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Reisebericht Februar / März (Gelesen: 21232 mal)
Antwort #15 - 16. März 2006 um 11:33

Elisabeth   Offline
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paroliño
CH

Beiträge: 1310
***
 
Zitat:
Wurde so was ähnliches nicht schon in Suite Havana gezeigt?


Nein, das war in Mecaniqueros, nichts ist unmöglich in Havanna.

Schau mal unter "Medien" hier im Forum, auf der zweiten Seite wird darüber berichtet.
 

Elisabeth
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Antwort #16 - 16. März 2006 um 20:00
alina   Ex-Mitglied

 
Zitat:
Unsere Forums-Antirassismuskampagne-Aktivistin Mamita weilt wohl noch in Afrika - darum übernehme ich Ihren Job.
Was Du jetzt in deutsch "Neger" nennts, welches Wort-Äquivalent benutzen dafür die Kubaner.


Also, Quesito "negro" ist auf deutsch gleichzeitig "Neger" UND "Schwarzer", was aber auch auf Deutsch so ist, denn nur ein Idiot, der nicht weiß, dass "negro" - von mir aus in Latein, Französisch oder Spanisch - "schwarz" heíßt, wird diesen begriff ernsthaft beanstanden.

Übrigens haben auch die Kubaner einen Euphemismus nämlich "prieto". "Piolo" heißt auch "negro" ist aber abwertend, wenn ich mich recht erinnere.

 
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Antwort #17 - 16. März 2006 um 20:46
alina   Ex-Mitglied

 
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Autofahren in Kuba

In Havanna ist der Verkehr schlimm. Die Verkehrteilnehmer sind wenig rücksichtsvoll, und vor allem Fußgänger leben gefährlich. Nicht selten sah ich ältere Personen über die Straße humpeln, während der Verkehr in voller Geschwindigkeit rechts und links an ihnen vorbei sauste.

In Santiago gibt es an der Straße Enramada ein Gefälle, zu dessen Fuß ich einmal  in einer Casa wohnte. Die Fahrzeuge und Motorradfahrer stellen den Motor ab, um Benzin zu sparen, was sich entsprechend in den Unfallzahlen wiederspiegelt. (Inzwischen ist die Straße in eine Fußgängerzone verwandelt worden, allerdings nur tagsüber)

Das Straßengewirr von Centro Havana besteht beinahe gänzlich aus Einbahnstrassen. Die Schilder fehlern oft und verleiten zum Falschabbiegen. Oft sind die Straßenschilder abmontiert, Die Straßen sind von unzähligen Schlaglöchern übersät, die nur ein Vorankommen im Schritttempo erlauben. Fußgänger, Bicitaxis sowie Gegnstände aller Art blockieren die Fahrbahn.

In Vedado / Miramar sind die Straßen immer noch in hervorragendem Zustand, Problem ist hier eher die fehlende Aussschilderung. Zählen hilft auch nicht viel, da manche Straße im Verlauf endet und in bestimmten Gegenden daher nicht mehr vorhanden ist. Oft hilft nur Fragen, wobei die Antworten nicht selten falsch sind.

Laut lachend

Außerhalb Havannas ist die Autopista bis nahe Sancti Spiritu einigermaßen gut ausgebaut.

Trotzdem würde ich niemandem raten nachts zu fahren, da Ochsen, Bicitaxis, Fußgänger , Fahrräder, Traktoren etc. die Straße benutzen und auch keinswegs nur den äußeren Fahrbahnstreifen benutzen.

Besonders putzig sind verzweifelte Bauern, die tweilweise in Gruppen auf die Fahrbahn stürmen, um dort Knoblauch (nach Havanna) , Guayaba-Kuchen (zwischen Florida und Ciego de Avila) , Käse (zwischen Holguin und Camaguey), Turron-Schokolade (zwischen santa Clara und Havanna) , Früchte (im Oriente) und andere Leckereien zu verkaufen. Die Qualität der Waren ist übrigens hervorragend und der Preis eher niedrig.

Die Autopista ist praktisch menschenleer, und die einzige Gefahr geht von der Langeweile und den zuweilen skurrilen Gestalten am Straßenrand aus.

