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Re: Liebe, Chaos, falsche Hoffnung (Gelesen: 14920 mal)
05. April 2006 um 00:38
errue   Ex-Mitglied

 
Also eines muss dir klar sein: Die Zusammenhänge, die du zum Teil andeutest und die Überlegungen, die du anstellst, kannst du alle in die Tonnen kloppen.

Warum? Wichtigste Grundregel in Havanna: Die Straße schweigt und wird dir nie die Wahrheit sagen. Zur "Straße" gehören neben den Jineteras und ihren chulos alle Casabesitzer, ob Parteimitglied oder nicht, auch die Nachbarn jeder Jinetera werden dir nichts Wahres berichten, wenn ich es recht überlege, eigentlich kein Kubaner; selbst deine Deutschexpertin wird dir nie die Wahrheit sagen, denn das ist das ungeschriebene Gesetz bei solchen Beziehungen in ganz Kuba. Wenn du mal eine Andeutung bekommst die etwas Richtiges enthält, dann hast du Glück gehabt. Selbst wenn es dem eigenen Interesse dienen würde, wird dir keiner die Wahrheit sagen, sondern im Bedarfsfall halt noch eine Lüge draufsatteln.

Deine "Geliebte" wohnt übrigens in einer sehr berüchtigten Straße Havannas. Hatte sie die auch im Carnet stehen? Ich frage, da es dort jede Menge illegale Absteigen für "Dienstleisterinnen" gibt.

Dass was ich aus deinem Bericht schließe, ist wenig erfreulich: Nach meiner Meinung hatte sie bei deinem zweiten Besuch einfach bessere "Kundschaft", die 10 CUC für den Sohnemann der Chefin waren Schweigegeld. Dass sie beim ersten Mal keine Kohle genommen hat, heißt, dass sie es nicht nötig hatte und quasi Kundenaquise betrieben hat. Kommt öfter vor! Das mit der Einladung eines Ehepaars ist wohl eher der Auslandsaufenthalt bei einem anderen Novio gwesesen. Den Rest kannst du dir denken. Wie gesagt nur meine Einschätzung!

Irgendwo hier im Forum steht eine Geschichte von mir über meine "Italiana", die neben mit im Bett liegend ihrem Italiano Liebesschwüre in den Hörer flüsterte, gleichzeitig aber noch zwei andere Italiener und mich am Start hatte. Zum Glück kannte ich mein "schweres" Schicksal. Smiley

errue
 
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Antwort #1 - 05. April 2006 um 01:19
el_maquinista   Ex-Mitglied

 
Danke für Deinen Bericht, Jazzmatz!!
Das schlimmste, was einem Cubi passieren kann, ist als chivato(Verräter) geoutet zu werden, deswegen schweigt die Straße im allgemeinen. Die halten zusammen wie Pech und Schwefel und haben - wenn nicht noch andere - so doch zumindest dieses Interesse daran, wie Errue ganz richtig beschreibt. Gilt im Campo erst recht, wo jeder jeden kennt (aber auch Havanna ist ein Dorf Augenrollen)!
 
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Antwort #2 - 05. April 2006 um 09:57

tristessa   Offline
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Zitat:
Vorab möchte ich sagen, und dies ohne jeglichen zornigen Hintergedanken, wir Europäer verstehen die Kubaner in keiner Weise. Ehemaligen Ossis kommen gewisse Dinge des alltäglichen Lebens auf Kuba noch vertraut vor. Aber mal ehrlich, in so einem Zustand haben die Leute in Ostdeutschland wohl nie gelebt.


Du hast völlig recht, wir können die Kubaner nicht verstehen. Sie leben in einer völlig anderen Realität. Deshalb sind sie keine schlechten Menschen, sondern sie folgen einfach anderen, sagen wir mal, historischen Regeln, Mustern und Werten. Da ist der beste Freund, derjenige, der einem Mitmenschen ein Messer in den Bauch rammt um dich zu retten, derjenige, der besser lügt um dich nicht zu verpfeifen, derjenige, der zu dir hält auch wenn du illegale Geschäfte treibst (und das ist fast nicht vermeidbar:nach wenigen Tagen Kuba war ich voll dabei). Das sind doch alles beachtliche Werte!

