lege ich mich lieber nicht an, hab auch dort noch nie nen Strafzettel bekommen, obwohl mich die Polizei einmal entgegen der Einbahnstrasse erwischt hat. Aber da waren wir tatsächlich mit einem "halben Notfall" auf dem Weg ins Hospital. Kooperieren schafft "Freiheiten". So passiert mir/uns auch nix, wenn ich mal 50 oder 100 libra Reis im Haus bunker, an Freunde zum EK weiterverkaufe oder die Polizei mich mit einem illegalen Möbeltransport (LKW der Nickelmine) stellt. Das alles ist verboten, meinem Immi-Mann aber sicher auch bekannt, dass wir das gelegentlich so handhaben. Auch der Grundstückskauf ging "wie geschmiert" (ohne Schmiergeld), auch dank Unterstützung des CDR (hat als Zeuge mit unterschrieben) und der vivienda.

Regeln befolgen und nicht zu viel Neid erzeugen - dann lebt es sich sehr gelassen und man hat seinen Frieden und seinen Handlungsspielraum, auch in den Grauzonen des Sozialismus.

@derhelm: Im anderen Forum hatte ich dies letztes Jahr ja beschrieben. Als ich bei der Immi vorstellig wurde und endlich auch den Tpyen antraf, war sein Kollege grad "draussen" auf "operativo" mit der Polizei zusammen. Man war auf der Such nach zwei Ausländern, die sich wissentlich illegal eingemietet hatten. Der Immi-Mann erzählte mir, dass auch den beiden Touristen (!) eine Strafe von 1'500 CUC droht (und evtl. die Abschiebung), wenn man sie erwischt, da nachweislich absichtlich illegal angemietet wurde. Hab aber nie erfahren, ob man die extranjeros gestellt hat oder wo sie eingemietet waren.
 
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Antwort #12 - 13. Juli 2009 um 12:34

nicki   Offline
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Gut,hatten wir eben Glück oder die neue Frau meines Vaters hat was gedreht (sie ist Immi-Beamtin). Keine Ahnung. Aber die schicken uns schon aufs Amt,wenns nötig ist. Werd wohl das nächste mal (in zwei Jahren) mal in Berlin vorstellig werden. Ist bestimmt günstiger,als in Cuba.
 
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Antwort #13 - 13. Juli 2009 um 20:03

derhelm   Ex-Mitglied
Cubalibre

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Zitat:
Hab aber nie erfahren, ob man die extranjeros gestellt hat oder wo sie eingemietet waren.  


Das war ein anderer Fall. Bei meinen Bekannten waren u.a. 2 große, blonde Studentinnen beteiligt Zwinkernd
Die fallen entsprechend auf.


@nicki
Die neue Frau deines Stief-Vaters ist inmi-Beamtin?
Dann erzähl mal mehr genaueres.

Fake?! sorry!!!
 
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Antwort #14 - 14. Juli 2009 um 09:15
Pasu Ecopeta   Ex-Mitglied

 
Nicht verschweigen will ich, dass mein feiner Herr Schwager, Italiener, mit der zweiten Schwester meiner Frau und gleich 2 Kindern 2008 für ca. 10 Tage im Dorf war und es nicht für nötig befand, sich auf der Immi zu melden. Es ist nichts passiert, aber ich hätte ihm den stronzo aufgerissen, wenn er damit Probleme verursacht hätte. Ausser der sicher heftigen multa über 1'5000 CUC kann es im Wiederholungsfalle auch zur Wegnahme des Häuschens kommen. Und dann hätte der saubere Signore Giovanni ein grösseres Problem, denn bezahlt hat er weder was für die Anschaffung / die Einrichtung / den Ausbau des Hauses noch für seinen Aufenthalt (ausser Essen und Trinken). Nichtmal fehlende Gebrauchsgegenstände oder Lebensmittelvorräte hat er gekauft und seiner und meiner cuñada überlassen.

Ein Beispiel: Da letztes Jahr "Eimer" noch knapp und bei uns für den Wassertransport gefragt waren, habe ich im Shoppy anstatt der blöden Plastick-Tüte ein paar mal meinen Einkauf in einem Eimer heimgebracht, wenn ich den Rucksack weider mal vergessenh atte. 2.45 CUC pro Stück, weiss ich noch haargenau, und cuñada war superhappy. Oder beim Kurztripp nach Santiago sah la cuñada vom Auto aus, dass in einem Laden "harros" aus Metall verkauft werden, also so Wasserschöpf-Henkelbecher. Riesen Geschrei, ich fast Vollbremsung, in der Einbahn zurückgesetzt trotz fluchenden bicis, mitten in der Strasse stehen geblieben, rein in den Laden, für 80 MN (3.20 CUC) den Becher gekauft (hätte gleich 2 oder 3 nehmen sollen). Dieses Teil vergöttert sie heute noch, Schmutzwasser schöpfen ist damit strengstens verboten, da wird la cuñada zu rasenden Wildsau. Aber zurück zum Thema:

Gerade gestern hab ich noch erfahren, dass bei einer unserer Nachbarn, ella tremenda chimosa, kurz nach unserer Abreise wohl Italiener (vermutlich "illegal") zu Gast waren für mehrere Tage. Das obwohl der Nachbar eigentlich gar keine Familie in Italien hat, sondern nur in Spanien, mit denen er aber verkracht ist (wie auch mit uns).

Es geht also auch bei uns in der Strasse "ohne", aber ich handhabe es weiter wie bisher, A2 hier auf der Botschaft besorgt (105 CHF glaub ich), vor Ort das 5-CUC-sello gekauft und schnellstens ab zur Immi.
 
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