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Neph auf Kuba (Gelesen: 25420 mal)
09. Juli 2011 um 00:01

nephtalin   Offline
Junior Member
Cubalibre

Beiträge: 15
**
 
Nach 10 Stunden Flug lande ich endlich in Varadero. Die Hitze und Luftfeuchtigkeit trifft mich wie ein Schlag, der Flughafen ist eine einzige Baustelle, und in nahezu unerträglicher Hitze und von Fliegen umschwirrt stehe ich ca 45 Minuten in der Schlange, bevor ich einreisen darf. Dies läuft absolut unproblematisch. Pass und Einreisekarte muss ich zeigen, meine mit viel Hektik besorgte Bestätigung der Krankenversicherung will niemand sehen, und für meinen Gepäckinhalt interessiert sich auch niemand. Noch mal in die Kamera schauen, und weiter geht's zum Gepäckband. Ich habe Glück und mein Koffer kommt zeitig, also raus durch den Zoll, wo sich auch niemand für mich interessiert. Erst quetsche ich mich durch die Menschenmenge durch, ungeachtet der vielen Rufe und Schilder, und gönne mir eine Zigarette. Mein Taxi wird schon auf mich warten...

Der Taxifahrer spricht kein Wort Englisch, also habe ich die erste Gelegenheit meine brachialen Spanischkenntnisse auszupacken. Zum ersten Mal begegnet mir der Sozialismus live. wie teuer ungefähr ein Taxi von Jibacoa nach Havanna ist, kann er mir nicht sagen, weil er in Varadero am Flughafen arbeitet.Ansonsten fand ich es sehr zugig im Auto, welches zum Glück keine Klimaanlage besass, weshalb alle Fenster maximal geöffnet waren...

Im Hotel angekommen, brauche ich erst mal eine Dusche, packe meine Koffer aus und springe in den Pool, der jedoch viel zu warm ist. Ein paar Tage Erholung gönne ich mir, bevor ich mich mit Cubatur in einem Bus auf den Weg nach Havanna mache. Kaum betrete ich den Bus, wird mir klar, warum ich diese Art von Ausflügen nicht mag. Der Tourguide plärrt im Maschinengewehrtempo vorne in sein Mikro, um uns mit Informationen zu versorgen, und selbst die Muttersprachler (es war eine englische Tour) haben Probleme, ihm zu folgen.Ich bin froh, dass ich bereits in Deuschland meine Hausaufgaben gemacht habe, und somit die verstandenen Bruchstücke mit meinem angelesenen Wissen über Kuba verknüpfen kann...

In Havanna angekommen geht's erst mal zum Revolutionsmuseum. Wir werden aus dem Bus gescheucht, dürfen ein paar Fotos machen, und müssen dann schon wieder weiter -unter weiterem Maschinengewehr-Informationsfluss- zum Capitol. Hier erwartet und das selbe Prozedere: Aussteigen, Fotos machen, zurück. Ich möchte einfach nur den Bus, den Guide und die Gruppe loswerden...Weiter zum Platz der Revolution...wir kennen das ja schon. Nächster Stop ist ein Zigarrenshop. Interessiert mich weniger, also bleibe ich nach einem kurzen Blick in den Laden draußen und betrachte das Treiben auf den Straßen. Der Charme der teils restaurierten Gebäude, die neben Ruinen stehen, dazu die alten Autos...ich beginne mich zu verlieben.

Nach einem bescheidenen Mittagessen werden wir endlich in die Altstadt gebracht, und nach kurzem Herdenlauf mit weiteren 5000 Wörtern die Minute vom Guide, werden wir endlich uns selber überlassen. Ich pilger zur Kathedrale, zur Bodeguita del Medio, um mich dann einfach durch die Straßen treiben zu lassen, schaue in ein paar Läden rein und erstehe meinen obligatorischen Kühlschrankmagneten. Schließlich lande ich auf dem Dach vom Ambos Mundo und gönne mir einen Mojito, bevor ich wieder zum Bus muss.

