Wenn man die Beiträge der Austausch-Doktorandin aufmerksam liest, wird relativ schnell deutlich wie schwierig das Leben für die Kubaner auch schon vor der Periodo Especial war.
All die phantastischen Geschichten über das kubanische Paradies vor 1989 muss man wohl unter die Rubrik "Legende" subsummieren.
http://www.mdr.de/damals/archiv/artikel97260.htmlEinige Beispiele:
"Das ganze Wohnheim-Ambiente war ernüchternd, obwohl man uns Ausländern schon das Beste vom Besten bot. Es gab statt Glasfenster nur Holzlamellen, die Luft ins Zimmer ließen, es aber auch entsprechend dunkel machten.
An Klimaanlagen war nicht zu denken. Dazu hatte man gleich noch an den Türen gespart. Offene Räume sorgten für Zugluft und wenig Privatsphäre.
Auch unsere Toilette hatte schon lange keine Tür mehr."
"Ich teilte das "Apartment" mit einer Kolumbianerin und einer Mosambikanerin.
Die Kubaner waren zu zwölft in einer Unterkunft derselben Größe. Auch sonst hatten wir Ausländer im Vergleich zu den Kubanern viele Vorteile. Wir konnten von unserem Stipendium in den sogenannten Diplomatenläden einkaufen. Dort gab es keinen Luxus, aber wenigstens etwas mehr als in den kubanischen Geschäften.
In diesen Momenten bemerkten wir, wie geradezu luxuriös die Versorgungslage in der DDR im Vergleich zu Kuba war."
"Auf Kuba, das bemerkte ich schnell, funktionierte die Planwirtschaft offenbar anders als in der DDR – wenig Plan und wenig Wirtschaft. Ein Beispiel: Die DDR hatte den Kubanern eine Zitrusfabrik geschenkt. Sie stand inmitten von Plantagen mit vollen und reifer Früchten. Trotzdem gelang es den Kubanern nicht, das Werk effektiv auszulasten: Mal gab es keine Arbeiter, ein anderes Mal keinen Treibstoff oder es fehlte an Verpackungsmaterial."
"Schwieriger war es, sich mit den "dias de agua" zu arrangieren.
Wasser gab es nur jeden zweiten Tag. Also mussten Vorräte angelegt und damit sparsam umgegangen werden. Wäsche waschen war immer eine größere Aktion. Entweder wurde ein Wasserkessel aufs Feuer gestellt oder, die etwas gefährlichere Variante: Zwei Konservendosen wurden über Drähte an das Stromnetz angeschlossen und in Sekunden war ein Eimer Wasser erhitzt. Man muss sich halt nur zu helfen wissen."
"Am eindrücklichsten waren die Ausflüge zu den Betrieben überall im Land, abenteuerlich meist schon jede Fahrt dorthin.
Benzinmangel hatte das öffentliche Verkehrsnetz in den 1980er-Jahren so gut wie lahm gelegt. Trampen war hier keine Modeerscheinung, sondern Notwendigkeit. Wenn man irgendwohin wollte, stellte man sich an die Straße und wartete."
Also trotz riesiger sowjetischer Subventionen funktionierte nichts, die Lage war wohl eher noch schlechter als heute.
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