Straßenschilder und Entfernungsangaben sucht man vergebens, denn schließlich soll der Fahrer nicht mit nutzlosen Informationen bombardiert werden, die ihn überfordern könnten.  Laut lachend

Große Klasse ist die Eisenbahnstrecke bei Sancti Spiritu , die völlig unvermittelt die Autobahn quert. Natürlich ohne Ankündigung.

Bei Nichtkenntnis der Strecke oder Dunkelheit dürfte ein Reifen-Totalschaden vorprogrammiert sein.  Schockiert/Erstaunt

Verkerspolizisten sind im Gegensatz zu aussagefähigen Straßenschildern und Entfernungsangaben reichlich vorhanden und immer bereit dem arglosen Touristen gegen die Abgabe einer kleinen Spende in die unverständlichen kubanischen Verkehrsregeln einzuweisen.   Laut lachend Laut lachend

Scherz beiseite, trotz meiner zahlreichen - in der Regel ungewollten  Laut lachend - Verkehrsvergehen wurde ich nur ein einziges Mal kostenpflichtig verwarnt, und das genau dann, als ich mich vollständig verkehrskonform verhielt.

Ich fuhr in einer Kolonne Richtung Flughafen Havanna. nach Passieren der Ampel winkte mich ein schwarz gekleideter Polizist mit Motorrad heraus. Mit Adleraugen hatte er erkannt, dass nur der Yuma in der Kolonne die Geschwindigkeit überschritten habe und erteilte mir eine Multa. (10 CUC) Natürlich zitierte er einen mir unbekannten Paragraphen des kubanischen Verkehrsrechtes und erklärte mir, dass er mit seinem geübten menschlichen Radarauge genau die Geschwindigkeit eines entgegenkommenden Autos zweifelsfrei messen könne.
Laut lachend Laut lachend

Naja, auch die Bitte nach Rabatt (ist es ohne Quittung billiger ??) konnte ihn nicht umstimmen.

Etwas offensiver gingen zwei Verkehrpolizisten in Vedado zu Werke, als ich dort im Parkverbot in der Nähe des Melia Cohiba parkte (Schild wie immer nicht erkennbar). Sie ließen gleich die Luft an allen vier Reifen heraus, natürlich, ohne mir etwas mitzuteilen. Allerdings verschonten sie mich von einer Multa.

Auf der Autopista häufen sich die Kontrollen nach Sancti Spiritu, aber wie in Deutschland warnen entgegenkommende Fahrzeuge durch Lichtzeichen vor der Gefahr.  Zunge

Nachts verwandelt sich die Straße in eine lebensgefährliche Zone, Es wimmelt von betrunkenen Guajiros, unbeleuchteten Traktoren, Lastern, Fahrradfahren usw.

Das nicht mehr passiert, wundert mich.

Ganz schlimm ist die Situation abseits der großen Routen. Verzweifelte Menschenmengen warten an Straßenkreuzungen und hoffen irgendwie mitgenommen zu werden.

Wir nahmen bei unserer Rückfahrt eine Nachbarin mit, die wochenlang ihren schwer kranken Mann in der nächsten Provinzstadt besuchen konnte, weil es an Transportmöglichkeiten fehlte.

??? ???

Anhalter gibts vile. Während die männlichen mit Peso - Scheinen wedeln (zuweilen auch convertible)  Laut lachend, sind die Mehrzahl der weiblichen Anhalter jung, attrakti und tragen enge Kleidung.

Auf die Frage, womit diese denn so zahlen antwortete Mima.

".Die Männer sind "sinverguenza""   Laut lachend Laut lachend Laut lachend


 
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Antwort #18 - 16. März 2006 um 22:49

Quesito   Offline
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***
 
"Das nicht mehr passiert, wundert mich. "

Ich denke schon, das viel passiert. Klar sind die Kubis das gewohnt, die Fußgänger springen gerade zu auf die Bürgersteige weil sie regelrecht gejagt werden - oft ist zu beobachten, daß kubanische Autofahrer extra die Kurve schnippeln oder Gas Geben, wenn sie einen Fußgänger "erwischen" können - oft wird auch nur gehupt "por molestar". Es passiert sicher viel - aber kubanischen Statistiken ist ohnehin nicht zu glauben!

Ich denke das in den großen Städten schon viel passiert - ansonsten gibt es halt zu wenig Autos. Und nach einen besoffenen Guajiro ohne Beleuchtung nachts auf der Autobahn kräht kein Hahn - wenn er nicht gerade von einem Yuma erwischt wurde.
 