Ich hatte das 'Glück' eine ähnlichh gelagerte Geschichte auf der ländlichen, wild-west anmutenden, Guajiro-Ebene zu erleben. Da ist's dann ein bisschen 'unschuldiger', wenn auch nicht weniger hart, als in der Grossstadt, wo die sozialen Strukturen noch zerrütteter und die Umwelt verschissener sind.

Für mich lässt sich das alles nur aus dem historischen Kontext heraus erahnen. Wenn man die Geschichte der letzten Jahrhunderte im Raum Karibik betrachtet gehen einem da einige Lichter auf. Die Vorfahren vieler dieser Menschen mussten Jahrhunderte mit ansehen, wie Weisse ihre Familienmitglieder vier-teilten und sonstwie zu Tode folterten. Das ist eine durch und durch traumatisierte Gesellschaft, die es irgendwie geschafft hat einen Wildwuchs von funktionierende Überlebensstrategien zu entwickeln.
Dazu empfehle ich den Roman von James A. Michener: Karibik; darin wird auch sehr gut beschrieben, wieso die Menschen so erpicht darauf sind, das Blut ihrer Kinder mit weissem Blut aufzubessern, also möglichst in eine hellere Schicht einzuheiraten. Das hat sich im Unterbewusstsein der Gesellschaft eingeschlichen und das schleckt keine Negritude und kein Sozialismus mehr weg!
Als ich den ehrlichen Uni-Professor (übrigens un chino-prieto) an seinem Geburtstag anrief, um ihm zu gratulieren, war er ganz aus dem Häuschen: das sei das schönste Geburtstagsgeschek! Später in einem Brief schrieb er, es sei das schönste Geschenk gewesen, da ich trotz meiner wichtigen Beschäftigungen und Sorgen (ocupaciones y preocupaciones) an ihn dachte, dass eine blonde Frau aus Übersee an ihn denkt und zum Hörer greift hat ihn überglücklich gemacht! Weil er zu den 'Ehrlichen' gehört, muss er sich nicht einmal mit mir paaren, es genügt ihm das Wissen, dass ein 'Übermensch' an ihn denkt. Diese Sklaven-Mentalität eines hoch gebildeten Mannes hat mich sehr erschüttert. So wie mich auch die kindlichen Lügen und Ausreden meines Liebsten berührten. Erst wenn man diese Menschen versteht (wenn man versteht, das es nichts zu verstehen gibt, sondern alles nur erkämpft und erlitten werden kann), wird man sie lieben können.
 
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Antwort #3 - 05. April 2006 um 14:24

Elisabeth   Offline
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Zitat:
Sie zeigte mir ihren Pass, der noch ein gültiges Visum für die EU hatte und erklärte mir, dass sie am Flughafen als Frisörin arbeite und dort ein Ehepaar aus der Schweiz kennengelernt hat, die sie eingeladen haben.Sie zeigte mir Bilder von der Reise und sie zeigte mir Bilder ihrer erwachsenen Kinder.


Wenn sie ein Schengenvisum im Pass hatte muss sie durch sonst jemand eingeladen worden sein. Schweizer die nicht in einem EU-Land wohnen können niemand in ein EU-Land einladen. Das muss schon ein Eingesessener sein.

Waren die Foto's eindeutig aus der Schweiz oder hätten sie irgendwo aufgenommen werden können? Denn wenn sie kein Visum für die Schweiz hatte (und das sieht ziemlich anders als ein Schengen-Visum aus!) kann sie kaum hier gewesen sein.

Aber das passt ja alles schön zur restlichen wirren Geschichte. Eindeutig ist ja wohl, dass sie dich nicht sehen wollte.
Vergiss das Ganze.

 

Elisabeth
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Antwort #4 - 06. April 2006 um 11:28

uwe   Offline
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Zitat:
Es bleibt eben nur die Erinnerung an das schöne , kurze Gefühl der Geborgenheit.
wie romantisch.
2 frauen in ein hotel mitzunehmen, wo sie riskieren in den knast zu wandern, innerhalb einer woche es nicht zustande bringen, sie in ihrer wohnung/huette zu besuchen, sie als nutten zu titulieren..........
ist das nun naiv, dumm oder ignorant?
jeder gute 6tourist benimmt sich besser.
 
