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Ein sächselnder Kubaner (Gelesen: 2768 mal)
15. Juni 2003 um 18:26
errue   Ex-Mitglied

 
Ein sächselnder Kubaner

Havanna (wam.-eb)
Die Morgendämmerung liegt wie ein Weichzeichner über der kubanischen Hauptstadt Havanna. Von einem Lotsen geleitet, bahnt sich die „A’Rosa Blu“ den Weg vorbei an imposanten Festungsanlagen und prächtigen Fassaden in den Hafen. Am Anleger angekommen, packen die Passagiere für den Landgang ihre Siebensachen. Zur gleichen Zeit legt der 37-jährige Kubaner Andris in seinem schäbigen Zimmer in der Altstadt alte Dokumente und Fotos in seine Aktentasche.  

 
Vom Liegeplatz der „A’Rosa Blu“ in der Nähe des historischen Zentrums schwärmen die Kreuzfahrer zur Stadtbesichtung aus. Die Altstadt Havannas wurde 1982 von der UNESCO als Kulturerbe vollständig unter Denkmalschutz gestellt. Wohl nirgendwo sonst sind so viele Kolonialbauten in einem so vollständigen Ensemble erhalten.
Im hellen Sonnenlicht lässt sich der Glanz besserer Tage jetzt aber nur noch erahnen – die Pracht ist Melancholie gewichen. Überall bröckelt der Putz von den Fassaden, nagt Rost an den Balkongittern. Darüber können auch die riesigen amerikanischen Straßenkreuzer aus den fünfziger Jahren nicht hinwegtäuschen. Von der Calle Ospito führt eine Fußgängerzone zum Platz der Kathedrale. Rundherum stehen arkadengeschmückte Prachtbauten, darunter das koloniale Kunstmuseum. In der legendären Stammkneipe von Ernest Hemingway an der Ecke Calle Ospito/Montserrate wird für den amerikanischen Schriftsteller immer noch ein Barhocker freigehalten. Die „Bodeguita del Medio“, wo einst auch Salvador Allende, Nat King Cole und Fidel Castro ihre „Mojitos“ schlürften, ist für den Touristen ein Muss.

Hier hat Andris Stellung bezogen. Mit karibischem Charme wirft er sich den Urlaubern entgegen: „Ich möchte so gerne Deutsch sprechen, ich war doch ganz lange in Dresden“, ruft er sächselnd und zeigt den schwitzenden Deutschen ein Schwarzweiß-Foto: „Schaut her, das bin ich im Schnee in Dresden.“

1985 habe Präsident Fidel Castro auf Bitten von DDR-Staatschef Erich Honecker ihn und andere Ingenieure in die DDR geschickt, erzählt Andris. Kurz vor der Wende 1989 aber wurden er und seine Kollegen nach Kuba zurückgeholt. Und wie fühlt er sich nun in der „DDR der Karibik“? „Das Wetter ist schön, der Himmel ist blau, besser kann es mir doch gar nicht gehen“, sagt Andris. Nach zwei rumhaltigen „Mojitos“ bröckelt aber auch diese Fassade: „Kannst du mir nicht helfen, nach Deutschland zu kommen?“, fragt der Kubaner, „wir haben hier noch nicht einmal genug, um satt zu werden.“

NEUE OZ, 14.06.2003
 
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Antwort #1 - 25. April 2009 um 05:25
guzzi   Ex-Mitglied

 
Zitat:
„Kannst du mir nicht helfen, nach Deutschland zu kommen?“, fragt der Kubaner, „wir haben hier noch nicht einmal genug, um satt zu werden.“

NEUE OZ, 14.06.2003


Ja das ist leider so, wenn der gute aber wüsste wie schwer die zeit nun auch in europa ist !! Tägliche arbeit und nicht schnorren, um den lebensunterhalt zu verdienen. Das wissen leider die wenigsten kubaner.
 
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