Scheine, kleine Sonne! Scheine!
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Antwort #19 - 16. März 2006 um 23:29

derhelm   Ex-Mitglied
Cubalibre

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Mein suegro hat als Busfahrer auch einen nachts unbeleuchtet fahrradfahrenden guajiro auf dem Gewissen.

Als Fahrer hat man bei Gegenverkehr einfach keine Chance diesen Wahnsinnigen auszuweichen.

Früher habe ich bei Nachfahrten über die Landstraße bei blendendem Gegenverkehr fast auf Schrittgeschwindigkeit abgebremst. Inzwische bete ich nur noch für die leichtsinnigen, lebensmüden Kerle, die sich nachts mit dem unbeleuchteten Fahrrad ohne Reflektoren und  mit dunkler Kleidung auf die carretera trauen und nehme den Fuß nur leicht vom Gas.
 
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Antwort #20 - 19. März 2006 um 11:39

Elisabeth   Offline
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paroliño
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Also, wer in Cuba nachts fährt ist selbst schuld!
Das ist ja wie russisches Roulette.

Ich fand das Fahren in Cuba im Januar eher wieder angenehm. Wir hatten quer durch Cuba keine einzige Kontrolle. Nur nach Santa Lucia bin ich 80 Kilometer weiter gefahren als nötig gewesen wäre, weil die mit einer Kurve von 150 Grad abzweigenden Strasse von Las Tunas nach Santa Lucia überhaupt nicht ausgeschildert war, sodass wir schon fast in Camaguey landeten.

Auch quer durch Havanna im strömenden Regen ging ausgezeichnet. Von der Autopista weg bin ich schnurstracks nach La Lisa gefahren und von dort ebenfalls auf direktem Wege nach Vedado.

Nur die Rückgabe des Autos gestaltete sich schwierig. Trotz Zusicherung in Santiago, dass beim Hotel Nacional Tag und Nacht jemand anwesend ist war der Mann angeblich schon um 17.00 Uhr verschwunden. Wir kamen um 19.00 Uhr dort an. Beim Habana Libre das gleiche Lied. Es hiess dann, im Büro des Malecons muss noch jemand sein. Nur kam ich einfach nicht dorthin. Nur rechtsabbiegen gestattet und verbotenerweise einfach rüber auf der Meeresseite war durch den hohen Wellengang schlicht unmöglich.

Ich bin dann irgendwie über einen knappen Parkplatz, 5 Meter Einbahnstrasse in die falsche Richtung und dann wieder über einen Parkplatz doch noch hingekommen. Und das alles unter den Augen von 3 Polizisten. Die hatten bei all dem Regen und Kälte aber keine Lust aus ihr Häuschen zu kommen.

Der Empfang bei Havanautos war echt cubanisch "acojedor". Zuerst wurde ich praktisch herausgeschubst und nachher dumm angemacht. Auf meiner ironischen Bemerkung hin, dass es natürlich viel wichtiger sei, eine Stunde früher als Büroschluss zu Hause zu sein, als einen zufriedenen Kunden zu haben, wurde lapidar quittiert mit: "asi es".
 

Elisabeth
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Antwort #21 - 19. März 2006 um 18:26
alina   Ex-Mitglied

 
Zitat:
Ich fand das Fahren in Cuba im Januar eher wieder angenehm. Wir hatten quer durch Cuba keine einzige Kontrolle.


Die Kontrollen sind meistens auf der Strecke von West nach Ost, nach dem Übergang von der Autopista auf die Carretera Nacional (vor Ciego de Avila).

Die motorisierten menschlichen Radaranlagen in schwarzer Uniform befinden sich meist unter den Bäumen entlang der Carretera. Wie in Europa warnen sich die Autofahrer durch Lichtzeichen, so dass nur die Dümmsten in die Falle tappen.

Zitat:
Nur nach Santa Lucia bin ich 80 Kilometer weiter gefahren als nötig gewesen wäre, weil die mit einer Kurve von 150 Grad abzweigenden Strasse von Las Tunas nach Santa Lucia überhaupt nicht ausgeschildert war, sodass wir schon fast in Camaguey landeten.