Der nächste Halt ist der Flohmarkt am Hafen. Ich dränge mich durch die bettelnden 1 Peso Kinder durch, verteile ein paar Maoams, und betrachte die Bilder, die ich jedoch allesamt sehr teuer fand. Zumindest die, die ich interessant fand. Für eine ca. Din A 4 große einfache (also ohne sich mit Fell aufzuhalten) Kohlezeichnung einer Katze wollte die Künstlerin 50 CUC haben...
Die restlichen Gänge boten alle das Gleiche. Che T-Shirts und Kappen, Trommeln etc. Ich erstehe nur eine Flasche Wasser und suche die Toilette auf, auf der ich der strikten Klopapierzuteilung erstmalig begegnet. Es gab 2 Blatt und ich freute mich über das Päckchen Taschentücher in meiner Tasche.

Zurück im Bus ist unser Guide endlich verstummt, und die Fahrt zum Hotel läuft problemlos.

Am nächsten Tag erfahre ich vom Cubatur Mitarbeiter in unserem Hotel, dass er noch Leute für meine geplante 3 City Tour gefunden hat, mit denen ich mir das Taxi nach Varadero teilen kann. Ich bin glücklich, war ich doch schon fast bereit, die 112 CUC alleine zu berappen...dadurch dass wir uns das nun mit 5 Personen teilen konnten, wurd es natürlich wesentlich günstiger.

Am Tag danach werden wir um 6.45 von einem Taxi abgeholt, und schon nach 10 Minuten begann mein Hass auf Klimaanlagen zu steigen. wie auch in anderen heißen Ländern (Sri Lanka, Mexico) scheint es auf Kuba wichtig zu sein, die Klimaanlage so einzustellen, dass ein Glas Wasser in maximal 12 Sekunden gefriert. Schlotternd kommen wir an einem Hotel in Varadero an, wo wir ca. 1 Stunde auf unseren Bus warten.

Wieder sitze ich in einem Touribus, diesmal voll mit Deutschen. Immerhin redet der Tourguide langsam und verständlich, dafür habe ich eine wahre Horrorfamilie samt befreundetem Paar hinter mir sitzen, deren Unterhaltungen sich auf wahrlich unterirdischem Niveau befanden und die nur plärrend mit ihren Kindern kommunizierten.

Also versuche ich mich wieder mal in selektiver Wahrnehmung, schaue aus dem Fenster und freue mich über jeden Oldtimer, der uns begegnet. Meine Hintermänner&Frauen beteiligen sich derzeit begeistert am Frage-Antwort-Spiel des Tourguides, mit Fragen wie "Wo hat Fidel Che kennengelernt" oder "Wo ist Che geboren". Ihre Antworten sind erbärmlich...

Irgendwann kommen wir in Santa Clara am Mausoleum an. Das Spiel ist wieder gleiche: Raus aus dem Bus, rein ins Museum, einmal rumlaufen, zur Grabkammer, wieder raus, Fotoapparat holen, knipsen, zurück in den Bus. Wirklich interessant war das Museum nicht...aber vielleicht bin ich auch der falsche Typ für Museen. Mir gibt das Betrachten von Waffen, Uniformen, Arztkoffern, Fotos und Briefen irgendwie nichts.
Immerhin lasse ich mich mit Palästinensertuch und kämpferisch erhobener Faust vor der Säule mit Che drauf ablichten...Viva la Revolution!

Wieder einmal sitzen wir im Bus, und nähern uns langsam aber stetig Trinidad. Ich freue mich total!
Dort angekommen, geht der blanke Horror los. Zunächst werden wir in einen Laden verfrachtet, weil der Tourguide mal für kleine Jungs muss. Ich erstehe ein paar Postkarten und ein Che T-Shirt, für das ich eigentlich gar keine Verwendung habe.

Zurück auf der Straße möchte ich eigentlich ein paar der bunten Häuser fotografieren, werde aber umringt von 1-Peso-Kindern und schwangeren Frauen, die mich alle mehr oder weniger anklagend anbetteln. Die Frauen tun hier grade so, als hätte ich sie geschwängert...und die ganze Bettellei ist so penetrant, dass ich nicht mal mehr Maoam, die ich in größeren Mengen für solche Gelegenheiten mit mir führe, verteilen mag.

Weiter geht's zum Palacio Cantero, was ich auch eher unspannend finde. Den Weg auf den Turm hoch erspare ich meiner Höhenangst, auf die Straße zurück mag ich ob der bettelnden Massen auch nicht, also warte ich im Innenhof auf die Gruppe.

