Typen gibt's, das ist wirklich lustig. Interessant immer die Mischung von Dichtung und Wahrheit, rosaroter Brille und Spiegel ...
Hugo unterwegs: Wäre die Mauer in der Karibik nicht gefallen?Cuba ist anders als alles Andere. Sozialismus in der Karibik, Tourismusmetropole ohne Starbucks, gesunder Antiamerikanismus und Reiseverbot, Prostitution, Salsa, totaler Verfall, Fünf-Sterne Hotels und Lebensmittelrationen. Immer wenn man glaubt, man könne Cuba irgendwo einordenen, überrascht es einen.
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Fidel hat irgendwann mal in seinen zahlreichen Schriften geschrieben, dass die Ausbeutung durch das Battistaregime so gross war, dass die kubanischen Frauen ökonomisch gezwungen waren, der Prostitution nachzugehen. Zumindest das hat sich durch den Sozialismus nicht geändert. Prostitution ist der Hauptnebenerwerb hier, vom Staat geduldet und offenbar auch ökonomisch gewollt. Denn ein grosser Teil der Reisenden sind Sextouristen, Restriktionen würde wohl zu einem empfindlichen Rückgang der Einnahmen führen. Also tut man so als gäbe das nicht und versucht die zusätzlichen Devisen wieder zu vereinnahmen. Die Chicas können das verdiente Geld gleich wieder in den staatlichen Shops für westliche Waren ausgeben. Uhren, Mode, Schmuck und vor allem Schuhe. Ich habe selten in einem Stadtbild so viele schöne Schuhe gesehen, wobei man auch zugestehen muss, dass die Kubanerinnen aussergewöhnlich schöne Füsse haben. Ok, das Geld wird natürlich auch für die Schuhe und Klamotten der Freunde ausgegeben, die ihre Freundinnen und Schwestern großzügig anbieten und mit dem Erlös offenbar auch die Alufelgen und Lederlenkraeder für ihre aufgepimpten Ladas finanzieren. Die Männer werden übrigens auc gebraucht, um die Bierdosen aufzumachen, denn nahezu alle kubanischen Frauen haben künstliche Fingernägel mit schillernsten Ornamenten, sozusagen ein Akt schriller Selbstbehinderung.
Das Stadtbild ist von ungleichen Paaren geprägt. Viele sandalentragende weisse Touristen mit schwarzen oder lateinamerikanischen Frauen. Es sind allerdings nicht nur die Männer, die hier mit der Kaufkraft ihrer Währungen protzen. Auch viele Touristinnen sind mit mehr oder wenig feurigen Kubanern unterwegs, selbst in die Jahre gekommene Britinnen blühen auf und werden von den kräftigen Armen ihrer schwarzen Freunde nicht nur auf der Tanzfläche bewegt. Und nahezu ebenso hässliche Deutsche, Italiener und andere Europäer im Rentenalter versuchen sich an der Seite ihrer schönen Abiturientinnen mit ungelenken Bewegungen in ihre dritte Jugend zu katapultieren. Stolz wie Bolle ob ihrer offenichtlichen männlichen Attraktivität. Und partizipieren offenbar von den Fortschritten der modernen Medizin und Pharmazeutik.
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Aber das erstaunlichste an Cuba ist eigentlich, dass trotz der miserablen Infrastruktur so vieles funktioniert. Zumindest das, was für die Touristen notwendig ist, aber das ist ja auch eine ganze Menge. Man bedenke, dass jedes Restaurant, jeder Laden, jede Bar, jede Band und jeder Kellner staatlich organisiert ist. Trotzdem gibt es immer kaltes Bier, gute Mojitos und die meisten Gerichte auf der Karte. Und die Kellner sind nicht überfreundlich aber schnell. Also jedenfalls logistisch eine Meiserleistung, in der DDR hätte man mindestens eine Stunde auf den Gänsebraten gewartet, den einem der muffelige Ober dan vor die Nase geknallt hätte. Der offenichtliche Grund: Man brauchte das Trinkgeld nicht, es gab sowieso nichts zu kaufen.