Unser Meisterstück war es auf der Fahrt von der Autopista (westwärts) in Matanzas zu landen. Zur Erheitung der an einer Bushaltestelle Wartenden fragten wir dort nach dem Weg nach Varadero.  Laut lachend

Auch nicht schlecht war die Beinahekollision mit einer Betonwand, als die Strasse  in Jovellanos ohne Ankündigung nicht geradeaus weiterführte, sondern auf eine kleine Nebenstrasse nach rechts verzweigte, so dass wir mit hohem Tempo in eine Sackgasse einfuhren.

Laut lachend Laut lachend

Zitat:
Nur die Rückgabe des Autos gestaltete sich schwierig. Trotz Zusicherung in Santiago, dass beim Hotel Nacional Tag und Nacht jemand anwesend ist war der Mann angeblich schon um 17.00 Uhr verschwunden. Wir kamen um 19.00 Uhr dort an. Beim Habana Libre das gleiche Lied. Es hiess dann, im Büro des Malecons muss noch jemand sein. Nur kam ich einfach nicht dorthin. Nur rechtsabbiegen gestattet und verbotenerweise einfach rüber auf der Meeresseite war durch den hohen Wellengang schlicht unmöglich.

Ich bin dann irgendwie über einen knappen Parkplatz, 5 Meter Einbahnstrasse in die falsche Richtung und dann wieder über einen Parkplatz doch noch hingekommen. Und das alles unter den Augen von 3 Polizisten. Die hatten bei all dem Regen und Kälte aber keine Lust aus ihr Häuschen zu kommen.

Der Empfang bei Havanautos war echt cubanisch "acojedor". Zuerst wurde ich praktisch herausgeschubst und nachher dumm angemacht. Auf meiner ironischen Bemerkung hin, dass es natürlich viel wichtiger sei, eine Stunde früher als Büroschluss zu Hause zu sein, als einen zufriedenen Kunden zu haben, wurde lapidar quittiert mit: "asi es".


Auch dies kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich hatte bei meiner Mietwagenrückgabe die Gelegenheit ganz Varadero kennenzulernen. Neben der Tatasache, dass die meisten Büros um 20.30 geschlossen hatten, erfuhr ich, dass die Rückgabe nach Autotypen getrennt in verschiedenen Büros zu erfolgen hat.

Glücklicherweise fand sich ein Büro, dass offen war UND für den  Typ / das Modell zuständig war.

Augenrollen Augenrollen
 
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Antwort #22 - 19. März 2006 um 18:36

Quesito   Offline
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Irgendwie alles das selbe - ob nun Guajiros mit Todessehnsucht nachts auf der Carretera, fehlende Schilder bei wichtigen Abzweigen oder Schwierigkeiten den Wagen wieder loszuwerden, da leider die offiziellen Büroöffnungzeiten nicht eingehalten werden. Kuba- ich leibe es!
 

Scheine, kleine Sonne! Scheine!
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Antwort #23 - 19. März 2006 um 18:40

uwe   Offline
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Zitat:
Unser Meisterstück war es auf der Fahrt von der Autopista (ostwärts) in Matanzas zu landen.
spielten da alk oder drogen ein rolle? Zwinkernd auf der autobahn kann man sich nun wirklich nicht verfahren.
 
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Antwort #24 - 19. März 2006 um 19:00
alina   Ex-Mitglied

 
Zitat:
spielten da alk oder drogen ein rolle? Zwinkernd auf der autobahn kann man sich nun wirklich nicht verfahren.


Nein, eher die Hitze und das Fieber.  8) 8)

Ich meine natürlich nicht die Autopista von Havanna über Playa del Este nach Havanna, sondern die Autopista von Sant Clara nach Havanna.

Sollte natürlich westwärts heißen. Die Ausfahrt von der Autopista ist etwa 80 km von Varadero entfernt. Der Weg führt über kleine Dörfchen und Städtchen durch die Pampa.
 
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Antwort #25 - 19. März 2006 um 19:00
alina   Ex-Mitglied

 
Hier der berühmte Lichtschalter, der einmal ein Deodorant war.

8) 8) Laut lachend Laut lachend

...
 
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Antwort #26 - 19. März 2006 um 19:09
alina   Ex-Mitglied

 
Zitat:
Du bist wohl im wilden Manzanillo gelandet?

Die Stadt mit den immer noch sehr aufrechten Militantes.
Es wundert mich, dass die solche Wettspiele zulassen. Die ganze Sache wurde vermutlich relativ schnell abgewickelt?