Danach führt der Guide uns am Plaza Mayor vorbei wieder in einen Laden. Ich kaufe eine Flasche Wasser, und begebe mich in die bettelnden Mengen auf die Straße, wo ich meine Gruppe wähnte. Jedoch war von dieser nichts zu sehen, und ich wurde leicht panisch. Gefolgt von den Kindern und Schwangeren, die inzwischen leider auch den Stoff-Affen an meiner Kiplingtasche entdeckt hatten, und WENIGSTENS DEN haben wollten, renne ich panisch die Straße hoch und runter, bis meine Panik und Genervtheit mich ein lautes "Esta prohibida!!!" plärren lassen, einer Schwangeren ein Kondom in die Hand drücken lassen ("por otra vez") und ich schwitzend und nervlich am Ende (Geld, Handy, Ausweis etc lagen alles im Bus) wieder den Laden betrete, wo meine Gruppe im Hinterzimmer beim Zigarren rollen zuschaut...

Danach wurden wir in eine Bar verfrachtet, und hatten danach etwas Freizeit, in der ich recht unbehelligt über den Markt ging.

Der Weg führte uns weiter in die "Berge" zu einem Hotel mitten im "Wald", in dem wir die Nacht verbrachten. Meine Freude über die Kakerlake und den Frosch im Zimmer der Horroleute war immens Smiley Ich habe den Abend mit den beiden Paaren aus meinem Hotel und einem alleinreisenden Herrn unten in der Bar verbracht, ca. 6 Mojitos getrunken, mich zum Mitmachen beim Salsa Tanzen überreden lassen, und war hinterher in einem Zustand, in dem mich auch 20 Kakerlaken im Bett nicht gestört hätten Smiley

Am nächsten Tag werden wir nach dem Frühstück (und 2 Aspirin!!!) in LKWs gesetzt und zum Parque Guanayara gefahren. Nach ca. 1/2 Stunden Fußweg teilt die Gruppe sich auf in Rambo 1 (das sind die, die durch's Wasser gehen) und Rambo 2 (die trockenen Fußes laufen). Da mir bereits Leute in meinem Hotel von der Tour erzählt haben und von dem Wasserweg schwärmten, ziehe ich mich aus, gebe meine Tasche ab, und stürze mich todesmutig ins Abenteuer.

Dies beginnt mit einem Sprung in wirklich eiskaltes Wasser...zum ersten Mal auf Kuba friere ich.
Weiter gehts in dem Bach/Fluss, und alles wäre toll, wäre nicht der grobmotirische Vater der Horrorfamilie gleich vor mir, der augenscheinlich nicht mal gradeaus gehen kann. An diversen Stellen muss ich ihm Händchen halten, damit wir überhaupt vorwärtskommen. Immerhin wird mir durch den gesteigerten Blutdruck wärmer...
Am Ende des Wegs ist eine Lagune, in die wir über einen ca. 2,5 Meter hohen Wasserfall springen müssen.

Danach laufen wir noch etwa 1,5 Stunden (der Grobmotoriker und seine adipöse Bekannte brauchten über 2) bis zu einem netten Lokal in diesem Park. Gefolgt von "Flohhund", der uns augenscheinlich ins Herz schloss. Das Essen hier war gut, und auch Flohhund hat seinen Anteil von mir bekommen (wahrscheinlich hat er auf den ersten Blick gemerkt, dass ich tierlieb bin und ihm was abgeben werde)


2bc...

 
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Antwort #1 - 09. Juli 2011 um 10:55

Esperanto   Offline
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Gut geschriebener Bericht. Darin ist zu lesen, wie man es nicht machen soll, wenn man ein Land und seine Menschen kennenlernen und selbst ein wenig daran teilhaben will. So ergeht es also den Kubatouristen, wenn sie wie in einem Käfig sitzend das Land durch die Fensterscheiben das Land vorgeführt bekommen. Man fragt sich: Was sollen die Leute draußen denken, wenn wieder so ein Bus vorbeirollt, voll mit hilflosen, nicht ansprechbaren Touristen.

Dass man es in Kuba -wo jeder Zeit für den anderen hat- auch besser machen kann, das hat die arrogante Tante in Kuba live vor einiger Zeit ebenfalls in einem sehr kurzweiligen Reisebericht beschrieben.
 

Saludos Esperanto
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Antwort #2 - 09. Juli 2011 um 13:23

Laurel   Offline
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Glauben heißt nicht wissen.