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Antwort #5 - 07. April 2006 um 09:20

Elisabeth   Offline
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Ach, Jazzmatch, das tut Uwe ja nur um der Diskussion neues Leben einzublasen. Seit Jahren schon hat er die Funktion des Abogado des Diabolo übernommen.

Aber du nimmst es ja mit Humor!


Eigentlich gäbe es zu den historischen Zusammenhängen schon noch mehr zu sagen. Die liegen aber m.E. doch vorwiegend im heutigen System beschlossen. Die Zeiten der absolutistischen Monarchien sind nun mal grösstenteils vorbei.
 

Elisabeth
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Antwort #6 - 03. Mai 2006 um 12:25

sufy   Offline
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Hi Jazzmatz,

wie du bin ich auch nach Cuba gereist, ohne einen Partner oder Sex zu suchen. Ich habe mich sehr verliebt und kann gut verstehen, wie du dich fühlst und warum du so viel getan hast. Ich muss gestehen, dass ich zu jeder Dummheit bereit bin und meine Prinzipien wie das Wasser in der Wüste verdampft sind. Aber etwas Gutes hat dieser unselige Zustand doch auch, denn man kommt dabei zum Leben. Cuba war für mich eine beträchtliche Horizonterweiterung und bereichert mein Leben. Ich habe viel über mich gelernt, z.B. was mir wirklich wichtig ist.

Für einen Neuanfang muss man eigentlich nicht nach Cuba reisen, aber es ist ein guter Katalysator.

Suerte
Chris
 
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Antwort #7 - 04. Mai 2006 um 12:23

sufy   Offline
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Hi Jazzmatz,

bei mir gibt´s noch nicht viel zu erzählen. Habe mich im März in einen Santiaguero verliebt. Seitdem fühle ich mich solo nicht mehr wohl und bin nahe am Verzweifeln, weil er mir so fehlt. Ich nehme die Beziehung sehr ernst.

Was mir Sorgen macht, ist der große Unterschied von erster und dritter Welt aus der wir kommen. Er würde in Deutschland die soziale Wärme Cubas vermissen und ob ich in Cuba leben könnte, muss ich noch herausfinden. Im Spätjahr möchte ich für 2 Monate nach Cuba reisen, vielleicht bin ich danach schlauer.

Lieben Gruß
Chris
 
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Antwort #8 - 04. Mai 2006 um 16:57

Elisabeth   Offline
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Chris,

darf ich fragen ob es sich um einer schwulen Beziehung handelt oder heisst du vielleicht in Wirklichkeit Christa oder Christina?

Mein Mann stammt auch aus Santiago, er lebt allerdings schon seit etlichen Jahren glücklich hier. Wenn die Familie nicht wäre - denn die fehlt ihm schon sehr - würde er nach seinen eigenen Aussagen Cuba überhaupt nicht vermissen. Er war in Cuba recht frustriert weil er überall an Grenzen gestossen ist und sich nicht mehr weiterentwickeln konnte. Hier schon, und wie!



 

Elisabeth
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Antwort #9 - 05. Mai 2006 um 13:06

sufy   Offline
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Hallo Elisabeth,

bin w. also nicht schwul....  Zwinkernd

Inzwischen habe ich mich in das Thema "Leben auf Cuba" eingelesen und denke, dass ich dort nicht für immer bleiben möchte. Ich will mich beruflich selbst verwirklichen und unabhängig bleiben - wenn ich das nicht kann, dann wird auch die Beziehung leiden.

Es freut mich zu lesen, dass sich dein Partner in Deutschland wohl fühlt.

Wie kommt er mit der Sprache hier klar? Findet er Freunde?

Gerade hat mir ein Deutscher, der in Santiago lebt geschrieben, dass die Santiagueros alle untreu seien. Zumindest in deinem Fall scheint das zum Glück nicht zuzutreffen.

Bin gespannt auf deine Antwort,

Chris
 
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Antwort #10 - 05. Mai 2006 um 13:30

Elisabeth   Offline
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Nicht in Deutschland Christa...

Mein Mann spricht ziemlich gut Französisch und damit und mit radebrechendem Deutsch kommt er ziemlich gut über die Runden. Es reicht jedenfalls für ein Minimum-Lohn aus selbstständiger Tätigkeit.

Habe ich irgendwo gesagt, dass mein Mann treu im herkömmlichen Sinne ist? Ich glaube nicht.