Du als beinahe schon eingebürgerte Orientalistin wirst den tatsächlichen Ort anhand dieses Fotos sicher erraten!

...
 
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Antwort #27 - 22. März 2006 um 20:24
alina   Ex-Mitglied

 
Teil 2

Meine Bemerkung gegenüber Mima, dass das Schwein auf dem Balkon doch etwas unhygienisch sei, hatte unerwartete Auswirkungen. Als wir am folgenden Tage bei Mimas Eltern vorbeischauten, war das Schwein unten im Garten an einen Baum gekettet und kaute dort am Congris. Mima hatte mir erzählt, dass diese Aufbewahrungsmethode für Frischfleisch mit gewissem Schwundrisiko versehen sei, weil der Kubaner ein Herz für Tiere hat und besitzerlosen Schweinen, sofern sie unbeaufsichtigt sind, gerne im eigenen Haus Asyl gewährt. Dies deckt sich auch mit den Aussagen unseres Casabesitzers, der seinen beweglichen Hausrat im eigenen Schlafzimmer aufbewahrt. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um den vierbeinigen essbaren Freund des Menschen, sondern um den verrosteten Drahtesel aus dem Reich der aufgehenden Sonne.

Das Schwein bevorzugte natürlich auch den schattigen Platz unter dem großen Baum im Garten und konnte nur unter bracchialem Einsatz des muskelbepackten Nachbarn bei herzzerreißendem Gequieke dazu bewegt werden, nachts seinen Schlafplatz auf dem Balkon einzunehmen.

Als Polo Montanez verunglückte und starb, weinte der Vater von Mima. Für viele ältere Kubaner war Polo eine Identifikationsfigur, der ihnen seine Stimme verlieh.
Mimas Vater sieht auch so aus wie Polo und er freute sich, als ich ihn scherzhaft als Bruder von Polo Montanez bezeichnete. Von mittlerer Größe, ist er hager und  sonnengebräunt vom täglichen Fußmarsch zur Reismühle, wo er einen für mich nicht nachvollziehbaren Job bekleidet. Trotzdem ist Polo ein glühender Anhänger der Revolution und machte sich sogleich daran, mich über die Vorzüge der Revolution und die abscheulichen Ungerechtigkeiten des Kapitalismus aufzuklären. So erfuhr ich, dass ich als geknechteter Werktätiger keinerlei Rechte habe und bei Krankheit alle Kosten selbst tragen müsse. Nur die kriminelle Blockade der Gringos hindert den Führer daran, aus Kuba das reichste Land der Welt zu machen, so wurde ich aufgeklärt. Polo bedauerte mich, als ich ihm beichtete aus dem kapitalistischen Teil von Alemania zu kommen.
Eigentlich nimmt niemand in der Familie Polo ernst und sein Einkommen reicht nicht aus, um die Familie zu ernähren. Immerhin darf er den Fisch waschen und die Garnelen putzen, wenn gekocht wird, und das macht er gut.

Am zweiten Tag nimmt mich Mima zur Seite und klärt mich auf, dass Polo etwas einseitige Ansichten habe, aber ich solle das nicht so ernst nehmen. Ohne uns, meine Schwester und ich,  hätten wir nichts zum Essen, so sagt sie, und Polo könnte sich nicht einmal Schuhe kaufen.

Ansonsten ist Polo ein netter Kerl und immer zu Scherzen aufgelegt. Er läuft den ganzen Tag mit bloßem Oberkörper und kurzen Hosen herum und ähnelt in dieser Montur deutschen Mallorcaurlaubern.
Als wir einen Ausflug nach Santiago machen, erweist er sich Gourmand und vernichtet innerhalb kurzer Zeit die restlichen Portionen des gesamten Tisches, obwohl er vorgibt, keinen Hunger zu haben.

Laut lachend Laut lachend

Fortsetzung folgt ..........
 
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Antwort #28 - 26. März 2006 um 12:15

osvaldocuba   Offline
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***
 
Autofahren in Kuba


Autofahren in Kuba ist
mit 120kmh über die autopista zu düsen, ein schlagloch von 80cm mal 80cm zu übersehen, in den rückspiegel zu schauen und erkennen das die hinterachse sich noch im schlagloch befindet.
ist mir `96 passiert  Schockiert/Erstaunt



 
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Antwort #29 - 27. März 2006 um 20:15
alina   Ex-Mitglied

 
Es gäbe noch so viel mehr zu erzählen (Angebote für Hauskäufe, Schwarzmarktgeschäfte und vieles mehr ) aber aus Datenschutzgründen kann ich darüber nicht berichten.