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Beiträge: 182
***
 
Nett geschrieben  Smiley

Nachdem was Du so schilderst, bist Du in Asien auch nicht pauschal unterwegs gewesen. Das nächste Mal - es gibt doch ein nächstes Mal, oder? - wirst Du auf Cuba bestimmt wieder Individual unterwegs sein und trotz verbesserungswürdiger Spanischkenntnisse kommt man genauso wie in Asien im Notfall mit Händen und Füßen und den unersätzlichen Langenscheid Mini-Wörterbuch weiter.
 

Salu2,
Laurel Lorenzo Aitken
El Padrino del SKA
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Antwort #3 - 09. Juli 2011 um 17:30

Claudia.A   Offline
Cubalibre
Cubalibre

Beiträge: 1
 
Schöner Reisebericht..... Danke
 
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Antwort #4 - 09. Juli 2011 um 19:10

Moskito   Offline
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Beiträge: 273
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Gut geschrieben Nephtalin, ich musste beim Lesen mehrmals kräftig schmunzeln  Laut lachend, genau so stelle ich mir Gruppen-Pauschaltourismus in Kuba vor...
...bin mal gespannt wie es weiter geht.
Das nächste mal unbedingt selber organisieren, macht bestimmt mehr Spaß und ist zudem preiswerter.
 

No es facil!
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Antwort #5 - 10. Juli 2011 um 11:16

nephtalin   Offline
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Cubalibre

Beiträge: 15
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Der nächste Stop sollte eigentlich cienfuegos sein, da die Horrorfamilie samt Paar aber eine riesige Welle veranstaltete, dass sie unbedingt an einem Karibikstrand halten wollten, taten wir das. Dem Busfahrer schien das nicht unangenehm, zumindest schleppte er einen riesigen Red Snapper an. Dass Fahrer ihre Touren zum Shoppen nutzen, kenne ich schon von Sri Lanka und Bali...

Ich vertreibe mir die Zeit mit 3 Hundewelpen, die auf einer Wiese sind.
Auf dem Weg nach Cienfuegos halten wir noch an diversen Straßenläden, wo der Busfahrer weitere Einkäufe erledigt. Die Horrorleute steigen jedes Mal aus und lassen sich viel Zeit bei solch wichtigen Einkäufen wie 2 Mangos. Mein Hass wächst.

In Cienfuegos werden wir einfach nur am Parque José Martí aus dem Bus geworfen und haben 30 Minuten, da wir ja am Strand schon so viel Zeit verloren haben. Es reicht also grad mal dafür, die "Einkaufsstraße", die erstaunlich sauber ist, hoch und runter zu gehen und ein paar Kekse zu erstehen, weil ich die Ankuft in meinem Hotel vor 21.30 in Gefahr sehe (so lange gibt's nur Essen).

Pünktlich sind alle bis auf die Horrorleute zurück am Bus, durch's Fenster sehen wir sie in einem Café sitzen. Nach weiteren 10 Minuten erheben sie sich endlich, gehen aber erst noch mal auf's Örtchen. Als sie dann mit knapp 20 Minuten den Bus erreichen, fordern sie den Tourguide direkt auf, noch zur Villa an der Bahía de Cienfuegos zu fahren. Da wir eh schon spät dran sind, fragt der Guide, ob alle damit einverstanden sind. Es war mir eine Freude, dies zu verneinen Smiley

Im Hotel kamen wir um 21.20 an, und stürmten gleich zum Restaurant und ich hatte auch noch Gelegenheit, mir ein paar Brötchen für's Frühstück am nächsten Tag mitzunehmen, an dem ich wieder um 7 Uhr abgeholt wurde, um Jeep zu fahren.

Gegen 8 stand ich mit einem jungen Paar auf Hochzeitsreise an einer Strandbude in Varadero, wo wir noch geschlagene 1,5 Stunden auf den Beginn der Jeep Safari warten mussten. Beim Verteilen der Autos wurde uns Thomas, ein anderer alleinreisender Deutscher, zugeteilt. Er war sehr froh, dass er endlich Deutsche traf, da er ja kein Englisch kann. Sein Ostdeutsch habe ich dennoch nicht verstanden...

Die Autos waren enttäuschend. Irgendwelche kleinen Dinger, die aussahen wie R4's, und dazu noch Dach und Türen hatten. Mit automatischem Allradgetriebe, und keines davon sah aus, als hätte es je auf der Seite oder auf dem Überrollbügel gelegen.