Ich bin auch davon überzeugt, dass es für Cubaner sehr schwierig ist, sich im Bett mit einer Frau zufriedenzugeben. Selbst finde ich das nicht so wichtig.

Treu im Sinne von aufeinander zählen können, ein richtiges Zusammenleben führen finde ich aber schon sehr wichtig. Ohne diesen Aspekten und noch einige mehr würde ich lieber allein leben.

Und: auch Cubaner werden älter und ruhiger. Diese Lebensphase ist bei meinem Mann eben schon eingetreten...
 

Elisabeth
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Antwort #11 - 06. Mai 2006 um 11:53

sufy   Offline
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Hallo Elisabeth,

du hast eine interessante Einstellung zur Treue. Ich weiß nicht, ob ich das für mich so umsetzen könnte. Wenn ich merken würde, dass er mir nicht treu ist, täte das sehr weh. Vielleicht ist es gut, nicht zuviel darüber nachzudenken, denn wenn er fremdgeht bekomme ich es hoffentlich nicht mit.

Für das Zusammenleben mit ihm ist mir die Idee gekommen, nach Spanien zu ziehen. Dort könnte er sich verständigen und das Klima ist milder als bei uns.

Viele Grüße
Chris
 
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Antwort #12 - 07. Mai 2006 um 01:31

Sharky   Offline
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Ooooch welches entgegenkommen.
Der arme Cubi, kann doch kein deutsch und dann muss
Mann/Frau gleich nach Spanien ziehen. Klasse Einstellung, das wird bestimmt eine gute Ehe. Laut lachend ??? 8) Schockiert/Erstaunt
Wenn Du meinst, dass er in D nicht zurechtkommt, dann
lass Ihn besser gleich in Cuba. 8)
Was ist er denn von Beruf???  Tänzer? Musiker?      Sportlehrer?
 

Salu2 Sharky
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Antwort #13 - 07. Mai 2006 um 12:05

Elisabeth   Offline
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Zitat:
Für das Zusammenleben mit ihm ist mir die Idee gekommen, nach Spanien zu ziehen.


Das ginge nur wenn ihr verheiratet seid. Ausserdem braucht es noch irgendwelche Einkünfte die du wohl anfangs bestreiten müsste. Die Löhne sind in Spanien eher niedrig und die Lebenskosten recht hoch.

Bedenke auch, dass ein Grossteil Spaniens im Alltag kein Castillano redet, sondern Catalan, Mallorquin, Baskisch, Gallego und noch ein paar andere.

Mein Schwägerin lebt jetzt seit 2 Jahren in Barcelona und hat immer noch keine Arbeit, abgesehen von Gelegenheitsauftritten als Sängerin. Dabei sucht sie es nicht gerade hoch. Sie wäre schon sehr froh um einer Stelle als Putzfrau in einem Altenheim. Sie spricht natürlich Castillano und inzwischen auch etwas Catalan. Cataluña ist ausserdem ein eher wohlhabender Landstrich mit viel Arbeit.
Dennoch...

Sufy, entschuldige, aber du träumst einen zugegebenermassen im Moment schönen Traum. Die Realität des Neuanfangs hier in Europa ist für beide Parteien wenigstens in den ersten Jahren extrem hart.
 

Elisabeth
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Antwort #14 - 07. Mai 2006 um 13:33

sufy   Offline
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Bin eine unverbesserliche Idealistin..  Danke für euer Feed-back!

@Sharky: Er arbeitet an einer Tankstelle. Ich vermute mal, dass D ihm nicht gefallen würde. Unsere Mentalität ist so verschieden, wir Deutschen leben um einiges isolierter als die Cubaner. Dann die langen Winter. Aber es kann sein, dass ich mich täusche und das Leben in D würde ihm trotzdem gefallen. Der Mann von Elisabeth fühlt sich wohl hier, wie sie schreibt. Aber er ist selbständig tätig.

Meine Idee mit Spanien war nicht Selbstlosigkeit, es würde mich auch so reizen, im castillano-sprachigen Ausland zu leben. Kann auch Chile sein. Ich mache mir nur Gedanken, wie es weitergehen könnte.

@Elisabeth: Das mit dem Arbeitsmarkt in Spanien ist ein wichtiger Aspekt. Erst müsste ich von D aus einen Job finden, bevor ich umziehe.
 
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