8)

Selbstverständlich sind alle Namen in den Berichten geändert.

8)


TEIL 3 UND ENDE


Das Leben im Wohnblock

Theoretisch gibt es auch Wohnungstüren, aber diese sind praktisch immer geöffnet, solange die Bewohner nicht gerade zur Nachtruhe gehen. Die Nachbarinnen gehen bei der Familie ein und aus und das Schwätzchen auf dem Treppenflur des Hauses stellt die Hauptbeschäftigung des Wohnblocks dar. Ich verliere schnell den Überblick, welches Gesicht zu welcher Familie gehört und schon nach einigen Stunden habe ich gezwungermaßen einen Gesamtüberblick über alle Zimmer und Wohnungen in unserem Treppenaufgang gewonnen.

Die kleinen Schulmädchen sind besonders auskunftsfreudig und erzählen mir jedes Detail der Quincenera-Feier ihren Schwestern, Cousinen, Bekannten und Verwandten. Ich muss unzählige Fotoalben mit Quincenera-Fotos durchschauen und mir die Einzelheiten erklären lassen. Die Fotos gleichen sich, wie im Karneval müssen die Hauptdarstellerinnen in verschiedene Kostüme schlüpfen (Prinzessin, Zigeunerin, Diva, Badenixe etc.) und ihre weiblichen Vorzüge zur Schau stellen. Einige Aufnahmen erinnern eher an schlecht gemachte Playboy-Aufnahmen und fallen nicht immer vorteilhaft für die Betroffenen aus. Immer dabei sind Fotos mit Cristal-Werbung. Wie mir erklärt wird, soll hierbei die Popularität des Mädchens bei der männlichen Zielgruppe unterstrichen werden.
Die Fotoalben erinnern mich an Werbealben von Möchtegern-Models und ich habe das Gefühl, dass die eloquenten Werbebotschaften der kleinen Schwestern den Marketingkampagnen der Eltern nachempfunden sind, die vermutlich hiermit die Partnerschaftschancen ihrer Kinder verbessern wollen.

Die Fotokampagnen

Schnell hat sich im Block herumgesprochen, dass der Yuma mit einer Kamera bewaffnet ist, und es dauert nicht lange, bis eine Flut von Frauen – von 16 bis 35 – mich aufsucht, um mit Ihnen Fotos zu machen. Viele haben sich vorher geschminkt und werfen sich in Pose. Allerdings lehne ich es ab Nacktaufnahmen zu machen, da Mima sonst wohl intervenieren würde.

Ich werde gebeten die Fotos zuhause zu veröffentlichen und im Bekannten- und Freundeskreis herumzureichen. Ich verspreche nichts, denn über Erfolgshonorare wurde nicht gesprochen. Wenn ich mal als Mediendesigner oder Reiseführer arbeite, werde ich über diese Diversifikationsmöglichkeit nachdenken.

Die Seifendiplomatie

Mima weiß, dass der soziale Konsens innerhalb der Nachbarschaft ein fragiles Gebilde ist. Sicher man hilft sich gerne und schwatzt miteinander, aber jegliches Zeichen von Wohlstand beim Nachbarn wird argwöhnisch beobachtet und führt zu sofortigen Reaktionen wie Neid, Verbreitung von meistens falschen Gerüchten oder auch mal zur Anschwärzung beim örtlichen CDR.

Viele Häuser gleichen von außen Ruinen oder machen einen heruntergekommenen Eindruck. Im innern hingegen sind sie hervorragend renoviert und mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet.

Mima hat sich deswegen was Schlaues ausgedacht und im Supermarkt einige Stück Seife gehortet (die gute Lux für 0.75 CUC), mit der sie die Nachbarinnen (die Männer haben sich ja bekanntlich meistens aus dem Staub gemacht) nacheinander besucht um ihnen das Werbepräsent zu überreichen.

Da Mima selbstverständlich solche Anlässe für Marktforschung, Informationsaustausch und Klatsch benutzt, benötigt sie für solche diplomatischen Missionen nicht selten einen Vormittag.

Laut lachend

ENDE
 
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