Es ging los zum ersten Stop. Irgendeine "Schnorchelstation" in der Nähe von Matanzas. Wir "Deutschen" möchten alle nciht schnorcheln, also begnügen wir uns mit Cola und ich spiele mit einem Hund. Thomas, der eigentlich gefahren war, drückt sich in 30 Minuten 2 Bier rein...

Also fahre ich weiter- Es geht über Feldwege mit Schlaglöchern und schaukelt ganz lustig, jedoch befürchte ich dass dies alles an "Offroad" ist was geboten wird. Der nächste Halt -wieder einmal "bester Pina Colada"- ist irgendwo im Nirgendwo. Thomas trinkt natürlich eine Pina Colada, wir anderen halten uns an Cola und Wasser.

Danach geht's weiter zu diesem Fluß bei Matanzas, wo wir uns in Speedboote verlagern. Das Paar bettelt mich an, dass ich fahren soll...wir rasen unter ohrenbetäubendem Lärm und Benzingestank den Fluß hoch, dann können wir die Fahrer wechseln, also lasse ich Thomas fahren. Es ist die Hölle pur...wir sollten Abstand halten, nicht überholen, nicht zickzackfahren. Alles versucht der Depp dennoch...das andere Mädel und ich werden leicht zickig.

Zurück am Ufer kommt der Touri-Schlepper-Höhepunkt: eine "indianische" Gruppe" tanzt, singt und klatscht. Ich fühle mich peinlich berührt.

Weiter geht's auf irgendeine Farm im Nirgendwo, wo es Mittagessen gibt. Außerdem kann man hier reiten. Beim Essen schließe ich Freundschaft mit einem Welpen, der mein obligatorisches Palästinensertuch toll findet, und begeistert daran rumzerrt. Die Pferde sehen aus, als würden sie jeden Moment kollabieren, außerdem würde ich ihre maximale "Tragkraft" aufgrund ihrer Größe und STatur auf maximal 70 Kilo schätzen. Damit bin ich aber wohl alleine, auf jeden Fall wird auch 100 Kilo Matronen freudig auf die Tiere hochgeholfen.

An einer anderen Ecke kann man ein Krokodil halten und sich damit fotografieren lassen. Dem armen Vieh wurde das Maul mit Panzertape zugeklebt. Sobald man das Kroko hält, kramt der Besitzer noch eine Schlange aus einer Plastiktüte und legt sie einem um, außerdem kettet er die Baumratte vom Baum (Leine ca. 20 cm) und setzt sie auch noch auf einen drauf. Während ich noch überlege, ob ich den WWF anrufen muss, macht Thomas (2 weitere Bier) das Spiel natürlich begeistert mit.

Der letzte Stop, wieder ohne Offroad, ist dann Cave Saturno. Hier gibt's riesige schwarze Tausendfüßler. Außerdem ist es laut, überfüllt und dunkel. Ich verzichte auf's Schwimmen und hocke mich mit einer Cola in den Schatten. Die anderen Deutschen folgen mir, und Thomas gönnt sich die nächste Pina Colada.
Das lezte stück will er dann unbedingt wieder fahren, und da ich keine Lust auf Streit habe, lassen wir ihn. Er fährt schrecklich...wie so ein Asi der seine asigen Kumpels beeindrucken möchte. Bei uns Mädels kommt das gar nicht gut an, und als er mit Vollgas über einen etwa oberschenkelhohen Hubbel fahren will, schreien wir ihn recht fies an. Danach fährt er etwas zivilisierter.

Zurück im Hotel bemerke ich das erste Kratzen im Hals. Am nächsten Tag habe ich Fieber, Husten und Kopfschmerzen. Eigentlich wollte ich mir in meinen letzten 4 Tagen nochmal Leute suchen, um ein Taxi nach Havanna zu teilen, um es noch mal ohne Tourguide und Stress zu erkunden, aber die Klimaanlagen haben mich völlig umgehauen, so dass ich mich nur noch röchelnd und schnaufend auf Liegen aufhalte, bis ich wieder nach Hause fliege.

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Joa, so schaut Pauschaltourismus auf Kuba aus Smiley Wahrer Stress, und so würde ich es auch nicht wieder machen.

