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Kuba und die RAF (Gelesen: 3278 mal)
14. August 2011 um 22:04

contango   Offline
Junior Member
Cubalibre

Geschlecht: male
Beiträge: 84
**
 
...

Margrit Schiller war Mitglied der RAF. Und saß dafür sechs Jahre in Haft. Mitte der Achtzigerjahre floh sie nach Kuba. Jetzt kehrt sie erstmals nach Deutschland zurück. In ihrem Gepäck: ein persönliches, politisches Buch mit ihrer Geschichte. Ein Gespräch mit ihr in Montevideo.

Sie hat in 2011 noch ein weiteres Buch hierzu veröffentlicht:

Schiller, Margrit: So siehst du gar nicht aus!
Eine autobiografische Erzählung über Exil in Kuba und Uruguay
ISBN 978-3-86241-408-6 | ca. 172 Seiten | erscheint August 2011 | ca. 16.00 €

Zitat:
Bei Exil-Erfahrungen denken wir zumeist an Menschen, die während des Nationalsozialismus aus Deutschland fliehen mussten. Später kamen Griechen, Türken, Lateinamerikaner, die vor den Militärdiktaturen in ihrer Heimat hier Zuflucht suchten. Die ungewöhnliche Exil-Erfahrung, die Margrit Schiller beschreibt, ist gegenläufig zur Hauptströmung der Fliehenden in den letzten Jahrzehnten.

Zwei Mal wegen Mitgliedschaft in der RAF zu insgesamt mehr als sieben Jahren Gefängnis verurteilt, entschied sich Margrit Schiller 1985, nach Kuba ins Exil zu gehen, um einer erneuten Verhaftung und der drohenden Sicherheitsverwahrung zu entgehen. Acht Jahre später emigriert sie mit ihrem kubanischen Mann und den beiden in Kuba geborenen Kindern nach Uruguay, ein Land, in dem sie ihre Erfahrung als politische Gefangene mit vielen Menschen teilen kann.

Ihr Buch ist ein sehr persönliches Dokument, das grundlegende Exilerfahrungen thematisiert. Margrit Schiller umkreist in ihrem Buch die Bedeutung von Sprache, die Frage nach Identität, das Gewicht des nicht endenden Fremdseins. Sie schreibt über die Macht der Bilder und wie diese täuschen können. Mit wachem, kritischem Blick beschreibt sie die Probleme des Alltagslebens in Havanna und Montevideo.

Ihr Buch nimmt uns mit auf eine unfreiwillige Reise, für die es mehr als 15 Jahre lang kein Zurück zu geben schien.


Ein Interview aus dem Jahr 2000:

"Ich bin eine, die nie aufhört"

Haben Sie in Uruguay und in Kuba ehemalige RAF-Gefangene getroffen?

Günter Sonnenberg, Hanna Krabbe, Lutz Taufert waren zum Beispiel da. Es hat ihnen gut getan, einfach weit weg von Deutschland Luft holen zu können, ohne gleich mit Fragen bombardiert zu werden. Irmgard lief durch die Straßen und sagte: "Guck mal, wie schön der Himmel ist!" Oder: "Ich dachte, ich sehe nie im Leben wieder das Wasser." Sie hatte hier Geburtstag und mit mir den ersten Wein seit 25 Jahren getrunken.

hä?


Warum haben Sie Deutschland von einem Tag auf den anderen verlassen?

Ich war zweimal nach Paragraph 129 verurteilt. Da hätten sie mir beim dritten Mal ganz einfach wegen irgendeinem kleinen Scheißdreck Sicherheitsverwahrung geben können. Es haben damals Leute ihr Urteil gekriegt wegen eines Flugblatts; da stand nicht drin: "Bewaffnet Euch!", sondern nur die Forderung nach Zusammenlegung.

Diesmal waren Sie nur mit Handtasche und Wörterbuch bewaffnet . . .

Ich konnte kein Wort Spanisch und habe mir auf dem Flug den Satz "Pido asilo político" ("Ich bitte um politisches Asyl") zusammengesucht. Als die Immigrationsbeamten das hörten, haben sie sich kaputtgelacht. Bis dahin kannten sie nur deutsche Touristen, denen jemand die Brieftasche geklaut hatte.

Laut lachend

[...]

Welche Probleme hatten Sie in Kuba?

Zum Beispiel mit dem wahnsinnigen Machismo. Da kam ich ja wirklich vom anderen Stern. Die dachten, ich habe eine Meise mit meinem Feminismus. Und als ich schwanger wurde, existierte ich nicht mehr, sondern nur noch mein Bauch.

Durchgedreht

Und dann gleich Zwillinge . . .

Kaiserschnittfrühgeburten. Das erste Jahr nach der Geburt habe ich nie länger als eine Stunde am Stück geschlafen. In Kuba gab es keine Plastikwindeln, Strom und Wasser nur wenige Stunden am Tag. Ich habe die Windeleimer aus dem fünften Stock geschleppt und war mit meiner Kraft am Ende: Allein mit den Kids, der Vater der Kinder war oft weg, Parasiten und Durchfall. Es hat mich alles überfordert.

Wie haben Sie sich in Kuba verändert?

Kuba hat mir geholfen, in einer anderen Freiheit anders unabhängig zu sein. Mich selber als Kriterium zu nehmen und nicht dieses "Das darf man" und "Das sollte man" und "Das ist gerade angesagt", das es ja überall gibt. In Kuba war ich "die Andere" in einer völlig verschiedenen Kultur.

Laut lachend

[...]

Wissen ihre Kinder von Ihrer Vergangenheit?

Bis sie nach Uruguay kamen, nicht. Ich wollte sie in Kuba nicht zur Doppelzüngigkeit erziehen. Aber in Montevideo waren fast alle meine Freunde im Knast. Da waren sie ganz baff: „Wie, du auch, Mama?"

Augenrollen
 
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Antwort #1 - 15. August 2011 um 09:54

el mendigo   Offline
Junior Member
Meine Cubana ist die beste
Frau der Welt

Geschlecht: male
Beiträge: 65
**
 
Zitat "Acht Jahre später emigriert sie mit ihrem kubanischen Mann und den beiden in Kuba geborenen Kindern nach Uruguay, ein Land, in dem sie ihre Erfahrung als politische Gefangene mit vielen Menschen teilen kann."

Politische Gefangene, Freiheitskämpferin.
Oder doch nur Terroristin?  Augenrollen
 

50% Cubano&&  50% Aleman&&_____________&&100% perfection
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