Was ich in jedem Urlaub brauche, ist eine "Basis". In Asien habe ich mir immer einen "Hauptwohnsitz" genommen, und bin von da aus eben herumgefahren, aufgrund der durchgängig niedrigen Preise ist es auch nicht schlimm, das Zimmer mal ein paar Tage alleine zu lassen. Was ich nicht mag, ist mit einem Rucksack rumzureisen und nicht zu wissen, wo ich die Nacht verbringe Smiley

Auf Kuba stellte sich mir das "Transport" Problem. Während man in Asien problemlos für wenig Geld ein Auto samt Fahrer bekommt (je nachdem wo man ist und wie man verhandelt zwischen 25 und 40 Euro am Tag), sind Privattransfers auf Kuba sehr teuer, so dass das ausfiel.
Davon abgesehen war es ja ein spontaner Urlaub, da sich durch meinen Jobwechsel eben freie Zeit ergeben hat die ich nutzen wollte. Gebucht habe ich Ende Mai, geflogen bin ich Mitte Juni...

Ich möchte auf jeden Fall noch mal in Osten von Kuba, das werde ich dann aber geplanter machen und mit weniger gruseligen Leuten um mich herum Smiley


 
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Antwort #6 - 10. Juli 2011 um 18:28

Moskito   Offline
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Beiträge: 273
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Also der Osten von Kuba ist schon mal eine gute Idee. Santiago ist dort natürlich ein 'muss', Baracoa, bzw. die Gegend drum herum, aber auch Bayamo, Manzanillo oder Guantanamo sind durchaus einen Besuch wert, die letzteren vor allem, wenn man nichttouristisches Provinzkuba kennen kernen möchte.

Landschaftlich ist natürlich die Küstenstrasse zwischen Santiago und Pilon ein Highlight ebenso die Strecke Guantanamo-Baracoa. Alle diese Orte (außer der Küstenstrasse Stgo-Pilon) kann man mit VIAZUL-Bussen, teilweise auch mit dem Zug erreichen. Taxis oder Mietwagen haben natürlich den Vorteil, dass man flexibler ist, notwendig sind sie aber nicht und bei Preisen zwischen 70-100 CUC pro Tag, zuzüglich Benzin, nicht gerade preiswert.

Übernachtungsprobleme hast du in Kuba eigentlich nie. In allen größeren Städten gibt es Casa Particulares und wenn du es nicht magst, einfach auf gut Glück zum nächsten Ort zu reisen, kannst du dich von den CP-Vermietern weiterreichen lassen, d.h. die reservieren dir ein Zimmer an dem Ort, wo du die nächste Nacht verbringen willst. Dafür kassieren sie dann 5 CUC Provision/pro Nacht.

Kuba ist meiner Ansicht nach individuell nicht schwer zu bereisen, vorausgesetzt, man hat ein paar Spanischkenntnisse. Ich war dort mit Bus, Zug, Sammeltaxi, Fahrrad, camion, camionetta und was auch immer unterwegs, und wenn es mal ein Problem gab, gab es auch immer hilfsbereite Menschen, die halfen das Problem zu lösen.
 

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Antwort #7 - 11. Juli 2011 um 00:16
labrujavieja   Ex-Mitglied

 
Schöner Bericht.....ABER nicht jeder AI-Tourist hatte Dein Pech.
Wir hatten damals, Anno 2006, genug Zeit und Muße, um uns nach dem Crash-Programm nochmal auf die Socken zu machen, um uns  z.B. die Highlights von Havanna oder Trinidad selbst anzuschauen und auf uns wirken zu lassen...daran wird doch wohl nun Keiner gehindert, trotz nervender Mitreisender.... Augenrollen

edit: Ist vielleicht auch ne Frage des Alters bzw. wo jemand aufgewachsen ist ?
@ NEPH wie alt ? Wo aufgewachsen ?
 
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Antwort #8 - 11. Juli 2011 um 09:15

Laurel   Offline
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Ich denke nicht, daß es eine Frage des Ortes ist, an dem man aufgewachsen ist, um andere Mitreisenden als störend zu empfinden. Ich kann die Ausführungen von Neph hierzu bestens nachvollziehen. Daher käme ich auch nie auf den Gedanken jemals so Urlaub zu machen, es sei denn ich werde dazu eingeladen und kann aus irgendwelchen Gründen nicht absagen (geschäftlich).

Aber warum Neph außer im zu warmen Swimmingpool und dem zu kalten Fluß nie ins Wasser gehüpft ist, sondern lieber Cola süffelt und mit dem Hund spielt verstehe ich nicht so ganz. Fandest Du das Meer und den Strand so unatraktiv, oder lag es an der Begleitung und den Umständen?

Das Du trotz des Palestinesertuches den arktischen Bedingungen im Minivan nicht trotzen konntest ist bedauerlich. Normalerweise kann man (wenn die anderen Passagiere einverstanden sind) mit dem Fahrer auch reden, daß er die Kühlung ganz ausmacht und mit offenen Fenstern fährt, oder er sie zumindest runterregelt - wenn das bei der alten Kiste noch möglich ist. Er spart ja auch Sprit dabei.
 

Salu2,
Laurel Lorenzo Aitken
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Antwort #9 - 11. Juli 2011 um 09:34

nephtalin   Offline
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Cubalibre

Beiträge: 15
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Huhu,

ich verstehe auch nicht, was Alter und Herkunft damit zu tun haben, aber okay: 37 Jahre, in Düsseldorf aufgewachsen.
Nach dem "Crashprogramm" hatten wir in Havanna 1 Stunde Zeit, in Trinidad 35 Minuten. Mir persönlich war das nicht genug Zeit...wenn mir etwas gefällt, halte ich mich gerne länger dort auf...so als Beispiel war ich auf Sri Lanka geschlagene 7 Stunden in Polonnaruwa, beim Bus-Touri-Programm hält man sich ca. 2 Stunden dort auf...in Dambulla war ich 4 Stunden, der Touri-Bus sieht da 1 Stunde vor. Vielleicht bin ich ja einfach auch zu langsam...

Und ich war auch auf Kuba durchaus im Meer, direkt vor meinem Hotel war ja auch ein schönes Riff Smiley

Nur bei diesem Jeepausflug habe ich verpeilt gepackt...ich hatte zwar einen Bikini an, aber nichts trockenes mit. Außerdem hatte ich meinen Schnorchel im Hotel liegenlassen...und Schnorchel leihen finde ich "bähhh". Und im Herdentrieb 30 Minuten rumschnorcheln find ich auch doof....davon abgesehen war der Hund zuckersüss Smiley Und in dieser Höhle war es mir schlichtweg zu voll. Ich mag nicht bei jeder Schwimmbewegung andere Menschen berühren...

Ja das Klimaanlagenproblem. Ich reagier da halt total empfindlich drauf. Wenn ich friere heisst das noch nichts, das passiert eben schnell (wobei einer anderen Frau im Van auch kalt war, den anderen aber eben nicht)

Insgesamt waren die Orte die ich gesehen habe ja auch durchaus schön und ich freue mich, dagewesen zu sein. Nur bin ich halt a) etwas allergisch gegen gewisse, bildungsferne Personenkreise und b) mag ich es halt nicht, so unflexibel zu sein und mir vorschreiben zu lassen, wieviel Zeit ich wofür brauche.

Und ich habe die Cubatur Ausflüge ja auch nur in Ermangelung einer Bushaltestelle in der Nähe und der immensen Kosten für Taxis gemacht, wäre dies anders gewesen, wäre ich nie auf die Idee gekommen Smiley
 
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Antwort #10 - 11. Juli 2011 um 09:40
Pasu Ecopeta   Ex-Mitglied

 
Gracias a dios war ich nie als Pauschaltourist auf Kuba. Danke für den kurzweiligen und witzigen Bericht!

In Havanna sind mir diese "Herden" des öfteren aufgefallen. Nein, nicht nur wegen den weissen Tennissocken und den sonnenverbrannten, halslos auf einem geschlechterübergreifend birnenförmigen Oberkörper aufgesetzen Tomatengesichtern, teils geschützt mit Sparkasse-Weltspartaghütchen. Eher aufgrund deren stresssenden Führer stellte ich mir oftmals die Frage, wieso jemand für sowas auch noch freiwillig eine recht happige Summe bezahlt.

Genervt haben mich ab und an aber nur die Fahrer der Transtur-Busse, die ihre Stinkekisten gern mit laufendem Motor (vermutlich wegen der Klimaanalge Laut lachend) zwischen Floridita und Castillo de Farnes abgestellt haben. Sass man an einem der 3 Aussentische im Castillo, gab es die volle Wolke. Das führte gelegentlich zu Diskussionen und Streit. Die Kellner des Castillos überliessen dies aber gern dem Uniformierten, der an dieser Ecke meistens stand - und der war "parteiisch", bekam er vom Castillo doch Getränke und ab und an von den Gästen ein heimliches refreco oder auch Bierchen durch die Hintertür, ausserhalb des Blickwinkels der Kamera, spendiert...

Moskito: Deine Angabe 70-100 CUC/Tag bezieht sich auf ein (Privat-)Taxi, und das ist dann inkl. Fahrer und Sprit. Ein Mietwagen zum selber fahren bekommt man je nach Kathegorie, Saison und Anmietdauer bereits ab ca. 45 CUC, meist auch schon inkl. Versicherung, exklusiv Sprit.
 
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Antwort #11 - 11. Juli 2011 um 15:44

uwe   Offline
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nephtalin schrieb am 11. Juli 2011 um 09:34:
.. allergisch gegen gewisse, bildungsferne Personenkreise und b) mag ich es halt nicht, so unflexibel zu sein und mir vorschreiben zu lassen, wieviel Zeit ich wofür brauche.
Und ich habe die Cubatur Ausflüge ja auch nur in Ermangelung einer Bushaltestelle in der Nähe und der immensen Kosten für Taxis gemacht, wäre dies anders gewesen, wäre ich nie auf die Idee gekommen Smiley


das glas splittert hier aber gewaltig.

bei den konkreten reisegewohnheiten/-wünschen bucht man doch kein hotel im nirgendwo, ohne sich VORHER schlau zu machen..
 
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Antwort #12 - 11. Juli 2011 um 17:28

nephtalin   Offline
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Cubalibre

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Hallo Uwe,

wie kommst Du darauf, dass ich VORHER nicht wußte, dass es mit ÖPNV in Nirgenwo auf Kuba schlecht ausschaut?

Mein konkreter Reisewunsch war übrigens Nepal im November. Da ich mich Mitte Mai aber spontan entschieden habe, den Job zu wechseln und so ungeplant zu freier Zeit gekommen bin, brauchte ich eine Alternative (Nepal versinkt im Juni im Monsum, und in großen Teilen Asiens wird man im Juni sehr nass...).

Wetter und kostenbedingt (Nepal ist nämlich nur verschoben und nicht gecancelt) habe ich mich für Kuba entschieden.

Hier war mir ein SCHÖNES Hotel an einem SCHÖNEN Strand in der "Nähe" von Havanna wichtig. Varadero kam für mich absolut nicht in Frage, deshalb das Hotel im Nirgendwo bei Jibacoa.

In meinen bisherigen Urlauben habe ich auch in Hotels im Nirgendwo andere Leute kennengelernt, mit denen man sich Taxen/Tuctucs/Fahrer etc. teilen konnte, und das war auch meine Hoffnung hier. Allerdings ist das Reisepublikum auf Kuba eben wohl ein anderes als das in Asien, wo ca. 50-60% der Leute (auch in "besseren Hotels") eher individuell unterwegs sind, und außer einer Gruppe Engländer, die genau an dem Abend als ich auf der 3 City Tour war nach Havanna fuhren, wollte da niemand etwas ohne Reiseleiter machen.

Also hätte ich noch die Alternative gehabt, im Hotel zu bleiben, was eben auch nicht in Frage kam...
 
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Antwort #13 - 11. Juli 2011 um 18:02

uwe   Offline
Administrator

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Beiträge: 1895
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mit "konkreten reisewünschen" meinte ich nicht das reiseland, sondern die tatsache , dass du eben kein "herdentier" bist.
wenn man dann vorher fragt, weiss man, dass jibacoa gut ist für eine woche e-book-lesen am strand, aber der rest nur von havanna geht.
1 x mehr seinen koffer ein- und auspacken und das hotel wechseln, halte ich für zumutbar Zwinkernd.
 
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Antwort #14 - 11. Juli 2011 um 20:14

nephtalin   Offline
Junior Member
Cubalibre

Beiträge: 15
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Ist es,
aber wie ich schon geschrieben habe, hoffte ich auf mehr Leute im Hotel, die etwas "freier" etwas unternehmen wollten.

Ist ja auch erledigt und alles hätte wäre wenn hilft ja auch nicht.

Davon abgesehen bin ich froh, auch mal diese Erfahrung gemacht zu haben, und im Nachhinein kann ich mich köstlich drüber amüsieren...
wo ist also Dein Problem?? Ich hab nämlich keins Smiley
 
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